148 2 kurz oder lang — und ich möchte ſagen: über kurz die Polizei kommen wird und den Markt aufhebt. (Sehr richtig! — Rufe: Abwarten!) — Meine Herren, ich bin nicht für das Abwarten, ſondern der Anſicht, daß wir, die wir das Wohl der Stadt ausſchließlich im Auge haben müſſen, uns doch mehr auf den Standpunkt des Herrn Kollegen Dunck ſtellen müſſen. Ich kann auch Herrn Kollegen Genz⸗ mer nicht recht geben, wenn er ſo im Namen eines großen Teils der Bevölkerung ſpricht, die er kennt und der er nahe ſteht und die ſich für die Beibehaltung des Marktes ausgeſprochen hat. Ich kenne auch einen großen Teil der dortigen Bevölkerung, der es herbei⸗ ſehnt, daß endlich ordentliche Verhältniſſe geſchaffen werden, und die ordentlichen Verhältniſſe werden ge⸗ ſchaffen, wenn Sie die Magiſtratsvorlage annehmen. Stadtv. Vogel: Meine Herren! Es ſtehen ſich hier zwei Anfichten gegenüber; für jede ſind eine ganze Reihe von Gründen angeführt worden. Da iſt es natürlich ſchwer, alle Wünſche zu erfüllen; trotzdem hoffe ich aber doch, daß wir dazu imſtande ſein werden. Es gilt, für den Wittenbergplatz ganz in ſeiner Nähe einen anderen Platz zu finden, der für die Her⸗ richtung eines Marktes geeignet iſt. Nun, meine Herren, hat denn noch niemand an den ſtädtiſchen Platz in der Nürnberger Straße gedacht? Gerade um die Ecke am Tauentzienkaffee haben wir doch den großen ſchönen Platz, auf den die Badeanſtalt hin⸗ kommen ſollte und wo ſich jetzt nur ein Kohlenge⸗ ſchäft befindet, ferner ein Sportplatz, und dann ſtehen dort noch ein paar Sprengwagen. Für die Ein⸗ und Ausfahrt der Fuhrwerke ſind Tore ſchon vorhanden, ebenſo ſolche als Eingang und Ausgang für die Fußgänger. Auch ſonſt ſind dort nur noch ſehr wenige Einrichtungen notwendig, und ich glaube auch, daß der Platz groß genug ſein wird. Die Bewohner des Wittenbergplatzes werden froh ſein, wenn der Markt von dieſem wegkommt; die Hausfrauen möchten ihn aber gern in der Nähe behalten. Alſo, meine Herren, überlegen Sie es ſich, ob nicht der Platz an der Nürn⸗ berger Straße, der damals gekauft worden iſt, um dort eine Badeanſtalt einzurichten, für dieſen Zweck verwendet werden kann. Das wäre doch die beſte Verwendung, die wir jetzt finden können. Sollte ſich dafür ſpäter noch eine beſſere Verwendung finden, mein Gott, dann kann der Markt dort doch aufge⸗ hoben werden. Im übrigen macht es doch auch keine großen Unkoſten, den Markt dorthin zu ver⸗ legen. Auch der Pächter des Sportplatzes wird dar⸗ über nicht böſe ſein; denn er ſagt, daß er ſowohl im Sommer wie im Winter ſchlechte Geſchäfte mache. Der Kohlenplatz kann natürlich auch wo anders hin⸗ gelegt werden. Das alles macht alſo keine großen Umſtände. Daß für das Fortbeſtehen des Marktes in jener Gegend nicht nur bei den Händlern, ſondern auch bei den Hausfranen ſehr große Stimmung vor⸗ handen iſt, davon habe ich mich mehrfach überzeugt. Anderſeits ſind für die Stadt auch die Ausfälle ganz bedeutend, wenn der Markt auf dem Wittenbergplatz bleiben würde. Ich bitte alſo den Ausſchuß, den ich ja ebenfalls empfehlen möchte, dieſen Vorſchlag in Er⸗ wägung zu ziehen. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren! Zu meiner Freude kann ich konſtatieren, daß hier in der Stadtverordnetenverſammlung eigentlich vollſtändige Einmütigkeit darüber herrſcht, daß zum mindeſten Sitzung vom 8. April 1914 von allen Herren, die hier geſprochen haben, voll⸗ kommen einmütig dem Gedanken Ausdruck gegeben worden iſt: auf den Wittenbergplatz gehört der Wochenmarkt nicht mehr hin! 1 (Sehr richtig! bei der Vereinigten alten Fraktion.) Nicht einer der Herren, die für die Aufrechterhaltung des Wochenmarktes ſind, hat etwa die Berechtigung der Beſeitigung des Wochenmarktes an ſich beſtritten. Die Herren verlangen nur, daß der Wochenmarkt ſo⸗ lange erhalten bleibt, bis ein geeigneter anderer Platz gefunden iſt, und ich muß ſagen, daß auch die Mehr⸗ heit meiner Freunde die Notwendigkeit eines Wochen⸗ marktes in jener Gegend ſo ſehr in den Vordergrund ſtellt, daß ſie den Wochenmarkt erhalten zu ſehen wünſcht, bis ein geeigneter anderer Platz gefunden worden iſt. Ob es aber möglich iſt, einen geeigneten Platz zu finden, uns darüber zu unterhalten, wo dieſer geeignete Platz ſein ſoll, ob da, wo Herr Kol⸗ lege Genzmer ſagte, oder da, wo Herr Kollege Vogel meinte, das ſind doch Dinge, die im Plenum zu er⸗ örtern mir nicht recht fruchtbar erſcheint. Ich meine, daß wir die weitere Erörterung darüber ruhig dem Ausſchuß überlaſſen könnten. (Lebhafte Zuſtimmung. Große Heiterkeit.) — Ja, meine Herren, wenn dieſe Erörterungen nicht in voller Breite in das Plenum getragen worden wären, hätte ich überhaupt nicht das Wort ergriffen, (Große Heiterkeit) ſondern wäre ſofort mit der Ausſchußberatung ein⸗ verſtanden geweſen. Meine Worte gelten nur dem Bemühen, bei der großen Reihe der noch gemeldeten Herren die Debatte inſofern abzukürzen, daß ſie nicht darauf hinausläuft, uns hier im Plenum darüber zu unterhalten, wo ein geeigneter Platz zu finden iſt. Allerdings, meine Herren, möchte ich darüber keinen Zweifel laſſen, daß unter meinen Freunden auch einige ſind, die ſelbſt, wenn ein geeigneter Platz nicht gefunden werden ſollte, dem Verkehrsintereſſe doch den Vorrang einräumen. (Bravo!) Ich ſelbſt gehöre auch zu denjenigen, die ſagen, daß in einem ſolchen Falle das Verkehrsintereſſe voran⸗ gehen muß. Als vorhin Herr Kollege Ruß erwähnte, daß, wenn wir dort nicht in abſehbarer Zeit geordnete Ver⸗ hältniſſe ſchaffen, dann die Polizei den Wochenmarkt aufheben würde, wurde von einigen Seiten gerufen: abwarten. Nun gewiß, meine Herren, wir könnten das abwarten; aber ich meine, es iſt doch einer Stadt⸗ verwaltung nicht recht würdig, gerade auf einem ſolchen Gebiete, auf dem das polizeiliche Vorgehen berechtigt wäre, ſich von der Polizei treiben zu laſſen. Gerade wenn eine Stadtverwaltung auf die Selbſt⸗ verwaltung Gewicht legt, dann ſollte ſie doch darauf ſehen, daß ſie nicht in ſolchen Fällen, in denen die Polizeibehörde im Rechte wäre, gedrängt wird. In ſolchen Fällen ſollte die Stadtverwaltung von ſelbſt tun, was im allgemeinen Intereſſe notwendig iſt. (Bravo!)