156 ſchon klar geworden iſt, deſſen Ausführung bisher nur geſcheitert iſt an wohlüberlegten ſachgemäßen Ein⸗ wendungen, die beim Magiſtrat beſtanden haben und die ganz zu beſeitigen er nach Lage der Geſetzgebung außerſtande iſt. Darum bittet Sie der Petitionsausſchuß, dieſe Petition dem Magiſtrat als Material zu überweiſen, weil er weiß, daß ſie beim Magiſtrat die Berückſichti⸗ gung ſtets gefunden hat und auch weiter finden wird. Stadtv. Kern: Meine Herren! Als vor drei Jahren eine Kommiſſion gebildet wurde, um den damals vorgelegten Bebauungsplan zu beraten — ich hatte die Ehre, dieſer Kommiſſton anzugehören —, wurde vom Magiſtrat die Sache ſehr energiſch be⸗ trieben. Sie wurde außerordentlich dringend hin⸗ geſtellt, damit wir ſie vor der Konſtituierung des Zweckverbandes unter Dach bringen konnten. Der Bebauungsplan wurde uns aber von der Regierung verworfen. Bei dieſer Gelegenheit wurde außer⸗ ordentlicher Wert darauf gelegt, daß die Kommunal⸗ politik, die Charlottenburg zu treiben habe, nicht auf dem Gebiete zu ſuchen ſei, daß den Leuten wie in Dahlem eine längere Steuerfreiheit zugeſichert wird, daß wie z. B. in Wilmersdorf die Anbaufähigkeit der Straßen erſt davon abhängt, wie der betreffende Intereſſent zu bauen vorgibt, ſondern wir haben von jeher auf einem großzügigeren Standpunkt geſtanden. Wenn wir nun das wertvolle Material, das in dieſer Petition enthalten iſt, dem Magiſtrat nur als Material überweiſen wollten, ſo ſteht das doch eigent⸗ lich im Widerſpruch zu dem, was der Magiſtrat und was die Stadtverordnetenverſammlung vor drei Jahren zu tun wünſchten. Es wird doch bei der Bürgerſchaft einen eigentümlichen Eindruck machen, wenn wir mit einem Mal jetzt ſagen: die Sache iſt uns nicht ſo wertvoll, daß wir ſie zur Berückſichtigung überweiſen; der Petitionsausſchuß iſt damit zu⸗ frieden, wenn ſie als Material überwieſen wird. Hier kommen doch wohl ganz beſondere Intereſſenten in Betracht. Ich verkehre ja innerhalb dieſer Kreiſe nicht; aber die Bürgerſchaft iſt der Meinung: das kann unmöglich mit rechten Dingen zugehen, es müſſen irgendwelche Intereſſenten vorhanden ſein, die dem entgegenarbeiten. Meine Herren, Sie brauchen ſich nur einmal abends nach der Span⸗ dauer Chauſſee zu begeben und nach links hinüber⸗ zublicken, um die hell erleuchteten Straßenzüge zu überſehen. Mit der damals geübten Kommunal⸗ politik, die dem amerikaniſchen Syſtem der Ent⸗ wicklung Rechnung tragen wollte, iſt der Wunſch nicht erfüllt worden. Im Gegenteil, wir dürfen unter uns wohl ſagen, daß ſich die Hoffnungen nicht ver⸗ wirklicht haben, die wir an die bauliche Erſchließung des ſüdlichen Teils der Spandauer Chauſſee ge⸗ knüpft haben. Auf der andern Seite dürfen wir aber doch nun, wo uns das eine nicht geglückt iſt, den Verſuch nicht aufgeben, an der Stelle, wo die Verhältniſſe günſtiger liegen, von neuem vorzugehen. Hierbei komme ich auf die Petition wieder zurück, welche beſondern Wert darauf legt, zu be⸗ tonen, daß der alte Stadtteil Charlottenburgs allzu ſtark vernachläſſigt worden iſt. Sie brauchen nur an die Regulierung der Spandauer Chauſſee zu den⸗ ken, an die mangelhafte Beleuchtung der Spandauer Straße, des Spandauer Berges uſw. Die Bürger⸗ ſchaft iſt der Anſicht, daß dieſer alte Stadtteil Char⸗ lottenburgs durch die Verbreiterung der Bismarck⸗ Sitzung vom 8. April 1914 ſtraße, die Verlängerung und Bebauung des Kaiſer⸗ damms ſtark ins Hintertreffen gekommen iſt⸗ Der Verkehr hat ſich zum großen Teil dorthin gezogen. Würde die Petition auf Berückſichtigung rechnen können, ſo wäre ein gewiſſer Entgelt dafür geboten, der Verkehr würde wieder zu einem Teile durch den alten Stadtteil Charlottenburgs, der direkten Ver⸗ bindung nach Spandau, gelenkt werden. Die Ge⸗ ſchäftsleute und Intereſſenten auf der Spandauer Chauſſee, im unteren Teile der Berliner Straße, in der Spandauer Straße ſetzen große Hoffnungen darauf, daß ſie ein Hinterland bekommen, daß Nord⸗ Weſtend bebaut wird; ſie glauben, dann beſſer mit ihren Geſchäften vorwärts zu kommen, glauben, daß ihr Lebensnerv nicht ſo ſehr unterbunden 1 wird, wie es jetzt durch die Ablenkung des Verkehrs nach dem Kaiſerdamm und der Bismarckſtraße ge⸗ ſchehen iſt. 2 Das iſt der Hauptgrund, weshalb die Petition hier noch einmal zur Erörterung gelangt iſt. Der Bezirksverein Weſtend hat ſich zur Aufgabe geſtellt, dafür zu wirken. Deshalb hat ſich auch ein großer Teil meiner Freunde bereit erklärt, dafür einzutreten, daß dieſes Material dem Magiſtrat zur Berückſichti⸗ gung, nicht bloß als Material überwieſen werde. Ich vertrete nicht den Standpunkt der Grundbeſitzer, ſondern ich habe das im Auge dabei, was ich eben ſagte. Gewiß wird ein großer Teil der Beamten der Siemenswerke dorthin ziehen. Ein großer Teil von Beamten wohnt im Süden von Charlottenburg, in Steglitz und auf dem Wege dorthin; ſie leiſten ſich täglich durch Zuſammenlegen des erforderlichen Be⸗ trages einen Extrazug, um zu ihrer Geſchäftsſtelle zu gelangen. Nun ſtehen ja dem Wunſche der Petenten die Intereſſenten entgegen, die befürchten, daß ihnen, wenn Nord⸗Weſtend bebaut wird, ein großer Teil ihrer Mieter entzogen werde. Ich glaube nicht, daß dieſe Intereſſenten ſo weit gehen werden, deswegen gegen die Bebauung von Nord⸗Weſtend aufzutreten. Eine weitere Befürchtung, die ich in einigen Krei⸗ ſen wahrgenommen habe, geht dahin, daß eine große Arbeiterbevölkerung nach Nord⸗Weſtend ziehen wird. Meine Herren, ich kenne die Verhältniſſe und glaube ſicher, daß das nicht eintreten wird. Der größte Teil der Arbeiterſchaft in den Siemenswerken hat ſich auf dem Wege nach dem Bahnhof Jungfernheide, Putlitzſtraße, Moabit, Geſundbrunnen und den nördlichen Vororten angeſiedelt, nur ein geringer Teil wohnt ſüdlich von Charlottenburg. Selbſt wenn das aber der Fall ſein ſollte, ſo kann ich doch der Befürchtung nicht zuſtimmen, daß die Armenlaſten ſteigen uſw. Ich glaube vielmehr, daß die Kommu⸗ nalpolitik, die Charlottenburg in der letzten Zeit ge⸗ trieben hat, nicht ganz richtig war. Woher ſollen wir denn die ganzen Millionäre bekommen! Wir müſſen auf die werktätige Bevölkerung zurückgreifen, und es iſt nicht als ein Schaden anzuſehen, wenn wir kleine, mittlere Beamte und auch einen Teil der Arbeiterſchaft in Nord⸗Weſtend anſiedeln ſollten. Ich ſpreche noch einmal den Wunſch aus, damit die Sache nicht in den Orkus verfinkt, und bitte meine Freunde und die Verſammlung, dafür einzutreten, daß die Petition dem Magiſtrat nicht als Material, ſondern zur Berückſichtigung überwieſen werde. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Es iſt der Antrag geſtellt, die Petition dem Magiſtrat nicht,