Sitzung vom 8. April 1914 Markt einzurichten, verlaufen ſind und welchen Aus⸗ gang ſie genommen haben. Welchen Ausgang ſie ge⸗ nommen haben, können wir allerdings daraus ſchließen, daß hier in der Vorlage geſagt iſt, es habe ſich kein anderer Platz finden laſſen. Dasſelbe iſt uns aber auch ſchon im vorigen Jahre geſagt worden, als uns damals die Vorlage gemacht wurde. Ich weiß, daß das Gaſometergrundſtück an der Grenze von Charlottenburg liegt, dicht daran ſtößt Schöneberg. Man könnte annehmen, daß das ein großer Nachteil wäre, daß man an der Peripherie dieſes Stadtteils den Markt nicht errichten könnte. Das iſt in dieſem Falle ein vollkommener Irrtum. Man muß die örtlichen Verhältniſſe genauer in Be⸗ tracht ziehen und ſich vergegenwärtigen, um das zu beurteilen. Für den geſamten Stadtteil, für den der Markt auf dem Wittenbergplatz eine große Rolle ſpielt und als unentbehrlich bezeichnet worden iſt, iſt dieſer Ort annehmbar, und der Umſtand, daß gewiſſe Stadt⸗ teile von Schöneberg ſehr nahe angrenzen, dürfte wohl nur noch ein Vorteil ſein, da deſto mehr Leute dorthin kommen werden und auch deſto höhere Mieten von den Standinhabern gefordert werden können. Ja, Schöneberg wäre vielleicht ſogar dazu bereit, einen Beitrag zu dem Markt zu zahlen, weil doch für einen großen Teil ſeines Gebiets durch die Charlottenburger Einrichtung ein Markt geſchaffen würde. Ich möchte, da wir in einer öffentlichen Sitzung ſind und die Worte, die wir hier ſprechen, in der Preſſe wiedergegeben werden und dadurch ins Publikum dringen, aber natürlich nicht in extenso mitgeteilt werden können, ausdrücklich erklären, daß wir ſelbſt⸗ verſtändlich von vollſtem Vertrauen hinſichtlich der Loyalität des Magiſtrats bei der Behandlung dieſer Frage getragen ſind. Dies ſchicke ich voraus, weil ich jetzt einen andern Punkt berühren muß, bei dem es ſo ſcheinen könnte, als wenn das nicht der Fall wäre. Es iſt mir aufgefallen, als ich mich noch einmal genauer über die Vorgänge vom 23. April v. I. in⸗ formieren wollte und zu dieſem Zwecke die ſteno⸗ graphiſchen Berichte nachſchlug, daß von der zuſtim⸗ menden Aeußerung eines Herrn vom Magiſtratstiſch in bezug auf die Anregung, den Markt auf dem Gaſo⸗ metergrundſtück herzurichten, in dem ſtenographiſchen Bericht über die Sitzung vom 23. April v. I. kein Wort vorhanden iſt. Meine Herren, wie das kommt, weiß ich nicht ganz genau; geſchehen iſt es ſo, wie ich es ſage. Ich kann mir denken, daß es dem Steno⸗ graphen in der Eile techniſch unmöglich iſt, alles zu erfaſſen; ich kann mir denken, daß möglicherweiſe der betreffende Herr, der das in die Diskuſſion hineinge⸗ worfen hat, ſich nicht zum Worte gemeldet hat und der Stenograph es infolgedeſſen gar nicht ſtenographiert hat. Ich weiß nicht, ob das richtig iſt; ich kann mir denken, daß es möglich iſt, ich kann mir denken, — — Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend): Meine Herren! Ich bitte um etwas größere Ruhe; der Herr Stenograph kann den Herrn Redner nur ſehr ſchwer verſtehen. Stadtv. Dr. Genzmer (fortfahrend): Meine Herren! Ein dritter Grund, weshalb das im Steno⸗ gramm ausfallen könnte, iſt der, daß der Stenograph nicht verſteht, was da geſprochen wird. — Jedenfalls iſt in dem Stenogramm keine Silbe von dieſen Vor⸗ gängen vorhanden, und ich lege Wert darauf, zu be⸗ tonen, daß ich es für möglich halte, daß deshalb, weil das im Stenogramm ausgefallen iſt, daran bei der Behandlung, die die Frage in