Sitzung vom 8§. April 1914 ſtimmen muß. Meine Herren, ich glaube, wir werden uns mit Ausnahme des Herrn Granitza, der ja auch hinzugefügt hat, daß er „natürlich“ nicht für ſeine Freunde ſpräche, darüber klar ſein, daß dieſe Sache mit allen möglichen Dingen zu tun haben mag, aber keinesfalls mit der politiſchen Stellung des einzelnen, (Sehr richtig!) daß ſie damit nicht das Geringſte zu tun hat. Das geht ja auch am beſten daraus hervor, daß ſämtliche Fraktionen in ihrer Mitte eine verſchiedenartige Stellung dazu aufweiſen. Dann muß ich mich dagegen verwahren, daß hier von Herren, die offenbar die Bedeutung einzelner Momente durch das ſtarke Intereſſe, das ſie an der Sache haben — ſelbſtverſtändlich Intereſſe nur aus ideellen Gründen —, überſchätzen, die Behauptung aufgeſtellt wird, der Oſten Charlottenburgs würde ruiniert, weil er den Markt hat, oder er würde ruiniert werden, wenn er den Markt nicht behält. Wenn insbeſondere mein Freund Dunck darauf hin⸗ gewieſen hat, daß eine ſo große Abwanderung von Inhabern von Privatwohnungen aus dem Oſten Charlottenburgs ſtattgefunden hat, ſo iſt die Tat⸗ ſache gewiß richtig. Aber ebenſo unrichtig meiner Anſicht nach iſt es, daß das auf das Beſtehen des Marktes zurückzuführen iſt. (Sehr richtig!) Dieſe Erſcheinung iſt daraus erklärlich, daß ſich unſer Oſten in einem Uebergangsſtadium befindet, daß er von der Wohngegend übergeht zur City, daß er ein Mittelpunkt des Groß⸗Berliner Verkehrs und namentlich auch des Kleinbahnverkehrs geworden iſt, und darunter leiden eine ganze Reihe von älte⸗ ren Häuſern, die auf der einen Seite noch Wohn⸗ häuſer, und zwar keine modernen Wohnhäuſer, auf der andern Seite noch keine Geſchäftshäuſer ſind. Seehr richtigl) Das iſt meines Erachtens der Grund dafür, daß insbeſondere in den letzten Jahren, in denen dieſes Uebergangsſtadium eingetreten iſt, ein Abwandern vom Oſten nach dem Weſten, und zwar nicht nur nach Wilmersdorf, ſondern auch nach den weſtlichen Gegenden von Charlottenburg, nach dem Kaiſer⸗ damm, nach dem bayeriſchen Viertel und dergleichen erfolgt iſt. Daß bloß die Abwanderung nach Wil⸗ mersdorf ſtattgefunden hat, iſt ausgeſchloſſen, denn die Fluktuation der Bevölkerung der weſtlichen Vor⸗ orte vollzieht ſich, ohne daß diejenigen, die von dem einen Ort zum andern ziehen, dabei durch eine Vor⸗ liebe für die eine oder andere Gemeinde geleitet werden. Dieſe Fluktuation iſt ſicherlich auch unab⸗ hängig von der Frage, ob der Markt auf dem Witten⸗ bergplatz abgehalten wird, und wird es in Zukunft um ſo mehr ſein, je mehr das Uebergangsſtadium mit der Zeit in ein feſtes und ſicheres Stadium über⸗ geht, je mehr die Citybildung fortſchreitet und da⸗ durch Verhältniſſe geſchaffen werden, die als ſichere und ſtetige für die Anlieger der öſtlichen Straßen durchaus angenehm und erwünſcht ſein werden. Deshalb iſt es meine Hoffnung, daß der Aus⸗ ſchuß in dieſer Angelegenheit die wichtigen Fragen, die zur Erörterung gelangen müſſen, prüfen wird: 151 die Rückſicht auf den Verkehr, die Rückſicht auf das Städtebild, die Rückſicht aber auch darauf, daß die Bevölkerung dieſer Gegend billig und gut einkauft. Dieſe Rückſichten werden gegen einander abzuwägen ſein. Aber wie auch der Ausſchuß darüber entſcheiden wird: das Aufſtreben des Oſtens, die Verbeſſerung der Verhältniſſe für die Anlieger dort, die wir mit Gewißheit erwarten, werden durch die Entſcheidung nicht gefährdet werden. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Ich will auf die Sache ſelbſt nicht eingehen, weil ja — da⸗ rin ſtimme ich dem Herrn Vorredner vollſtändig zu der Ausſchuß dazu da iſt, die ſachliche Seite der An⸗ gelegenheit zu klären. Ich möchte dagegen dem Herrn Stadtv. Genzmer mitteilen, daß ſelbſtverſtändlich der Magiſtrat die Frage der Unterbringung des Marktes an einer andern Stelle unterſucht hat und daß wir lediglich auf Grund dieſer Unterſuchung die Be⸗ merkung in dieſe Vorlage aufgenommen haben, daß ein anderer geeigneter Platz ſich nicht hat ausfindig machen laſſen. Eine nähere Begründung in der Vor⸗ lage erſchien nicht zweckmäßig. Es wird Sache des Ausſchuſſes ſein, die Feſtſtellung entgegenzunehmen, die der Magiſtrat in dieſer Richtung getroffen hat. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt in dieſen Ausſchuß die Stadtv. Bade, Baumann, Bergmann, Dunck, Dr. Genzmer, Granitza, Gredy, Haack, Harniſch, Jaſtrow, Leupold, Rackwitz, Ruß, Scharnberg und Wolffenſtein.) Vorſteher Dr Frentzel: Meine Herren! Ehe wir in die Beratung des nächſten Punktes eintreten, möchte ich bitten, mir ſelbſt als dem Vorſteher dieſer Verſammlung einen Augenblick Gehör zu ſchenken. Ich möchte mitteilen, daß das Protokoll heute voll⸗ ziehen die Herren Dr Bauer, Baumann und Brode. Sind die drei Herren anweſend? (Wird bejaht.) Ich habe, wie Sie ſehen, abweichend von meiner ſon⸗ ſtigen Gewohnheit, die Herren, welche das Protokoll vollziehen, e um feſtzuſtellen, ob ſie an⸗ weſend ſind. Sie wiſſen, daß die Unterzeichnung des Protokolls zu den Obliegenheiten der Stadtverord⸗ netenverſammlung gehört und daß ich als ihr Vor⸗ ſteher verpflichtet bin, dafür zu ſorgen, daß dieſe Form, die vorgeſchrieben iſt und die auch wichtig iſt, vollzogen wird. Nun habe ich die Bemerkung machen müſſen, daß die Herren, die von mir im Laufe der Sitzung als Unterzeichner des Protokolls aufgerufen werden, ſehr häufig am Schluſſe der Sitzung, wenn es ſich nachher um die Unterſchreibung des Protokolls handelt, nicht mehr anweſend ſind. Am Schluſſe der letzten Sitzung war von den drei von mir genannten Herren kein einziger mehr da, und es iſt lediglich einem Zufall zuzuſchreiben, daß es überhaupt möglich war, eine ordnungsmäßige Unterzeichnung des Proto⸗ kolls zuſtande zu bringen. Da mir, wie geſagt, die Ver⸗ pflichtung für die ordnungsmäßige Unterzeichnung obliegt, ſo würden Sie mich zu außerordentlichem Danke verpflichten, wenn Sie mich in dieſer Ange⸗ legenheit etwas mehr unterſtützen wollten, als es in der letzten Zeit der Fall geweſen iſt.