102 riger wird, ſowohl 4 %ige wie auch 3½ % ige Papiere zu bekommen. (Stadtv. Kaufmann: So viel Sie wollen!) — Dann wiſſen Sie mehr als ich, der ſich täglich an der Börſe vertreten läßt und täglich alles aufnimmt, was überhaupt nur an den Markt kommt. Es iſt zurzeit weſentlich ſchwieriger geworden, und Sie müſſen immer berückſichtigen, daß gewiſſe Sorten unſerer Anleihen zuſammengehandelt werden. In⸗ folgedeſſen iſt es doppelt ſchwierig, dieſe Anleihen zu bekommen. Im übrigen iſt es auch nicht möglich, auch nur ſchätzungsweiſe für das nächſte Jahr, d. h. ſo lange voraus, den Gewinn ſowohl wie den Verluſt, berens in den Etat einzuſtellen. Das läßt ſich eben nicht vorausſehen, das ſind Schätzungen, die meines Er⸗ achtens vollſtändig ins Blaue hineingehen. Aber ich will auf dieſe Frage heute nicht näher eingehen; wir haben ja im Laufe des nächſten Jahres Zeit vn? Gelegenheit genug, uns in der Kaſſen⸗ und Finanz⸗ deputation und im Magiſtrat über dieſe Frage näher zu unterhalten. Es iſt hier die Wendung „Verſchleierung des Etats“ zwar nicht als Vorwurf gebraucht, aber doch ausgeſprochen worden. Meine Herren, Sie wiſſen aus dem Etatsausſchuß, daß wir nichts zu ver⸗ ſchleiern haben; im Gegenteil, der Magiſtrat hat offen ausgeſprochen, daß er den Wunſch habe, daß der Etat für jeden von Ihnen ſo durchſichtig ſein möge, daß Sie ihn genau ſo leſen wie irgend einen Roman; (Heiterkeit) er ſoll Ihnen ebenſo intereſſant ſein. Stadtv. Dr. Stadthagen: Es handelt ſich hier, wie mir ſcheint, doch im weſentlichen um eine Ver⸗ ſchiebung der Poſten, die tatſächlich für den Etat der Stadt Charlottenburg von geringer Bedeutung iſt. Wenn ich Herrn Kollegen Kaufmann richtig ver⸗ ſtanden habe, ſo will er den Kapitalanſammlungs⸗ fonds weniger belaſten, als es der Magiſtrat vor⸗ gefehrn hat. Er will dadurch für den Kapitalanſamm⸗ lungsfonds einen größeren Poſten erhalten, daß er auf die Anleihe einen höheren Zinsverluſt nimmt, das Disagio höher anſetzt, als der Magiſtrat vorge⸗ ſehen hat. Weiter will er dadurch erreichen, daß in⸗ folge dieſes ſtärkeren Fonds in der Kapitalanſamm⸗ lung die Luſt, die Begehrlichkeit, aus dem Aus⸗ gleichsfonds mehr zu entnehmen, geſteigert wird. Nun hat ja allerdings die liberale Fraktion wenigſtens die große Mehrheit der liberalen Frak⸗ tion — mit und ohne die ſozialdemokratiſche Frak⸗ tion heute verſchiedene Beſchlüſſe gefaßt, die darauf hinausgehen, daß der Etat gegenüber den Beratungen des Ausſchuſſes einen um etwa 120 000 bis 130 000 Mark höheren Betrag erfordert. Meine Herren, Sie werden natürlich für dieſen großen Poſten irgend⸗ eine Deckung ſchaffen müſſen. Die Deckung nun in der Weiſe zu ſchaffen, daß wir künſtlich den Aus⸗ gleichsfonds als ſtärker antaſtbar anſehen, als es vorher der Fall war, das müſſen wir Ihnen über⸗ laſſen: als eine vorſichtige Finanzgebarung können wir weder dieſen Weg noch irgendeinen anderen Weg, den Sie einſchlagen, bezeichnen. Meine Herren, ich muß hier näher darauf ein⸗ gehen, da wir ja in der Finanzdebatte mitten drin