, Sitzung vom 11. März 1914 dieſer Verſicherungsgeſellſchaften ſein, tatſächlich für ſie agitieren und Reklame machen ſollen. (Stadtv. Neumann: Sollen ſie auch!) Ich bin nicht ſo genau darüber orientiert, um dem direkt widerſprechen zu können; aber nach dem, was ich offiziell erfahren habe, handelt es ſich lediglich um ein Abkommen inbezug auf einen Zweig dieſer Verſicherung, nämlich in bezug auf das Incaſſo bei der ſogenannten Volksverſicherung. Die öffentlichrechtlichen Lebensverſicherungsge⸗ ſellſchaften betreiben jede Art der Lebensverſicherung, unter anderm auch die Volksverſicherung. So weit ich nach denjenigen Mitteilungen, die offiziell dem Provinziallandtag zugegangen ſind — aus anderen Quellen habe ich darüber nichts erfahren—, die Sache überſehen habe, habe ich nur entnehmen können, daß es ſich um die Volksverſicherung handelt. In der Mitteilung über den Geſchäftsgang der öffentlich⸗ rechtlichen Lebensverſicherungsgeſellſchaften der Pro⸗ vinz Brandenburg iſt von der Volksverſicherung, von den beſonderen Koſten, von den Schwierigkeiten, die namentlich das Incaſſo für dieſe Art der Verſicherung macht, die Rede, und es wird darauf hingewieſen, daß durch das inzwiſchen zum Teil ſchon geſchloſſene Ab⸗ kommen mit den öffentlichen Sparkaſſen der Provinz, wie es in der Mitgliederverſammlung des deutſchen Sparkaſſenverbandes in Charlottenburg am 6. De⸗ zember 1913 einſtimmig gut geheißen iſt, jedem Volksverſicherten der Provinzialanſtalt die Möglich⸗ keit gegeben iſt, regelmäßig ſeine Prämien zu zahlen, ohne daß er ſich am Fälligkeitstermin darum zu kümmern braucht. Es iſt alſo in dieſer Mitteilung lediglich von dem einen Zweige der Volksverſicherung die Rede. Nun muß ich allerdings geſtehen, daß ich da ebenfalls der Meinung der Herren Vorredner bin, daß es mir nicht recht verſtändlich wäre, wenn die öffentliche Sparkaſſe gerade den Volksverſicherten der öffentlichrechtlichen Lebensverſicherungsgeſellſchaften gegenüber eine andere Stellung einnehmen würde wie den Volksverſicherten' irgend einer anderen Ver⸗ ſicherungsgeſellſchaft, etwa der Volksfürſorge oder jeder anderen privaten Verſicherunasgeſellſchaft ge⸗ genüber. Inſofern, glaube ich, gehe ich mit den Herren konform. Wenn aber Herr Kollege Neumann weiter be⸗ tont hat, daß er als Städter jede enge Berührung mit Verſicherungsgeſellſchaften ablehnen muß, die ihren Ausgangs⸗ und Stützpunkt in agrariſchen Kreiſen haben, ſo kann ich ihm doch nicht vollkommen zuſtimmen. Ich möchte ihn darauf aufmerkſam machen, daß, ich weiß nicht, ob alle, aber doch zum mindeſten ein Teil der Vertreter, die die Stadt Char⸗ lottenburg in den Provinziallandtag entſandt hat, dort vor 2 Jahren der Gründung einer öffentlich⸗ rechtlichen Verſicherungsgeſellſchaft für die Provinz Brandenburg zugeſtimmt hat. Einer dieſer Vertreter war ich und ich habe dieſer Gründung zugeſtimmt. Meine Herren, es wird Sie das nicht wundern, wenn Sie von Herrn Kollegen Dr Crüger gehört haben, daß die öffentlichrechtlichen Verſicherungsanſtalten einen agrariſch⸗ſtaatsſozialiſtiſchen