Sitzung vom 26. Februar 1914 Das kann nachher geſchehen, wenn man der Anſicht iſt, daß es nicht nötig iſt, daß der Betrag zu hoch iſt. Andrerſeits, meine Herren, kann ich mich aber auch nicht auf den Boden des Antrages des Herrn Dr Borchardt ſtellen, daß man die 82 000 ℳ wieder einſtellen ſoll, die der Dezernent urſprünglich dafür verlangt hat. Ich meine, wenn der Magiſtrat uns eine Vorlage bringt, die 50 000 ℳ für den Nach⸗ hilfeunterricht fordert, ſo ſetze ich voraus, daß der Magiſtrat dieſen Nachhilfeunterricht in beſtimmter Weiſe fortzuführen in der Lage iſt/ und deswegen möchte ich über die Vorlage des Magiſtrats nicht hinausgehen. Ich beantrage daher die Wiederher⸗ ſtellung der Magiſtratsvorlage, für den Nachhilfe⸗ unterricht 50 000 %ℳ einzuſetzen. (Bravo!) Stadtv. Schwarz: Ich möchte Herrn Kollegen Borchardt bemerken, daß er mich mißverſtanden hat. Er meinte, ich hätte geſagt, ich wünſchte, es ſäßen in dem Etatsausſchuß lauter Schulmänner; aber ich habe bedauert, daß in dem Ausſchuß für die Prü⸗ fung des Nachhilfeunterrichts — al ſo nicht i m Etat sausſchuſſel — nicht lauter Schulmänner ſaßen und hätte gewünſcht, es wären mehr ſolche ge⸗ weſen. Ich glaube, Herr Kollege Borchardt, Sie haben geſagt, daß wir die Frage des Nachhilfeun⸗ terrichts nicht geprüft hätten. Wir haben ſie aller⸗ din gs gründlich geprüft. Leider war das Reſultat, daß 6 durch 7 überſtimmt wurden; alſo um eine einzige Stimme handelte es ſich, durch die verhindert wurde, daß der Ausſchuß den Vorſchlägen der Rek⸗ toren bezüglich der Handhabung des Nachhilfeunter⸗ richtes beitrat. Nun, meine Herren, ich ſitze in der Schuldepu⸗ tation, ich habe die Reformverſuche von Anfang an beobachten können, und ſeit Jahren kämpfe ich gegen die Mißſtände, wie ſie eine Reform ſo leicht mit ſich bringt. Der Herr Oberbürgermeiſter, der Herr Bürgermeiſter, der Herr Stadtälteſte Stendel kennen meine ſachliche Stellungnahme in der Schuldeputa⸗ tion. Alſo über mein pädagogiſches Motiv dürfte kein Zweifel beſtehen. Aus dieſem heraus aber will ich zwei Zangen im Feuer haben. Einmal will ich die Reviſion unſerer Schulreform; ich habe immer darauf gedrängt. Zweitens aber will ich behufs ſchleuniger Abſtellung der m. E. verfehlten Nachhilfepraxis von meinem Etatsrecht Gebrauch machen und bitte Sie, meine Herren, das Gleiche zu tun. Ich bitte Sie, Herrn Kollegen Jaſtrow nicht beizutreten. Herr Kollege Jaſtrow ſagt: „Bewilligen Sie die Magiſtratsvorlage, damit in beſt immter Weiſe mit dem Nachhilfeunterricht fortaefahren werden kann.“ Gewiß kann auch bei einer Poſition von 40 000 ℳ in beſtimmter Weiſe fortaefah⸗ ren werden, eben in der Weiſe, wie ſie der Char⸗ lottenburger Lehrerverein in ſeinen Theſen, wie ſie die Rektoren in ihrer Eingabe an die Schuldeputa⸗ tion niedergelegt haben. In dieſer beſtimmten Weiſe kann fortgefahren werden, auch wenn Sie, meine Herren, 10 000 ℳ ſtreichen. Was über 40 000 ℳ hinausgeht, möchte ich hiernach hintange⸗ halten haben ſchon vor der Prüfung; was nach ihr kommt, kann jetzt hierbei nicht unſere Sorage ſein. Wir können nur nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen für die Bedürfniſſe