Sitzung vom 26. Februar 1914 ſind. Wir müſſen den nächſten Etat ohne den Ueber⸗ ſchuß von 1 Million Mark, der bisher vorgetragen war, balancieren. In dieſen Etat haben wir noch rund 860 000 M. vom vorvergangenen Jahr als Ueberſchuß übernehmen können; im nächſten Jahr iſt das nicht möglich. Wir haben jetzt bereits aus dem Ausgleichsfonds 460 000 ℳ genommen. Sie wollen ſich nun augenſcheinlich, wenn Sie dieſe Manipula⸗ tion vornehmen, entſchließen, die fehlenden Beträge aus dem Ausgleichsfonds zu entnehmen. (Widerſpruch.) Wenn Sie es anders machen, iſt es Jacke wie Hoſe. Die Sache liegt auf jeden Fall ſo, daß die Möglich⸗ keit, im nächſten Jahre, alſo im Jahre 1914, günſti⸗ ger abzuſchneiden als im Etatsjahr 1913, verrammelr wird. Wenn hier ſo verfahren wird, wie es der Ma⸗ giſtrat will, würde eventuell eine Erſparnis eintreten. Der Fonds würde in der Tat, wie es Herr Kollege Kaufmann jetzt beabſichtigt, nicht ſo ſtark in Angriff genommen werden, wie es zunächſt hier den Anſchein hat; das iſt richtig. Es iſt aber für den Etat des nächſten Jahres außerordentlich notwendig, daß wir einige Reſerven haben. Meine Herren, wenn Sie in dieſer Weiſe operie⸗ ren, ſo halten wir das nicht für eine vorſichtige Finanzgebarung. Ich glaube, Charlottenburg kann nur dann wieder zu geſunden Etats⸗ und Finanz⸗ verhältiſſen kommen, wenn wir auf der einen Seite wirklich ſparſam wirtſchaften, wie es ja von allen Seiten wohl gewünſcht, aber nicht durchgeführt wird — wenigſtens nach den heutigen Beratungen nicht in der Weiſe durchgeführt iſt, wie es nötig wäre, um zu geringeren Ausgaben zu kommen —, und auf der anderen Seite müſſen wir ſehen, daß wir unſere Reſerven ſtärken und vorſichtig vorgehen. (Bravo!) Meine Herren, ich warne Sie vor derartigen Sachen, wenn auch zuzugeben iſt, daß man natürlich einen ſolchen durchlaufenden Poſten ſo oder ſo einſtellen kann; es wird aber dadurch gleich wieder der An⸗ ſchein erweckt, als wenn die Finanzen günſtiger ſtehen, als es tatſächlich der Fall iſt. Es mag ſein, daß der Etatsanſatz des Magiſtrats mit 60 000 % etwas zu niedrig iſt; aber die Summe, die Herr Kaufmann hier einzuſetzen vorgeſchlagen hat, läßt die Verhältniſſe doch, glaube ich, in zu roſ⸗em Lichte erſcheinen. Es wäre vielleicht nichts, dagegen ein⸗ zuwenden, wenn wir ſtatt 60 000 % 100 000 % einſtellten. Stadtv. Dr Borchardt: Meine Herren! Mir ſcheint, Herr Dr Stadthagen hat nicht begriffen, um was es ſich hier handelt. (Heiterkeit.) Herr Dr Stadthagen ſpricht lediglich von durchlau⸗ fenden Poſten und von einer Verſchiebung der Aus⸗ gaben, für die Deckung geſucht wird. So liegt doch die Sache nicht, vielmehr ſo, daß, wenn das Disagio ſtärker iſt als 60 000 ℳ, es ſich dann doch nicht um einen durchlaufenden Poſten, ſondern um Geld han⸗ delt, das wir tatſächlich bekommen, und dieſes Geld muß doch in irgendeiner Weiſe und irgendwo in die Erſcheinung treten. Wir brauchen dann doch nicht nach Deckung für das Geld, das wir bekommen, zu ſuchen, ſondern es muß uns dann doch zufließen.