86 die Diskrepanz, über den auffallenden Widerſpruch bitte ich Sie, mich in dieſer Sitzung nicht zu be⸗ fragen, weil ich es für richtig halte, daß wir das in der Deputation erledigen. Jedenfalls nagle ich die⸗ ſen Widerſpruch, der hier zwiſchen den fachmänniſchen Erklärungen und der Handhabung in der Praris be⸗ ſteht, feſt. Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren! Da Herr Kollege Schwarz nur auf eine beſtimmte Po⸗ ſition eingegangen iſt, will ich das in der gleichen Weiſe tun, zumal wir hierzu einen Antrag geſtellt haben. Wer den Ausführungen des Herrn Kollegen Schwarz folgt, der könnte zu der Meinung kommen, als ob innerhalb derjenigen Leute, die etwas von der Sache verſtehen, d. h. bei all denjenigen Leuten, die ſich mit Gemeindeſchulangelegenheiten befaſſen, nur eine Stimme darüber herrſcht, daß die Organi⸗ ſation des Nachhilfeunterrichts in Charlottenburg ſachlich und techniſch durchaus verfehlt iſt. Herr Kollege Schwarz bedauert ſogar, daß der Etatsaus⸗ ſchuß nicht nur aus lauter Schulmännern beſteht; denn er iſt der Meinung, daß dann auch im Etats⸗ ausſchuß darüber nur eine einzige Stimme geherrſcht hätte. Demgegenüber möchte ich feſtſtellen, daß es der Etatsausſchuß in ſeiner Mehrheit ausdrücklich abgelehnt hat, in eine Unterſuchung dieſer Frage, die ja gar nicht zu ſeiner Kompetenz gehörte und die er zu entſcheiden auch gar nicht fähig war, ein⸗ zutreten. Ganz ausdrücklich wurde im Etatsaus⸗ ſchuß, nachdem einige Schulmänner geſprochen hatten, von der Mehrheit der Schluß der Debatte angenom⸗ men, und zwar mit der Begründung, daß man ja doch ſachlich in dieſer Frage aar keine Stellung neh⸗ men könne, und daß es gar keinen Zweck habe, nun auch noch wieder Gegengründe von der anderen Seite zu hören. Gerade gegenüber den wiederholten Darſtellungen, als ob die Schulmänner darin einig ſeien, daß die Charlottenburger Form des Nach⸗ hilfeunterrichts vom pädagogiſchen Standpunkt aus zu verurteilen ſei, kann nicht nachdrücklich genug darauf hingewieſen werden, daß ein ſolcher Stand⸗ punkt gegenüber unſerem Nachhilfeunterricht inner⸗ halb derjenigen Körperſchaften, die darüber zu ur⸗ teilen berufen ſind, alſo in letzter Inſtanz Magiſtrat und Stadtverordnetenverſammlung, vorbereitet aber durch Beſchlüſſe der zuſtändigen Deputationen, Schuldeputation und gemiſchte Deputation zur Be⸗ ratung der Maßnahmen zur Hebung der Volksſchu⸗ len, bisher noch nie eingenommen worden iſt. Es ſind zwar Angriffe gegen den Nachhilfeunterricht auch innerhalb dieſer Korporationen — von der Schul⸗ deputation weiß ich es nicht, ihr gehöre ich nicht an; was dort vorgegangen iſt, kann ich nicht ſagen — er⸗ hoben worden; aber die gemiſchte Deputation hat ſich ſtets mit überwiegender Mehrheit auf den Stand⸗ punkt geſtellt, daß ein Anlaß zu einer Aenderung unſeres Schulſyſtems nicht vorliege. Meine Herren, wenn das der Fall iſt, dann iſt es eigentlich zu bedauern, daß der Etatsausſchuß hier den Antrag ſtellt: 1 Der Magiſtrat wird erſucht, eine Prüfung vorzunehmen, ob die verſuchsweiſe eingeführte Neuorganiſation der Gemeindeſchulen nach den bisherigen Erfahrungen ſich bewährt hat und über das Ergebnis der Prüfung zu