104 Rückhalt für die ſpätere Entſcheidung; denn er gewährt uns, wie ich vorher ſagte, die Ueberzeugung, daß wir wohlhabender ſind, als wir glaubten, und daß, was gewiß nicht irrationell iſt, dem gekürzten Dispoſitions⸗ fonds eine verſtärkte Reſerve gegenüberſteht. (Bravo!) Berichterſtatter Stadtv. Dr Liepmann (Schluß⸗ wort): Ich ſchließe mich auch den Ausführungen der Herren Vorredner an. Ich glaube, wir können mit gutem Gewiſſen die Poſition auf 240 000 ℳ erhöhen. Wir wollen ſie aber nicht derartig übertragen, daß wir ſie anzurühren verſucht werden könnten, ſondern wir wollen das Geld in dem Kapitalanſammlungsfonds aufſpeichern, um daran eine Reſerve zu haben. Vorſteher Dr. Frentzel: Der Antrag Kaufmann, der von Ihnen wahrſcheinlich angenommen werden mird, bedingt in Kap. XIII noch folgende Aende⸗ rungen: Einnahme Abſchnitt 11 Nr. 3 iſt zu er⸗ höhen auf 240 000 ℳ, und Ausgabe Abſchnitt 14 iſt ebenfalls auf dieſe Summe zu erhöhen. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Stadtv. Kaufmann und ſtellt Kapitel XIII1 — Anleihedienſt — in Einnahme und Ausgabe dem⸗ entſprechend feſt.) Wir kommen nunmehr zu Kapitel XIV. Sonſtige Gemeindeeinrichtungen und verſchiedene Einnahmen und Ausgaben. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Bei Kapitel XIV ſind verſchiedene Punkte von allgemeiner Bedeutung im Etatsausſchuß be⸗ ſprochen worden. Zunächſt war es außerordentlich aufgefallen, daß bei der Parkverwaltung 42 000 ℳ mehr für Löhne der ſtändigen Arbeiter eingeſtellt waren. Wir haben uns aber überzeugt nach den Aufklärungen des Magiſtrats, daß es bei der ſteigenden Zahl von Grünflächen, Parks uſw. in der Stadt in der Tat nötig iſt, dieſe Summe zu bewilligen. Vor allen Dingen ſind wir dabei auch von dem Geſichtspunkte ausgegangen, daß das, was wir tun, eventuell dem Zuzug nach Charlottenburg zugute kommt. Ferner wurde die Frage angeſchnitten, wann wohl der Park Jungfernheide erſchloſſen würde. Der Magiſtrat hat dabei weſentlich auf folgende beiden Punkte hingewieſen: erſtens auf die Regulierung des Tegeler Weges, die ſich noch in der Schwebe befindet und bezüglich deren man die Verhandlungen mit den Intereſſenten abwarten muß, die vorausſichtlich in nicht zu ferner Zeit zum Abſchluß kommen werden. Zweitens kommt hier in Frage der Abſchluß der ſchwebenden Verhandlungen über die Mäckeritzwieſen. Wir werden uns alſo noch einige Zeit gedulden müſſen, ehe die Junafernheide für die Stadt Char⸗ lottenburg in einen Park umgewandelt ſein wird. Ferner wurde von verſchiedenen Seiten be⸗ mängelt — wie das ſchon oft geſchehen iſt —, daß wir ſo hohe Polizeiausgaben haben, daß trotzdem aber nicht genügend Polizei auf unſeren Straßen zum Schutze der Bürger vorhanden ſei. Es wurde aber bei dieſer Debatte darauf hingewieſen, daß ein Regierungsvertreter im Parlament die Erklärung ab⸗ gegeben habe, es werde dafür geſorgt werden, der Stadt Charlottenburg mehr Schutzleute zum Außen⸗ dienſt zur Verfügung zu ſtellen. Dieſe Erklärung iſt Sitzung vom 26. Februar 1914 ſehr erfreulich, und wir hoffen, daß dieſer Erklärung vom Regierungstiſch auch bald die Tat folgt, und daß mehr der hier im Innendienſt beſchäftigten Schutzleute