144 währleiſtet. Ich bin der Meinung, daß man hier ſehr wohl das Angenehme mit dem Nützlichen vereini⸗ gen könnte, das Angenehme inſofern, als es wirklich g eine Notwendigkeit iſt, den Platz recht ſchön auszu⸗ geſtalten, das Nützliche inſofern, als man auch den Wochenmarkt in ſeiner bisherigen Weiſe beſtehen läßt, wenn auch in etwas veränderter Form, und ich werde mir geſtatten, dem Ausſchuß, der aller Wahrſcheinlich⸗ keit nach von Ihnen eingeſetzt werden wird, nähere Angaben darüber zu machen, wie ich es mir denke, daß man ſowohl den nördlichen als auch den ſüdlichen Teil des Platzes gleichmäßig für die Ausſchmückung und für den Wittenbergplatzmarkt heranziehen kann. Ich weiß, daß nach der Polizeiverordnung nur der nordliche Teil des Wittenbergplatzes für den Markt⸗ verkehr in Frage kommen darf. Aber ich nehme an, daß es nicht ſehr ſchwer fallen wird, wenn es der Ma⸗ ernſtlich will — und ich zweifle nach Lage der ache nicht an ſeinem guten Willen —, dieſe Polizei⸗ verordnung anders zu geſtalten, ſo daß beide Teile für den Markt herangezogen werden können. Ich glaube, daß damit der Durchgangsverkehr, der jetzt, wie ich gern zugebe, eine gewiſſe Beſchränkung erleidet, aller⸗ dings nur während zweimal 1½ Stunden in der Woche, alſo von 12 bis 1½ Uhr — und dieſe Be⸗ ſchränkung hat wohl auch einen Grund mit für die Vorlage abgegeben , dann weit eher geregelt werden könnte. Die ſonſtige Begründung, die der Magiſtrat der Vorlage beigegeben hat, vermag ich allerdings nicht anzuerkennen. Es iſt ſehr wohl möglich, daß die Preiſe der Lebensmittel auf dem Wittenbergplatz etwas teurer ſind als auf anderen Marktplätzen; aber es 1t doch darüber nichts geſagt worden, daß deshalb die Marktpreiſe auf dem Wittenbergplatz hoch ſind. Ich bezweifle es und werde auch dafür die Beweiſe gern erbringen. Den andern Grund, der uns angegeben wird, meine Herren, vermag ich kaum ernſt zu nehmen, daß der Markt nämlich deshalb fortkommen müßte, weil die Fiſche und der Käſe üble Gerüche verbreiten. Ja, wenn eine Hausfrau daran Anſtoß nimmt, dann mag ſie nicht hingehen; ich halte das nicht für not⸗ wendig. Wer ein ſo fein ausgebildetes Geruchsorgan hat, der muß eben den Platz meiden. Aber ich be⸗ zweifle, daß dieſe Art von Lebensmitteln, wenn ſie in geſchloſſenen Räumen feilgehalten werden, einen weni⸗ ger intenſiven Geruch verbreiten. Meine Herren, ich bin der Anficht, daß der Fort⸗ beſtand des Marktes auf dem Wittenbergplatz eine un⸗ bedingte Notwendigkeit iſt, und zwar aus zwei Grün⸗ den. Zuerſt möchte ich auf den minder wichtigen, auf den finanziellen Geſichtspunkt eingehen. In der Vor⸗ lage wird uns geſagt, daß wir aus dem Wittenberg⸗ platzmarkt eine ungefähre Einnahme von 20 000 % haben. Wir wiſſen aus der Vorlage vom 9. April des vorigen Jahres, daß der Pächter der Marktſtände für das Jahr 1912 eine Einnahme von 27 531 % nachgewieſen hatte. Nun kann ich Ihnen poſitiv be⸗ richten, daß die Marktſtandsinhaber ſehr gern den doppelten Preis an Miete zahlen wollen wie bisher, ohne daß etwa eine Verteuerung der Lebensmittel da⸗ durch herbeigeführt werden ſoll. Sie können es des⸗ 1b, weil ſie allgemein in ganz Groß-⸗Berlin höhere reiſe zahlen müſſen — wir haben ihnen das beſon⸗ ders billig gemacht —, und ſie können es deshalb, weil einen recht großen Umſatz dort auf dem Markt ſt aben. Wenn 11 von den 55 000 ℳ 10 000 ℳ an Unkoſten abſetze, ſo bleibt für die Stadt immerhin noch eine ganz erkleckliche Einnahme von 45 000 ℳ übrig, Sitzung vom 8. April 1914 und ich würde mich nicht dazu entſchließen können, eine derartige Summe ſo leichten Herzens dranzu⸗ eben. Aber auch dieſe Einnahme würde für mich und einen Teil meiner Freunde nicht ſo beſtimmend wirken, um deshalb den Fortbeſtand des Wochenmarktes zu ermöglichen. Wir kommen aus anderen Gründen dazu; wir ſagen: der Fortbeſtand des Marktes iſt un⸗ bedingt notwendig, weil er eine billige und gute Lebensmittelverſorgung für einen großen Teil des Publikums bedeutet. Damit Sie ungefähr wiſſen, welche Umſätze dort im Jahre erzielt werden, kann ich Ihnen ſagen, daß nach einer Aufſtellung, die ich erhielt und die Anſpruch auf Richtigkeit hat — es iſt eher mehr als weniger —, dieſer Umſatz an 100 Wochentagen im Jahre über 4 Millionen Mart be⸗ trägt, alſo eine ganz bedeutende Summe, und Sie wer⸗ den wohl daran ermeſſen können, daß auch bei einer ſo freien und großen Konkurrenz die Lebensmittelpreiſe keinesfalls hoch ſein können. Daß die Lebensmittel, die dort ausgeboten werden, friſch und gut ſind, be⸗ weiſt das Zeugnis unſerer Hausfrauen und die außer⸗ ordentlich ſtarke Frequenz auf dem Wochenmarkt. (Sehr richtig!) Meine Herren, ich habe mich ſchon früher ein⸗ mal darüber geäußert, daß ich einen Wochenmarkt für einen Regulator in Bezug auf die Lebensmittelpreiſe halte, und ich bin der feſten Meinung, daß mit dem Fortfall des Wochenmarktes automatiſch dieſe Preiſe unbedingt ſteigen werden. Dieſen Vorteil einer biui⸗ gen Lebensmittelverſorgung im Intereſſe des konſu⸗ mierenden Publikums und insbeſondere des Mittel⸗ ſtandes, des Beamten⸗ und Arbeiterſtandes mit einem Federſtrich daranzugeben, dazu kann ſich ein Teil meiner Freunde und ich mich nicht verſtehen. Um aber Gelegenheit zu geben, die ſo ſehr wichtige Angelegen⸗ heit eingehend zu beraten, beantragen meine Freunde insgeſamt, die Vorlage einem Ausſchuß von 15 Mit⸗ gliedern zu überweiſen. (Bravol) Stadtv. Dunck: Meine Herren! für den andern Teil meiner Freunde. (Heiterkeit.) Ich ſpreche Die jetzige Vorlage betr. Ausgeſtaltung des Witten⸗ bergplatzes iſt die Folge der Verhandlungen in der Stadtwerordnetenverſammlung vom 8. Oktober des vorigen Jahres. Sie wiſſen, daß damals eine zwei⸗ monatige Preßfehde gegen die Stadtverwaltung in Szene geſetzt war, weil der Bahnhof auf dem Witten⸗ bergplatz errichtet worden war. Vom Magiſtrat war damals die bündige Erklärung abgegeben worden, daß man alles aufbieten würde, um den Wittenberg⸗ platz ſo auszugeſtalten, wie es der Gegend würdig iſt. Nun hat inzwiſchen der Magiſtrat mit der Unter⸗ grundbahn verhandelt, und wir müſſen anerkennen, daß es ihm gelungen iſt, von der Untergrundbahn⸗ geſellſchaft die hohe Summe von 160 000 ℳ für die künſtleriſche und gärtneriſche Ausführung des Platzes zu erlangen. Außerdem ſtehen 40 000 ℳ von den Be⸗ itzern des E ſtücks Tauentzien⸗ und Ranke⸗ ſtraße, in dem das Pſchorrbräu befindet, für die Beſeitigung des Vorgartens zur Verfügung und ferner 10 000 ℳ, die bei der Anlage der Tauentzien⸗ und