84 laſſen. Wenn die Beamten nun plötzlich das erhöhte Schulgeld in ihren Etat einſetzen müßten, ſo würden ſie dadurch ſehr belaſtet. Ich glaube, eine Erhöhung um 20 ℳ genügt ſchon. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren! Die Zahl der Freunde des Herrn Kollegen Bollmann ſcheint in ſeiner Fraktion doch ſehr groß zu ſein denn es hat ſich noch niemand auf den Standpunkt des Etatsausſchuſſes geſtellt. Deswegen möchte ich doch darauf hinweiſen, daß die angeführten Gründe in keiner Weiſe beweiskräftig erſcheinen. Die Mehr⸗ heit des Etatsausſchuſſes und früher auch die Mehr⸗ heit der Freunde des Herrn Kollegen Bollmann hat ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß, ſo ſehr man auch allen Bildungsbeſtrebungen entgegenkommen ſoll, man doch für Vorſchulen auch beſondere Belaſtungen unbedenklich einführen könne, ja geradezu einführen ſolle. Es iſt ganz gewiß richtig, was Herr Kollege Bollmann ſagt, daß es namentlich Eltern, die mehrere Kinder haben, recht hart empfinden, wenn ſie ein hohes Schulgeld bezahlen müſſen. Aber, meine Herren, niemand hindert die Eltern, die mehrere Kinder haben, ihre Kinder in den erſten Lebens⸗ jahren in unſere Gemeindeſchulen zu ſchicken, und wenn Eltern ſo eitel ſind, daß ſie partout haben wollen, ihre Kinder ſollen eine ſogenannte beſſere und höhere Schule ſchon vom 6. Lebensjahre an beſuchen, wenn ſie ſo eitel ſind, ſich deſſen zu ſchämen, daß ihre Kinder mit den Kindern des Volkes auf derſelben Schulbank ſitzen, dann dürfen ſie ſich doch nicht be⸗ klagen, wenn ſie für dieſe Eitelkeit auch die ge⸗ bührende Steuer bezahlen müſſen. Die Erhöhung des Schulgeldes in den Vorſchulen kann man direkt als eine Eitelkeitsſteuer bezeichnen. Und welcher er⸗ denkliche oder erſinnliche Grund liegt denn nun vor, die Eltern, die mehrere männliche Kinder haben, anders zu behandeln als diejenigen Eltern, die mehrere Kinder weiblichen Geſchlechts haben. Der einzige Grund, den Herr Kollege Bollmann ange⸗ führt hat, war der: ja, in Wilmersdorf tut man das. Ja, meine Herren, müſſen wir denn — na, ich will mich ganz parlamentariſch ausdrücken — jede nicht ganz verſtändige Maßregel, die Wilmersdorf trifft, unſererſeits auch treffen? Wenn Wilmersdorf die Eltern mit Töchtern inbezug auf das Schulgeld in den Vorſchulen anders behandelt als die Eltern mit Söhnen, ſo kann das doch niemals ein Grund ſein, daß ſich Charlottenburg auf den gleichen Boden ſtellt. Ich kann Sie daher nur nochmals bitten, dem An⸗ trage des Etatsausſchuſſes zuzuſtimmen. Stadtv. Otto: Meine Herren! Weil mich Herr Kollege Dr Borchardt ſozuſagen herausgelockt hat, will ich hier im Namen der Minderheit nur ganz kurz erklären, daß wir im weſentlichen den Gründen, die Herr Kollege Dr Borchardt ausgeführt hat, nach wie vor zuſtimmen und den Antrag des Herrn Kollegen Bollmann ablehnen werden. Stadto. Dr Stadthagen: Meine Herren! Nicht um ganz kurz zu reden, habe ich mich gemeldet, ſondern um eventuell ſolange zu reden, bis diejenigen Stadtverordneten, die augenblicklich nicht im Saale ſind, hier erſcheinen. (Zurufe. Ich glaube, bei einer ſo wichtigen Angelegenheit, die auch in den Geldbeutel der Bewohner Charlotten⸗ Sitzung vom 26. Februar 1914 N burgs hineingreift, iſt es doch richtig, daß