132 ſtunden allerdings räumlich voneinander ſo gelegen ſein müßten, daß die Patienten ſie leicht erreichen könnten. Der Ausſchuß wollte im allgemeinen mit der Ablehnung dieſer Vorlage bekunden, daß er einer wei⸗ teren Verſtadtlichung des Aerzteweſens die Wege nicht ebnen wollte und daß die Aerzte in Charlottenburg in ihrer freien Tätigkeit durch die Stadt keine wei⸗ tere Einſchränkung erfahren möchten. Ich beantrage namens des Ausſchuſſes die Ablehnung der Vor⸗ lage. Stadtv. Vogel: Meine Herren! Wir haben ähnliche Debatten ſchon einmal vor mehreren Jahren wegen der Kinderkliniken, Zahnkliniken, der Tuber⸗ kuloſebekämpfung uſw. gehabt. Auch hier wollte man erſt nicht recht die Einrichtungen bewilligen, weil man Schädigungen der Privatärzte befürchtete. Man hat ſich aber doch dazu entſchloſſen, auch die dazu nötigen Räume bewilligt, und die guten Folgen ſind nicht ausgeblieben. Es hat ſich ein bedeutender Nutzen dieſer Einrichtung für die Tuberkuloſefürſorge und für Alkoholkranke dadurch herausgeſtellt, daß die Er⸗ krankungen und die Sterblichkeit abgenommen haben. Daß bei den Augen⸗ und Ohrenleidenden dasſelbe zu erwarten wäre, dagegen wird man wohl kaum einen Grund anführen können. Man weiſt auf die Krankenkaſſen hin, die jetzt auch für die Dienſtboten obligatoriſch eingerichtet worden ſind. Trotzdem aber gibt es noch eine große Menge Charlottenburger Einwohner, die keiner Krankenkaſſe angehören, die aber bedürftig ſind — und von denen iſt ja nur die Rede — und die infolge⸗ deſſen, wenn eine ſolche Sprechſtunde abgelehnt würde, ſich nicht anders helfen können, als daß ſie nach Berlin fahren. Es iſt ſchon in früheren Jahren ein⸗ mal feſtgeſtellt worden, wieviel Patienten in Ber⸗ liner Kliniken Hilfe ſuchen müßten, die in Char⸗ lottenburg keine bekommen haben. Es waren das, ſoviel ich weiß, zwiſchen 400 und 500 in einem Jahr, und dabei waren noch nicht einmal alle Kliniken be⸗ rückſichtigt. Man war ganz gewiß über die hohe Zahl ſehr überraſcht. Dasſelbe würde heute eintreten; es würde daher ganz wünſchenswert ſein, wenn man heute noch einmal die betreffenden Zahlen erfahren könnte. Es würde ſich dann zeigen, daß die ſtädtiſche Verwaltung dieſen Uebelſtänden nicht genügend Rech⸗ nung trägt. Wenn hier eingeworfen wird, daß dann auch Be⸗ mittelte dieſe Sprechſtunde benutzen dürfen, ſo iſt es doch ſehr einfach, dem vorzubeugen. Es muß eben jeder nachweiſen, ob er in einer Krankenkaſſe iſt oder nicht und wie ſeine Vermögensverhältniſſe ſind. Wenn er ſo ſituiert iſt, daß er ſich an einen Privat⸗ arzt wenden kann, dann wird ſeine Behandlung in der Klinik natürlich abgelehnt. Da es aber viele Fälle gibt, daß hieſige Einwohner, die weder die Mittel haben, um ſich an einen Privatarzt wenden zu können, noch einer Krankenkaſſe angehören, noch die Hilfe der Armenpflege beanſpruchen können, ebenſo wegen ſchwerer Augen⸗ oder Ohrenleiden ärztlicher Hilfe dringend bedürfen, wie Tuberkuloſe⸗ und Al⸗ koholkranke, ſo möchte ich dringend bitten, den bis⸗ her im Intereſſe der Lungenkranken und der Alkohol⸗ kranken beſchritternn Weg auch im Intereſſe der Ohren⸗ und Augenkranken einzuſchlagen. (Die Verſammlung beſchließt entſprechend dem Antrage des Ausſchuſſes die Ablehnung der Ma⸗ giſtratsvorlage.) Sitzung vom 25. März 1914 Vorſteher Dr Frentzel: Meine Herren! Ehe wir fortfahren, möchte ich Ihnen von einer Anfrage Kenntnis geben, die eben eingegangen iſt; ſie hat fol⸗ genden Wortlaut: Iſt der Magiſtrat bereit, Auskunft darüber zu erteilen, aus welchem Grunde die Reparatur des Holzpflaſters auf dem Kaiſerdamm zwi⸗ ſchen Reichskanzlerplatz und Verbindungsbahn immer noch nicht vorgenommen iſt, obgleich der Herr Stadtbaurat für den Tiefbau bereits vor etwa 1½ Jahren den mangelhaften Zu⸗ ſtand des Holzpflaſters zugegeben und bald⸗ möglichſte Abhilfe zugeſagt hatte? Marzahn, Dr Hubatſch, Ruß, Dr Bauer, Panſchow. Wenn der Magiſtrat die Anfrage nicht ſofort zu be⸗ antworten wünſcht, darf ich ſie ihm wohl in der ge⸗ wöhnlichen geſchäftsordnungsmäßigen Weiſe zugehen laſſen. — Es wird ſo geſchehen. Punkt 9 der Tagesordnung: Bericht des Petitionsausſchuſſes über Petitionen. Druckſache 78. Zunächſt: Petition des Bundes Deutſcher Mili⸗ täran wärter — Ver ein Charlotten⸗ burg — betr. Anrechnung eines Teiles der Militärdienſt zeit auf das Beſol⸗ dungsdienſtalter. Herr Kollege Dr Friedlaender iſt noch nicht hier. Dann wollen wir, nachdem ich noch mitgeteilt habe, daß das Protokoll der heutigen Sitzung die Herren Kollegen Dr Bauer, Baumann und Brode vollziehen werden, zunächſt übergehen zu: II. Petition der Regiſtratur und Kal⸗ kulaturaſſiſtenten, der Lehrer an der Bürgermädchen ſchule und der Vor⸗ ſchullehrer betr. Anſtellungs⸗ und Be⸗ ſol dungsverhältniſſe. Der Herr Referent bittet, daß wir die verſchiedenen Petitionen einzeln behandeln. Ich glaube, das wird ſich auch empfehlen. Wir wollen dann ſo vorgehen, daß wir jedesmal nach Erledigung der betreffenden Petition abſtimmen. Berichterſtatter Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Die Regiſtratur⸗ und Kalkulaturaſſiſtenten haben ähnlich wie andere Beamtenkategorien Anträge auf Aenderung ihres Gehalts und ihrer ſonſtigen Stellung an Magiſtrat und Stadtverordnete gerichtet. Die Petition hat uns in ähnlicher Form bereits vor etwa 1½ Jahren vorgelegen. Wir haben ſie damals dem Magiſtrat als Material für die Durchſicht des Normaletats überwieſen. Wir werden zurzeit bei der ganzen Sachlage auch nichts anderes tun können. Ich empfehle Ihnen daher, die Petition dem Magiſtrat als Material für die nächſte Durchſicht des Normal⸗ etats zu überweiſen, wie es der Petitionsausſchuß vorgeſchlagen hat. (Die Verſammlung beſchließt demgemäß.) Meine Herren, die Lehrer an der Bürger⸗ mädchenſchule wünſchen mit den ordentlichen Lehrern