unſerer Stadt eintreten, dazu 89 ſind wir verpflichtet, und ich entledige mich dieſer Aufgabe in dieſer ganz beſtimmten Weiſe. (Bravol) Bürgermeiſter Dr. Maier: Ich kann mich ledig⸗ lich den Ausführungen des Herrn Stadtverordneten Jaſtrow anſchließen. Ich finde, daß Herr Stadwer⸗ ordneter Schwarz in ſeinen Ausführungen nicht kon⸗ ſequent iſt. Er hat ſich im Ausſchuß ausdrücklich damit einverſtanden erklärt, daß die zuſtändige De⸗ putation die ſachlichen Fragen der neuen Organiſa⸗ tion prüfen und erſt nach Abſchluß dieſer Prüfung auch vom Standpunkt des Etats die Angelegenheit geregelt werden ſoll. Ich habe ausdrücklich im Etats⸗ ausſchuß ausgeführt, daß auch der Nachhilfeunter⸗ richt organiſationsmäßig ein Beſtandteil der Char⸗ lottenburger Schuleinrichtungen iſt, und daß er von dieſen Schuleinrichtungen nicht getrennt werden kann. Daher iſt es meines Erachtens inkonſequent, vom Standpunkt des Etatsrechtes hier 10 000 ℳ abzu⸗ ſtreichen, ohne daß die ſachliche Erörterung der Vor⸗ frage, ob eine ſolche Streichung mit der Organiſation verträglich iſt, vorangegangen iſt. Ich möchte Sie deshalb bitten: ſtellen Sie die Magiſtratsvorlage nach Maßgabe unſerer Anträge wieder her! Verichterſtatter Stadtv. Otto (Schlußwort): Nur ein paar Worte! Der Herr Kollege Dr Bor⸗ chardt meinte, die Reſolution müſſe nach außen hin den Eindruck erwecken, als ob das ſchwerſte Miß⸗ trauen gegen die jetzige Schulorganiſation deutlich ausgeſprochen wäre. Ich beſtreite, daß die Reſolu⸗ tion dieſen Eindruck erwecken muß, und füge hinzu, daß ſie auch nicht von der Mehrheit des Etats⸗ ausſchuſſes in dieſem Sinne gefaßt worden iſt. Die Einführung des neuen Grundlehrplans für Berlin und ſeine Vororte bedingt ſo wie ſo weitgehende Or⸗ ganiſationsveränderungen auch bei uns, und dieſer Grund war im weſentlichen mitbeſtimmend, einmal einen Bericht über die jetzige Organiſation zu hören. Die Reſolution will alſo ganz objektiv und klar ſagen: wie ſteht es mit unſerer jetzigen Schulorga⸗ niſation und ihren Wirkungen? Sie iſt von keiner⸗ lei Mißtrauen ausgegangen. Was das Zweite angeht, ſo muß ich den Etats⸗ ausſchuß dagegen in Schutz nehmen, daß er der Ma⸗ giſtratsvorlage, wie ſich Herr Kollege Dr Borchardt ausdrückte, ohne weiteres zugeſtimmt habe. Ich habe als Berichterſtatter ausdrücklich geſagt: es iſt nötig, die Frage des Nachhilfeunterrichts erneut zu prüfen und eventuell auf eine neue Grundlage zu ſtellen, und es iſt dann ſo weiter verhandelt worden, wie der Herr Bürgermeiſter das eben angegeben hat. Ich hielt es für nötig, dieſe beiden Feſtſtellungen zu machen, und erkläre ſchließlich noch für meine Per⸗ ſon, daß ich entſprechend meiner Abſtimmung im Ausſchuß auch hier als Mitglied der Verſammlung, nicht als Berichterſtatter für den Antrag des Herrn Kollegen Jaſtrow ſtimmen werde. Stadtv. Dr. Borchardt (perſönliche Bemerkung): Ich möchte Herrn Kollegen Otto bemerken, daß ich gar nicht geſagt haben kann: der Etatsausſchuß hat der Magiſtratsvorlge ohne weiteres zugeſtimmt, da ja der Etatsausſchuß von der Magiſtratsvorlage 10 000 ℳ abgeſtrichen hat. Ich habe nur geſagt: / Etatsausſchuß hat dem bedauerlichen Vorgehen des