möglichſt viel Stadtverordnete ihre Stellung zu der Sache be⸗ kunden. Was die Frage ſelber betrifft, ſo ſchießen, glaube ich, die Freunde des Herrn Kollegen Bollmann etwas vorbei, nämlich inſofern, als ſie doch nicht bedenken, daß hier die Mädchen mit den Knaben gleich geſtellt werden ſollen. Wenn die Sätze für die Knabenſchulen erhöht ſind, dann beſteht, glaube ich, dasſelbe Recht, auch diejenigen Eltern höher heranzuziehen, die ihre Mädchen auf höhere Schulen ſchicken, und ich glaube, daß diejenigen, die Mädchen auf höhere Schulen ſchicken, im allgemeinen ſogar vielleicht eher in der Lage ſind, dieſe Koſten zu tragen, weil — und das Moment iſt hier noch nicht betont worden — die Mädchen heutzutage viel früher zu einem Erwerb kommen, namentlich diejenigen, die höhere Schulen beſuchen und ihre Examina abſolviert haben, als die Knaben. Das werden mir die Herren zugeben. In⸗ folgedeſſen iſt auch dort die Möglichkeit, höhere Be⸗ laſtungen zu tragen, viel größer als im erſten Fall. Ich glaube, wir werden ſchon aus dieſem Grunde dem Vorſchlage des Etatsausſchuſſes zuſtimmen können. Meine Herren, es gibt aber auch noch andere Gründe, die uns veranlaſſen ſollten, an dem Vor⸗ ſchlage des Etatsausſchuſſes nicht zu rütteln. Wir haben im Etatsausſchuß mit Mühe und Not einen Ausgleich innerhalb unſeres Etats herbeigeführt. Wenn wir nunmehr eine höher veranſchlagte Poſi⸗ tion herabſetzen, rufen wir wieder neue Schwierig⸗ keiten hervor. Meine Herren, die Situation iſt ſehr ernſt, und wir ſind es der Oeffentlichkeit ſchuldig, uns hier darüber klar auszuſprechen, wie die Sachlage iſt, und dieſe paar 10 000 ℳ, um die es ſich hier handelt, kommen allerdings auch bei der Balanzierung des ganzen Etats in Betracht; denn der ganze Etat hat nur ſchwer ins Gleichgewicht gebracht werden können. Weiterhin muß aber bei die ſem Etat auch auf den nächſtjährigen Etat Rückſicht genommen werden. Diesmal haben wir noch ungefähr 860 000 ℳ aus dem Ueberſchuß des vorvergangenen Jahres einſtellen können; in den nächſten Etat werden wir einen der⸗ artigen Betrag zu unſerem Bedauern nicht mehr vor⸗ tragen können. Nach den Erklärungen, die der Ma⸗ giſtrat abgegeben hat, wird es wahrſcheinlich nicht möglich ſein, im nächſten Jahre überhaupt einen we⸗ ſentlichen Betrag vorzutragen. Folglich müſſen wir den Betrag von 800 000 bis 900 000 ℳ und even⸗ tuell auch den hohen Betrag aus dem Ausgleichs⸗ fonds, den wir jetzt entnehmen müſſen, eigentlich in dieſem Jahre durch Ueberſchüſſe, die die Werke liefern, wieder einbringen. Daß das nicht leicht ſein wird, wird jedem klar ſein. Meine Herren, bei dieſer Sachlage möchte ich dringend warnen — ich will auf die übrigen allge⸗ meinen Etatsangelegenheiten nicht näher eingehen, wir werden ja bei anderen Kapiteln darauf noch zu ſprechen kommen „hier an dem Beſchluß des Etats⸗ ausſchuſſes zu rütteln, und zwar auch aus den auf ſachlichem Gebiete liegenden Gründen, die vorher von mir erwähnt worden ſind. Stadtv. Bollmann: Meine Herren! Ich möchte Sie nochmals bitten, den Antrag auf Ermäßigung des Schulgeldes anzunehmen. Ich wundere mich, daß Herr Kollege Borchardt nicht verſtehen will, daß mindeſtens eine Uebergangszeit nötig iſt. Herr Dr. Borchardt, Sie wollten ja bei der Luſtbarkeits⸗