für den Schutz und die Sicherheit der Bürger verwendet werden, als das bisher der Fall war. Auch das iſt ein Moment, das den Zuzug nach Charlottenburg wohl günſtig beeinfluſſen könnte. Meine Herren, es iſt nun weiter vom Ma⸗ giſtrat im Laufe der Ausſchußberatungen ein neuer Antrag geſtellt worden, den Sie auf Seite 50 der Druckſachen finden und der ſich auf den Zuſchuß an den Deutſchen Reichsausſchuß für Olympiſche Spiele bezieht. Der Zuſchuß iſt auf 10 000 ℳ be⸗ meſſen, und ein erſter Betrag von 5000 tℳ ſoll in den diesjährigen Etat eingeſtellt werden. Der Etats⸗ ausſchuß hat den Antrag angenommen neben einer Anzahl kleiner Aenderungen, die Sie auf Druckſeiten 50/51 finden. Ich kann Ihnen nur empfehlen, den Etat mit dieſen Aenderungen anzunehmen. Ferner hat der Ausſchuß eine Petition dem Ma⸗ giſtrat als Material überwieſen, in der gewünſcht wird, daß ſowohl einmalige wie dauernde Beihilfen für Schwerhörige in größerem Betrage ſeitens der Stadt zur Verfügung geſtellt werden. Die Angelegenheit wird ſpäter vom Magiſtrat geprüft werden. Stadtv. Dr. Borchardt: Bereits im Etatsaus⸗ ſchuß haben ſich meine Freunde gegen die neueinge⸗ ſtellte Poſition von 5000 ℳ für den Reichsausſchuß der Olympiſchen Spiele gewandt, und zwar nicht aus irgend einer Feindſchaft gegen den Sport heraus, ſon⸗ dern aus der Ueberzeugung, daß es ſich hier um eine ſportliche Veranſtaltung lediglich der beſitzenden Kreiſe handelt, von denen alle Arbeiterſportvereine, ſportliche Arbeiterradfahrervereine, überhaupt alle die Vereine, die ſich mit der körperlichen Ertüchtigung gerade der Arbeiterfugend befaſſen, ſyſtematiſch ausgeſchloſſen werden. Aus dieſem Grunde werden meine Freunde auch hier gegen die Poſition ſtimmen. Stadtv. Erdmannsdörffer: Im Gegenſatz zu dem Herrn Vorredner und ſeiner Fraktion möchte ich namens meiner Freunde erklären, daß wir für dieſe Poſition eintreten werden, und zwar nicht nur, wie der Magiſtrat mit Recht in ſeiner Vorlage ſagt, weil wir es für ſelbſtverſtändlich halten, daß unſere Stadt einen Zuſchuß für die in unſerer Nähe ſtattfindende Veranſtaltung leiſtet, ſondern auch mit Freudigkeit und mit innerer Zuſtimmung. Wir ſehen in den Olympiſchen Spielen eine Veranſtaltung, der wir gern zuſtimmen können, da hier in der Tat eine Kräftigung und Ertüchtigung unſeres Volkes erſtrebt und weiterhin der Verſuch eines gemeinſamen Zuſammenſtehens der Kulturvölker unternommen wird. 26 Nationen werden auf dem Stadion zuſammenkommen, um zu turnen und zu ſpielen. Wir glauben, die Ehre und die Pflicht zu haben, einen Zuſchuß zu dieſer internationalen Ver⸗ anſtaltung zu leiſten. 20 Nun hat der Studtv. Dr Borchardt hervorge⸗ hoben, daß ſeine Freunde an ſich der Idee dieſer olympiſchen Spiele keineswegs abgeneigt ſeien, daß ſie aber, wie auch ſeine Geſinnungsgenoſſen im Reichs⸗ tag, dagegen ſtimmen würden, weil die Arbeiterturn⸗ vereine ausgeſchloſſen ſeien. Nun, meine Herren, wir wollen die Frage nicht unterſuchen, ob die Arbeiter⸗ vereine hierzu nicht zugezogen werden. In Wirklich⸗ keit liegen die Dinge ſo, daß dieſe Olympiſchen Spiele für alle Deutſchen, für alle Turner und alle Sport⸗ liebenden veranſtaltet werden. Aber, meine Herren,