Sitzung vom 26. Februar 1914 Vorſteher Dr Frentzel: Das iſt die Poſition der einmaligen Ausgaben. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren! Der Herr Vorredner hat mit Recht all ſeinen Ausfüh⸗ rungen vorangeſchickt, daß es ſich bei Kapitel XIII um eine durchlaufende Poſttion handelt. Sowohl in der Einnahme wie in der Ausgabe ſteht in Kapitel XIII dieſelbe Summe; es macht das für das Ergebnis des Etats gar nichts aus. Ich möchte nun bemerken, daß ich mit Ihnen der Meinung bin, daß die Ziffer 60 000 falſch iſt; ich bin aber ebenſo der Meinung, daß die Ziffer 240 000 ℳ falſch iſt, und da keiner von uns wiſſen kann, welche Ziffer richtig iſt, kann ich für meine Perſon ſagen — ein Magiſtratsbeſchluß liegt nicht vor —, daß es ganz gleichgültig iſt, ob Sie 100 000 oder ſelbſt 240 000 einſtellen. Was hier aufkommen wird, wird die Zukunft lehren; denn es hängt davon ab, zu welchen Kurſen wir die betreffenden Anleihen bekommen, und ob das überhaupt möglich iſt. Denn es iſt naturgemäß, und gerade jetzt bei der Geldflüſſig⸗ keit ganz beſonders naturgemäß, daß die Beſitzer der Effekten ihre Wertpapiere behalten, und Sie ſehen ja, daß die Charlottenburger Anleihen zu denjenigen Rentenpapieren gehören, die einen ganz beſonders guten Kurs haben. Ich möchte nun bemerken, daß es richtig iſt, wie Herr Kaufmann erklärt hat, daß Sie, wenn Sie jetzt 240 000 %ℳ einſtellen, dementſprechend in der Lage ſind, 240 000 ℳ bei der Einnahme des Ertraordina⸗ riums vorzuſehen, und infolgedeſſen 180 000 %ℳ weniger aus dem Fonds „Einſtweilige Kapitalanſammlung“ zu entnehmen brauchen. Sie brauchen nur ſtatt 234 000 %ℳ 54 000 %ℳ aus dem Fonds zu entnehmen. Im übrigen, meine Herren, welchen Betrag Sie auch einſtellen, kein Pfennig Geldes wird anders verrechnet, ob der Betrag hier drin ſteht oder nicht. Denn zeigt es ſich nachher bei dem Reſultat, daß wir das Glück gehabt haben, finanziell beſſer zu wirtſchaften und mehr aus dem Disagio zu gewinnen, dann wird der höhere Gewinn in Zugang geſtellt; iſt der Gewinn gegen den Etatsanſatz geringer, ſo wird die Differenz in Abgang geſtellt. Auf jeden Fall muß aber eine beſondere buchmäßige Operation vorgenommen werden. Deshalb erkläre ich Ihnen ohne weiteres, wie ich ſchon geſagt habe, daß es für mich — ein Maaiſtratsbeſchluß liegt nicht vor, er würde ſich aber wohl auf denſelben Standpunkt ſtellen — gleichgültig ſein würde, welcher Betrag hier eingeſtellt wird. Der Herr Stadtv. Kaufmann hat darin recht, daß das Bild inſofern vielleicht etwas richtiger wird, weil allerdings zu erwarten iſt, daß der Betrag von 60 000 Mark mit Rückſicht darauf überſchritten wird, daß die Kurſe eben verhältnismäßig niedrig ſind. Aber ich muß mich aufs ſchärfſte dagegen wenden, daß die Richtigkeit des von uns geübten Finanzverfahrens bemängelt worden iſt. Der für dieſes Finanzverfahren maßgebende Beſchluß iſt vor Jahren von der Kaſſen⸗ und Finanzdeputation einſtimmig gegen einen Antrag des damaligen Herrn Stadtverordnetenvorſtehers Kauf⸗ mann gefaßt worden, und zwar mit der Begründung, daß es das einzig richtige Finanzverfahren ſei, die Ge⸗ winne bei Disagio dort hineinzutun, wo man die Ver⸗ luſte herausnimmt. Wenn Sie in dieſem Jahre aus der Kapitalanſammlung 500 000 ℳ für Kursverluſte her⸗ ausnehmen, dann iſt es doch wohl ſelbſtverſtändlich, daß Sie in denſelben Fonds auch die Kursgewinne hineintun müſſen. Denn wenn