berichten. Sitzung vom 26. Februar 1914 Denn dieſe Reſolution kann ja doch nur ſo aufgefaßt werden, als ob plötzlich ſehr erhebliche Bedenken in bezug auf die Bewährung dieſer Neuorganiſation aufgetaucht ſind. (Stadtv. Dr Liepmann: Sind ſie auch!) Es iſt noch weniger als ein Jahr her, daß der Ma⸗ giſtrat den Bericht darüber erſtattete, der ſeinerzeit zur Kenntnis genommen wurde. Es beſtanden ſchon damals dieſelben Bedenken; wir gingen aber darüber hinweg, indem wir den Bericht zur Kenntnis nah⸗ men. Ich möchte auch betonen, daß die in dieſer Re⸗ ſolution enthaltene Wendung „verſuchsweiſe einge⸗ führte Neuorganiſation“ etwas irreführend iſt. Es könnte das den Anſchein erwecken, als ob die Stadt Charlottenburg hier verſuchsweiſe eine Neuorganiſa⸗ tion eingeführt hat. Das iſt nicht der Fall. Die Stadt Charlottenburg hat in früheren Jahren dieſe Organiſation verſuchsweiſe eingeführt und nachdem ſie in einem Teil unſerer Schulen einige Jahre be⸗ ſtande hatte, ging das Urteil der Gemeindekörper⸗ ſchaften dahin, daß ſich dieſer Verſuch bewährt habe und daß man nunmehr zur endgültigen Einführung übergehen ſollte. Seitdem — ich kann das Jahr nicht genau angeben, ich glaube, es ſind drei Jahre her — handelt es ſich alſo für uns nicht mehr um eine verſuchsweiſe, ſondern um eine definitive Ein⸗ führung. Wenn trotzdem der Etatsausſchuß hier das Wort verſuchsweiſe eingeſetzt hat, ſo kann das, wie geſagt, nur zu Irrtümern Veranlaſſung geben. Der Etatsausſchuß hat das Wort deswegen gewählt, weil alle ſolche Neuorganiſationen ja der Genehmigung der Aufſichtsbehörde bedürfen, und in der Genehmi⸗ gung, die erteilt iſt, iſt allerdings wie bei allen ſol⸗ chen Genehmigungen, die nur auf Widerruf erteilt ſind, geſagt, es handle ſich um einen Verſuch, und zu dieſem Verſuch wird die Genehmigung erteilt. In dem Sinne alſo, daß es die Aufſichtsbehörde als einen Verſuch betrachtet, iſt es ein Verſuch; für die Gemeindekörperſchaften aber handelt es ſich um ein Definitivum. Und nun könnte man angeſichts der, ich will nicht ſagen, zahlreichen, aber der oft wieder⸗ holten Angriffe auf die gegenwärtige Form des Nach⸗ hilfeunterrichts möglicherweiſe zu der Auffaſſung kommen, daß der Magiſtrat vielleicht nicht häufig genug der Stadtverordnetenverſammlung Bericht er⸗ ſtattet hat. Aus dieſer Auffaſſung heraus hat dann der Etatsausſchuß dieſe Reſolution beſchloſſen, die ich für verfehlt halte, weil ſie eben nach außen hin einen ganz anderen Eindruck erwecken muß. Dieſer Eindruck muß noch dadurch verſtärkt werden, daß ſich der Etatsausſchuß aus, ich weiß nicht was für Gründen, wenn nicht denen allgemei⸗ ner Sparſamkeit, bemüßigt geſehen hat, von der vom Magiſtrat eingeſetzten Poſition von 50 000 ℳ noch einfach 10 000 ℳ ohne jede weitere Begründung abzuſtreichen. Freilich iſt der Etatsausſchuß dabei nur böſen Beiſpielen gefolgt. Zunächſt einmal hat der Etatsausſchuß ſchon im vergangenen Jahre von der angeforderten Summe einfach ohne jede Be⸗ gründung 5000 ℳ abgeſtrichen und geſagt: Schul⸗ verwaltung, richte dich ein. (Stadtv. Otto: Nicht der Etatsausſchuß!) — Oder das Plenum, der Etatsausſchuß hatte das abgelehnt. Herr Kollege Otto hat ganz recht; meine