Charakter tragen. Weniger der agrariſche als der ſtaatsſozialiſtiſche Charakter wird es Ihnen vielleicht verſtändlich machen, daß gerade ich der Errichtung dieſer Anſtalt mit Hilfe der Provinz zugeſtimmt habe. Ich muß 123 aber geſtehen, daß ich dabei tatſächlich weniger an den ſtaatsſozialiſtiſchen und agrariſchen Charakter als an den einfachen Umſtand gedacht habe, daß es den privaten Lebensverſicherungsgeſellſchaften bisher nicht gelungen iſt, in nennenswertem Maße auf dem flachen Lande Erfolge zu erzielen und daß ich die Wohltaten einer Verſicherung auch denjenigen Kreiſen zukommen laſſen möchte, die eben auf dem Lande vorhanden ſind. Deswegen erſchien es mir durchaus nicht unnütz, eine ſolche Anſtalt ins Leben zu rufen, die ja aller⸗ dings den anderen Anſtalten Konkurrenz macht, die aber in Kreiſe eindringen kann, in die, wie mir ſcheint, nach der Erfahrung wenigſtens die privaten Verſicherungsgeſellſchaften nicht eingedrungen ſind. Der Erfolg, den die Provinzialanſtalt Brandenburg bisher gehabt hat, ſcheint ja dieſer Erwartung auch tatſächlich zu entſprechen. Ich möchte aber betonen, daß ich keineswegs der einzige Vertreter der Stadt Charlottenburg war, der vor 2 Jahren der Errich⸗ tung dieſer Anſtalt zugeſtimmt hat; ich glaube, es war die geſamte Vertretung der Stadt Charloten⸗ burg. Stadtv. Dr. Neumann: Herr Kollege Dr Borchardt hat mir etwas in den Mund gelegt, was ich nicht geſagt habe. Wenn ich dieſe Verſicherungsgeſell⸗ ſchaften als agrariſche bezeichnet habe, ſo wollte ich mich damit nicht gegen das Land als ſolches ausſprechen, das würde ja gegen meinen ganzen politiſchen Werde⸗ gang ſein. Dieſe Geſellſchaften ſind von den ſoge⸗ nannten Hochagrariern gegründet worden; der Bund der Landwirte ſteht zum größten Teil dahinter. Trotzdem würde ich, wenn ich Pro⸗ vinziallandtagsmitglied geweſen wäre, aus allge⸗ meinen Gründen doch zu den gleichen Anſchauungen gekommen ſein wie Herr Kollege Dr Borchardt. Wogegen ich mich aber wende, das iſt die Ver⸗ bindung dieſer Geſellſchaften mit unſeren Sparkaſſen. Es heißt klar und deutlich: Die Sparkaſſe übernimmt die Einziehung und Abführung der Prämien nach Maßgabe der anlie⸗ genden Bedingungen und wird ihrerſeits zur Verbreitung der öffentlichen Volksverſicherung nach Möglichkeit in geeigneter Weiſe beitragen. Damit iſt klar und deutlich zum Ausdruck gebracht, daß die Sparkaſſen Agenten für dieſe Geſellſchaften ſein ſollen. Dagegen, daß eine Sparkaſſe zu einem derartigen Agenten wird, würde ich in jedem Falle ſein, die Geſellſchaft kann ausſehen, wie ſie will. Vorſteher Dr. Frentzel: mehr zum Worte gemeldet: dieſen Gegenſtand. Meine Herren, Sie haben vorhin in den Aus⸗ ſchuß zu Punkt 12 der Tagesordnung Herrn Kollegen Neumann gewählt. Herr Kollege Neumann wird verhindert ſein, an den Sitzungen des Ausſchuſſes teilzunehmen. Er bittet deshalb, von ſeiner Wahl Abſtand zu nehmen. Es wird für ihn Herr Kollege Rieſenberg in Vorſchlag gebracht. — Widerſpruch er⸗ folgt nicht; Herr Kollege Rieſenherg iſt gewählt. Es hat ſich niemand wir verlaſſen damit 4*