Sie etwa die Kurs⸗ gewinne in den Etat hineintun und andererſeits aus 101 dem Fonds „Kapitalanſammlung“, weil da noch etwas drin iſt, 500 000 %ℳ herausnehmen wollten, ſo wäre das ein Pumpverfahren ſchlimmſter Sorte, und es würde das die Konſequenz haben, daß in kürzeſter Zeit in der „Kapitalanſammlung“ überhaupt nichts mehr iſt. Es wäre das ein Verfahren, das unter keinen Umſtänden von uns gebilligt werden könnte. Im übrigen ſtelle ich anheim, wenn die Herren der Meinung ſind, daß 240 000 ℳ das Richtige iſt, dieſe Summe oder irgend eine andere einzuſtellen. Die richtige Summe können wir nie treffen; denn das hängt ganz von der Konſtellation auf dem Renten⸗ markt ab. Stadtv. Kaufmann: Der Herr Kämmerer ſchloß damit — um mit ſeinen letzten Ausführungen zu be⸗ ginnen —, daß es nicht leicht ſei, zu ſchätzen, wie hoch das Disagio ſein würde. Er gibt aber zu, daß 60 000 Mark falſch gegriffen ſein könne. Ich ſtütze mich auf beſtimmte Zahlen. Bereits im Jahre 1912 betrug das Disagio bei der Eindeckung der Amortiſation 180 000 ℳ., Im Jahre 1913 waren die Kurſe um 5 % niedriger; ich zweifle alſo nicht daran, daß das Jahr 1913 über 240 000 ℳ kommt. Nun iſt in dieſem Jahre die Amortiſationsquote um 800 000 ℳ höher, als ſie im Jahre vorher war. Wenn ich den 85er und §ger Anleihen unter Weglaſſung der anteiligen Be⸗ träge die Ziffer von nur 1 877 000 bei den 3½ %igen zu Grunde lege, 10 bei der Eindeckung als Gewinn annehme und nur 2 % bei den 4% igen, alſo einen Kurs von 98 % — und ich glaube, wir wären ſehr glücklich, wenn wir in dieſem Jahre dieſen Kurs dau⸗ ernd hätten —, und dafür 52 000 zurechne, ſo komme ich auf die 240 000. Ich habe das alſo nicht willkür⸗ lich gegriffen. Nun iſt der Herr Kämmerer vollkommen mit mir in Uebereinſtimmung. Er ſagt: wenn ich aus dem Fonds 500 000 ℳ. Kursverluſte herausnehme, dann muß ich dieſem Fonds auch den Gewinn, das Disagio zu⸗ führen. Das will ich ja auch, ich will nur die richtigen Ziffern einſtellen und uns nicht täuſchen, indem wir mehr aus dem einſtweiligen Kapitalanſammlungs⸗ fonds nehmen, der gar nicht dazu beſtimmt iſt. Das iſt die Sache. Ich unterlaſſe es, in dieſem Jahre einen Antrag zu ſtellen. Wenn ich im nächſten Jahre noch hier ſein werde, werde ich nicht verabſäumen, einen Antrag nach der Richtung zu ſtellen, daß die Kaſſen⸗ und Finanz⸗ deputation für die Gepflogenheit, die ſich hier einge⸗ ſchlichen hat, und die die Durchſichtigkeit des Etats erheblich erſchwert, nicht maßgebend iſt. Ich will das Wort Verſchleierung nicht gebrauchen; es verſchleiert das den Etat allerdings wohl, aber ich erhebe dieſen Vorwurf nicht. Ich ſage vielmehr, daß die Durch⸗ ſichtigkeit des Etats verloren geht, wenn ich die Ein⸗ nahmen gegenüber den Ausgaben, die ich für denſelben Zweck habe, nicht in die Erſcheinung treten laſſe; denn das eine iſt Kursverluſt, das andere Kursgewinn, und beides müßte miteinander verrechnet werden. Die Diffe⸗ renz gehört dann meiner Auffaſſung nach in das Ka⸗ pitel Anleihedienſt hinein; es hat das mit dem Kapital⸗ anſammlungsfonds nichts zu tun. Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Herr Stadtv. Kaufmann hat geſagt, daß ſeinen Ziffern die Wahr⸗ ſcheinlichkeitsberechnung zu Grunde liegt. Er iſt da auf einem völligen Irrwege, wenn er denkt, daß ſich dieſe Ziffern auch nur annähern decken, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil es immer ſchwie⸗