96 Ich hebe noch einmal hervor, daß außer den baren Unterſtützungen bei uns noch in Betracht kom⸗ men Ausgaben für Naturalien, und zwar in Charlottenburg 78 000 ℳ in Neukölln nur 6 000 ℳ (Hört! hört!) in Schöneberg 12 000 ℳ in Wilmersdorf 4 000 ℳ (Hört! hört!) Der Geſamtzuſchuß, den Berlin im Jahre 1913 im Armenetat gewährt hat, war 13 331 000 ℳ, d. i. auf den Kopf der Bevölkerung 6,65 ℳ. Bei uns überſtieg die Ausgabe die Einnahme im Armenetat um 2 153 000 ℳ., d. h. auf den Kopf der Bevölkerung 8,04 M. Nun weiß ich, daß die Angaben, die man an den verſchiedenen Stellen lieſt, verſchieden lauten; es iſt möglich, daß an der einen oder anderen Stelle im Etat von Berlin etwas noch enthalten iſt, was bei uns fehlt, aber im Weſentlichen korreſpondieren die Zahlen. Sie ſehen alſo, daß wir bereits Berlin pro Kopf der Bevölkerung überragen. Und dann möchte ich auch noch auf die Zahlen aufmerkſam machen, die vorhin Herr Kollege Hirſch angeführt hat, daß nämlich Berlin 15,44 im Jahre 1912 als Monatsdurchſchnittsſatz der laufen⸗ den Unterſtützung auf den Kopf des einzelnen Un⸗ terſtützungsempfängers gezahlt hat, daß wir aber 17,71 ℳ, alſo 2,27 ℳ mehr den Armen haben zu⸗ kommen laſſen, Lichtenberg dagegen 7,86, Neukölln 4½ Schöneberg 15,07 ℳ und Wilmersdorf 15,64 ark. Nun möchte ich noch hervorheben, daß vom Jahre 1912 bis 1914 die Ausgaben bei uns weiter geſtiegen ſind auf 18,50 ℳ. Wenn wir aber unſere Zahlen von 1912 mit denen der übrigen Kommunen vergleichen, ſo iſt, ab⸗ geſehen von Lichtenberg und Neukölln, die bedeutend niedrigere Zahlen haben, während die anderen Kom⸗ munen ungefähr gleichmäßige Unterſtützungen zah⸗ len, der Unterſchied der: Berlin 15,44, Schöneberg 15,07, Wilmersdorf 15,64 ℳ., Sätze, die wir um etwa 2,5 überragen, und das macht, wenn wir auf die Baſis von Berlin, Schöneberg und Wilmers⸗ dorf kommen, 100 000 . aus. (Sehr richtig! und Hört! hört!) Aus der Tabelle, die ich vor mir habe, iſt ferner herauszurechnen, daß wir in einem beſon⸗ ders ſchnellen Tempo von einem zum an⸗ deren Jahre in die Höhe gegangen ſind, während die anderen Kommunen ein viel langſameres Zeitmaß eingeſchlagen haben, teilweiſe ſogar noch geringere Ausgaben hatten als im vergangenen Jahre, 3. B. hatte Schöneberg einen Durchſchnittsſatz im Jahre 1911 von 15,75, i. J. 1912 dagegen nur 15,07 d. Es geht alſo daraus hervor, daß eine dauernde Steigerung der Laſten, wie ſie bei uns der Fall iſt und wie ſie in erſchreckend ſchlimmer Weiſe hier zu Tage getreten iſt, nicht unbedingt nötig iſt, ſondern daß man auch auf der gleichen Höhe beharren kann oder nur geringe Fortſchritte zu machen braucht. Charakteriſtiſch iſt auch, daß der vorfährige Ar⸗ menetat in Berlin um ¼ Million zurückgegangen 2 Sitzung vom 26. Februar 1914 iſt, und daß bei den Iſtausgaben im Jahre 1912 etwa 200 000 %ℳ erſpart worden ſind, daß der Schöneberger Etat pro 1914 auch eine geringere Aus⸗ gabe aufweiſt, ich glaube, um 25 000 ℳ. als pro 1913. Bei uns gehen die Zahlen enorm in die Höhe. Der Voranſchlag für den Armenetat war ſo, daß wir um 400 000 %ℳ höhere Ausgaben haben ſollten als pro 1913. Wenn nun die Differenz in den Zahlen der ver⸗ ſchiedenen Städte von Herrn Kollegen Hirſch auf den Unterſchied der Wohnungspreiſe zurückgeführt wor⸗ den iſt, ſo kann das, glaube ich, nicht zutreffen. Ich kann unmöglich annehmen, daß die Wohnungen in Wilmersdorf und Schöneberg billiger ſind als hier in Charlottenburg, und im übrigen weiß ich aus den drei Armenkommiſſionen, in die ich als Stadtver⸗ ordneter delegiert bin, daß ein großer Teil unſerer Unterſtützungen an Zimmervermieterinnen oder an Leute gegeben wird, die in Schlafſtelle liegen, bei denen alſo der Wohnungspreis gar nicht ſo ſehr in Betracht kommt. Ich möchte alſo ſagen, meine Herren: unſer An⸗ trag ſoll keine Demonſtration gegen den Magiſtrat ſein, ſondern es iſt uns bitterer Ernſt damit. Ich glaube gezeigt zu haben, daß es durchaus möglich iſt, mit den Summen, die wir dem Magiſtrat zur Ver⸗ fügung ſtellen wollen, auszukommen. (Bravo 1) Stadtv. Dr Landsberger: Meine Herren! Der letzte Teil der Ausführungen des Herrn Kollegen Byk hätte mich nicht in die Schranken gerufen, weil ich auf demſelben Standpunkt ſtehe wie der Herr Kollege Hirſch, daß nicht ohne weiteres die Ziffern von Nach⸗ bargemeinden in einem einzelnen Etat vergleichs⸗ weiſe durchſichtig gemacht werden können, (Sehr richtig!) daß es nicht ſtatthaft iſt, aus den Zahlen einer Ver⸗ waltung ohne weiteres auf die andere zu ſchließen. Aber weswegen ich mich zu einem beſonderen und ſtarken Widerſpruch gegen die Bemerkungen des Herrn Kollegen Byk veranlaßt ſehe, das iſt der erſte Teil ſeiner Ausführungen, in denen er Ihnen als Grund für ſeine Stellungnahme Aeußerungen aus der letzten Armendirektionsſitzung mitgeteilt hat. Das iſt nach meiner Anſicht grundſätzlich weder an⸗ gängig noch üblich. (Sehr richtig!) Dazu kommt aber noch — und das muß ich hier beſonders betonen —, daß nach meiner Auffaſſung — und ich habe der 4 der Armendirektion ſo gut beigewohnt wie der Kollege Dr Byk — dieſe Aeuße⸗ rungen durchaus nicht durchweg in dem Sinne ge⸗ 7. ſind, wie ſie der Herr Kollege hier mitgeteilt Hört! hört!) Es haben ſich wohl vereinzelte Armenkommiſſions⸗ vorſteher, nachdem ſie geradezu daraufhin provoziert waren, ſie ſollten dazu Stellung nehmen, ob es möglich wäre, mit geringeren Summen auszu⸗ kommen, zu einem Aber und Wenn bereit erklärt; aber das Gros hat geſchwiegen. Hört!l hört!)