108 und gut verträgt, ja, daß er eigentlich noch geradezu nach einigen 100 000 ℳ ſchreit. Ich erinnere Sie nur an die überaus dürftige Bemeſſung des Dispoſtti⸗ onsfonds, für den ja nun knapp 200 000 % übrig bleiben, gegenüber faſt 600 000 ℳ, die wir im vori⸗ gen Jahr verbraucht haben. Meine Freunde haben nun keinen Anlaß, nach⸗ dem die Mehrheit den Etat ſo geſtaltet hat, jetzt noch mit neuen Anträgen hervorzutreten. Ich möchte aber der Mehrheit doch anheim geben, ob ſie nicht noch bei dieſem ſo zugerichteten Etat — meine Herren, nehmen Sie mir den Ausdruck nicht übel, aber er iſt in der Tat ſehr zugerichtet —, ob ſie nicht bei dieſer Etatslage von ſich aus noch einen Antrag da⸗ hin ſtellen will, bei den Steuern 200 000 ℳ für den Tispoſitionsfonds flüſſig zu machen. Sie würden das durch die geringe Vermehrung der Steuern um etwa 2% erreichen können. Sie würden dadurch gleichzeitig der Tatſache Ausdruck geben, daß Sie mit dem üblen Brauche brechen wollen, eine beſtimmte Zahl als ein unantaſtbares Palladium hinzuſtellen. Sie haben früher die Zahl 100 derartig behandelt, daß ich ſehr fürchte, Sie werden die Zahl 110 ähn⸗ lich behandeln wollen. Sie werden Sie allerdings auf die Dauer nicht ſo behandeln können. Im übri⸗ gen aber müſſen Sie ſich ja ſelbſt zugeſtehen, daß der Dispoſitionsfonds auch trotz aller Bemühungen, die Sie aufgewendet haben, erheblich zu niedrig bemeſſen iſt. Ich gebe Ihnen alſo anheim, den Antrag zu 1 — den Dispoſitionsfonds um 200 000 %ℳ zu ver⸗ tärken. Stadtv. Meyer: Meine Herren! Ich ſchicke voraus, daß ich mich nicht in meiner Eigenſchaft als Referent zum Wort gemeldet habe, ſondern lediglich für meine Fraktion mich gegen die Ausführungen des Herrn Kollegen Dr Liepmann wenden will. Herr Kollege Dr Liepmann hat hier dartun wollen, daß ſeine Freunde für die Finanzvorlage, wie ſie ſich zurzeit geſtaltet hat, „keine Verantwortung tragen“, wie er ſich ausdrückte. Ich könnte dieſer Behauptung eine Berechtigung nur dann zugeſtehen, wenn Herr Kollege Dr Liepmann und ſeine Freunde — wobei ich übrigens nicht weiß, ob er ſeine jetzigen oder ſeine früheren Freunde meint, da ja bekannt⸗ lich Herr Dr Liepmann im Laufe der Zugehörigkeit zu dieſer Verſammlung ſeine Freunde mehrfach ge⸗ wechſelt hat — der Verſammlung Ratſchläge gege⸗ ben hätten, wie ſie die Finanzen anders geſtalten ſollte, wenn ſie poſitive Anträge in dieſer Richtung geſtellt hätten, die irgend einen weſentlichen Effekt hätten haben können. So lange Sie das nicht tun, iſt die Bemerkung, daß nicht Sie, ſondern nur wir die Verantwortung tragen, nichts weiter als — ver⸗ zeihen Sie das harte Wort — eine Redensart. Run ſollen wir freilich heute mehrere Beweiſe unſerer Verſchwendungsſucht gegeben haben, zunächſt indem wir beim Armenetat 100 000 ℳ mehr be⸗ willigt haben als Sie. Sie haben gegen dieſe Be⸗ willigung geſtimmt. Aber, meine Herren, ob die 100 000 ℳ bewilligt werden oder nicht, iſt nach den Erklärungen des Herrn Oberbürgermeiſters für d ie Finanzlage der Stadt Charlottenburg voll⸗ ſtändig gleichgültig; denn nach dem, was wir von dem Herrn Oberbürgermeiſter gehört haben, hätten ſie in jedem Falle ausgegeben werden müſſen, und infolgedeſſen war die Frage lediglich die, ob wir die