dieſem Jahre innerhalb 147 des Magiſtrats erfahren hat, nicht gedacht worden iſt. Es iſt möglich, daß es ſo iſt; es iſt aber auch möglich, daß es anders liegt. Ich bitte die Herren vom Magiſtrat, uns darüber Aufſchluß zu geben; denn nachdem dieſe Anregung vor einem Jahre er⸗ folgt war und da ſie ſehr beifällig aufgenommen und da uns geſagt wurde, daß man dieſer Frage näher treten wollte, hatten wir erwartet, daß wir einen ein⸗ gehenden Bericht darüber bekommen würden, wie die Verhandlungen verlaufen ſind und ob ſich der Markt dort herrichten läßt oder nicht. Ich bin noch heute dort umhergegangen und habe mich über den jetzigen Zuſtand auf dem Platze zu orientieren bemüht. Die Verhältniſſe liegen nicht mehr ſo gut, wie ſie noch vor einem Jahre lagen. Soviel ich indeſſen ſehen konnte, liegt auf der Südſeite des Gaſometergrundſtücks, be⸗ ſonders auf dem Südoſtende, noch ein Gebiet frei, das viel größer iſt als die Nordhälfte des Wittenberg⸗ platzes, auf der jetzt der Martt ſtattfindet. Wäre es möglich, die Grundſtücke von der Stadt Berlin, der ſie zum größten Teile gehören, abzupachten, ſo würde ſich damit ein Ausweg finden, um dem dortigen Stadtteil den Markt zu erhalten, den Wittenbergplatz aber von dem Markt zu befreien, was unbedingt wünſchenswert erſcheint. Hier handelt es ſich nur darum, feſtzuſtellen, welche Forderung mächtiger iſt. Auf dieſe Weiſe könnten Sie eventuell beide Forde⸗ rungen erfüllen. — Im übrigen bin ich auch für die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Perſonen. Stadtv. Ruß: Meine Herren! Da die Vor⸗ lage in einen Ausſchuß kommt, brauchten wir eigent⸗ lich hier nicht des längeren darüber zu beraten; aber der Herr Vorredner hat doch einige Behauptungen aufgeſtellt, die nicht unwiderſprochen bleiben dürfen. Gerade ſo, wie er ſeit einer langen Reihe von Jahren die Verhältniſſe auf dem Wittenbergplatz ver⸗ folgt, habe ich das auch ſeit 19 Jahren getan und habe alſo auch ein Recht, darüber ein Urteil abzu⸗ geben. Das, was Herr Kollege Genzmer geſagt hat, klingt beinahe ſo wie „es war einmal“. Ja, es war einmal ſo da. Ich räume ein, daß der Markt auf dem Platze notwendig war; aber wenn wir jetzt dieſen Platz, dieſen Knotenpunkt des Verkehrs, den Untergrund⸗ bahnhof, aus dem Tauſende von Menſchen am Tage hinausſtrömen, betrachten, dann muß man doch, meine ich, eine etwas weitſichtigere Politik treiben und ſich fragen: wie ſchaffen wir jetzt hier auf dem Platze, der durch das Untergrundbahngebäude tat⸗ ſächlich nicht vorteilhafter geſtaltet worden iſt, hin⸗ ſichtlich der Schönheit des Platzes Remedur? Da finde ich, daß die Vorlage des Magiſtrats als zweck⸗ entſprechend zu bezeichnen iſt und Abhilfe ſchafft, wie ſolche als notwendig ſich herausgeſtellt hat. Meine Herren, wir dürfen uns hier auch nicht von finanziellen Rückſichten leiten laſſen und daran denken, daß wir einige 20 000 ℳ für die Hergabe des Platzes erhalten. Wenn Herr Kollege Bergmann ſo einfach ausſpricht, daß die Herren auch ſogar 40 000 ℳ zahlen würden, ſo möchte ich das doch erſt einmal ſchwarz auf weiß ſehen. Es würde mich aber auch dies nicht dazu verleiten, meine Anſicht zu kor⸗ rigieren. Ich meine, es handelt ſich hier nicht um eine Finanzfrage, ſondern um die moderne Aus⸗ geſtaltung des Platzes, der durch das Untergrund⸗ bahngebäude das wollen wir uns nicht verhehlen — arg gelitten hat. Laſſen wir den Markt dort be⸗ ſtehen, ſo bin ich der feſten Ueberzeugung, daß uns über