Summe jetzt einſetzen oder ob wir ſie uns im Wege Sitzung vom 26. Februar 1914 der Nachforderung abfordern laſſen wollen. Meine Freunde haben den erſteren Weg als den etatsmäßig korrekteren vorgezogen. Sie haben dagegen den etatstechniſch weniger korrekten Weg beſchreiten wollen; aber irgend eine Sparſamkeit haben Sie da⸗ durch nicht beweiſen können und nicht bewieſen. Dann die 30 000 oder 32 000 ℳ beim Schul⸗ etat, ich glaube, einige 20 000 ℳ für die Lehrer und 10 000 %ℳ für den Nachhilfeunterricht; ich will hier auf die ſachlichen Fragen nicht eingehen. Aber, meine Herren, was wollen Sie bei unſerem 40⸗Milli⸗ onen⸗Etat mit dieſen lumpigen 30 000 ℳ! Wie können Sie hieraus Folgerungen finangpolitiſcher Art ziehen! Endlich, meine Herren, wenn Sie durch ſolche Abſtriche Erſparniſſe machen, wenn Sie ſie damit erzielen wollen, daß Sie unſere Ausgaben für kulturelle und ſoziale Zwecke, für Schulen, Kranken⸗ häuſer und Armenpflege ſyſtematiſch einſchränken, dann wird, hoffe ich, die Bürgerſchaft von Char⸗ lottenburg einſichtig genug ſein, Ihnen die Ausſicht die uns Herr Kollege Dr Liepmann eröffnet, daß Sie die Mehrheit dieſer Verſammlung bilden wer⸗ den, für recht lange Zeit wirkſam zu verſperren. Meine Herren, die Hauptſache, die in Betracht kommt, wenn wir unſere Finanzlage überblicken, ſind unſere Anleihen, und gerade bei den Anleihen — ich habe die letzten Bände unſerer ſtenographiſchen Berichte durchgeblättert — ſind von Herrn Dr Liep⸗ mann und ſeinen Freunden Anträge auf weſentliche Abſtriche nicht geſtellt worden. (Widerſpruch des Stadtv. Dr Liepmann) Noch bei der letzten Anleihe hat Herr Kollege Dr Stadt⸗ hagen die Erklärung abgegeben: Ich nehme Veranlaſſung, zu betonen, daß ſich meine Freunde im Laufe der Ausſchußberatung davon überzeugt haben, daß bei den einzelnen Poſitionen eine Abſetzung nicht möglich oder zurzeit nicht zweckmäßig wäre. Durch den Anleihedienſt iſt aber unſere jetzige Finanzlage im weſentlichen begründet; denn in der Spanne von fünf Jahren, von 1909 bis 1914, ſind die Ausgaben der Kommune für den Anleihedienſt von 8 Millionen auf 12,6 Millionen Mark gewach⸗ ſen. Hier liegt der Hauptgrund dafür, daß ſich — ohne Verſchlechterung der ſtädtiſchen Finangen — unſere Ausgaben vermehrt haben; dazu kommen noch eine Reihe von Laſten, an deren Anwachſen wir gar nicht, weder die Mehrheit noch die Minderheit, be⸗ teiligt ſind — ich möchte nur an die Provinzial⸗ ſteuern erinnern, die ſich von 1909 bis 1914 von 1 217 000 M. auf 2 065 000 ℳ erhöht haben. Dann hat Herr Kollege Dr Liepmann, um noch eins herauszugreifen, von ſeinem Proteſt gegen das Programm für die Fortbildungs⸗ und Fachſchulen geſprochen. Dieſes Programm iſt, wie ſchon der Name ſagt, nur ein Programm, und die einzige Kon⸗ ſequenz, die es für dieſen Etat gehabt hat, waren er⸗ höhte Anſprüche für die Gewerbeſchule, für die auch die Freunde des Herrn Kollegen Dr Liepmann im Ausſchuß mit den übrigen Mitgliedern des Aus⸗ ſchuſſes geſtimmt haben. Ich glaube alſo, daß man uns nicht hier be⸗ zichtigen ſollte, die jetzige Finanzlage verſchuldet zu haben. Man ſollte auch nicht in der Freude daran, einen anderen verantwortlich zu machen, noch über das Ziel hinausſchießen, indem man die Dinge viel,