174 in eine Geſchäftsgegend umwandelt, wo man erwartet, daß prunkvolle Läden und Schaufenſter entſtehen werden, — daß man auf einem ſolchen Platz eine Be⸗ dürfnisanſtalt oben auf den Erdboden ſetzt. Ich halte dieſen Fehler nicht für irreparabel, aber für höchſt bedauerlich, denn die notwendige Fortſchaffung dieſer Anſtalt wird einen größeren Teil des Geldes, das die Untergrundbahn hoffentlich zahlt, verzehren. Meine Herren, es ſind mir zufällig eben von der Beſitzerin des Hauſes, durch den infolge von Krankheit am Hierſein heute verhinderten Kollegen Stadthagen übermittelt, vier Photographien zugeſandt worden, die von verſchiedenen Punkten aus zeigen, wie die Be⸗ dürfnisanſtalt beſonders das Haus Wittenbergplatz 1 verdeckt und es unmöglich macht, dort Schaufenſter einzurichten, die von den Paſſanten geſehen werden. Ich lege ſie auf den Tiſch des Hauſes für die Herren, welche ſie betrachten wollen; Sie werden es ſich meiſtensteils wohl ſo ſchon vorſtellen können, wie die Verhältniſſe liegen. — Alſo trotzdem bin ich für die Anlegung eines Schmuckplatzes, aber unter Beſeiti⸗ gung dieſer Bedürfnisanſtalt. Der zweite Grund, weshalb ich es für wünſchens⸗ wert halte, daß der Wittenbergplatz von dem Markt frei gemacht wird, iſt der, daß tatſächlich eine Reihe von Hausbeſitzern durch den Zuſtand, wie er jetzt iſt, geſchädigt wird, indem die ſonſt natürliche Entwick⸗ lung in der günſtigen Lage ihrer Häuſer gehemmt wird. Ich ſtehe auf dem Standpunkt, daß berechtigte Intereſſen von Hausbeſitzern berückſichtigt werden müſſen. Dieſer Standpunkt wird ja auch von vielen hier geteilt, wenn auch nicht von allen. Wenn wir alſo die Möglichkeit haben, den Markt anderswo zu erhalten, ſo ſtimme ich für die Freimachung des Wittenbergplatzes. Ich glaube, meine Herren, die Möglichkeit iſt gegeben. Ich habe mir erlaubt, in der vorigen Stadtverordnetenſitzung auf den einen Platz am Gaſometer hinzuweiſen. Wir haben gehört, daß ſich dort Schwierigkeiten ergeben und die Anlegung des Marktes auf dieſem Platz ſich nicht durchführen laſſen wird. Ein zweiter Platz ſteht noch zur Verfügung; er iſt ſchon oft geſprächs⸗ weiſe genannt worden, auch vom Herrn Kollegen Vogel hier in der Stadtverordnetenſitzung; er iſt auch in der Ausſchußſitzung erwähnt worden, leider nicht mit dem gehörigen Nachdruck. Mir ſelbſt war in der Ausſchußſitzung das Wort abgeſchnitten, weil ein plötzlich eingehender Antrag auf Schluß in dem Mo⸗ ment, als ich mich zum Worte meldete, mit einer kleinen Majorität angenommen wurde, und ich in⸗ folgedeſſen nicht ausführen konnte, was ich im Sinne harte. Auch meine Aufmerkſamteit richtete ſich auf dieſen Platz, Nürnberger Straße 50%/5, nachdem der Platz am Gaſometer mit Begründung abgelehnt wor⸗ den war. Ich weiß durch perſönliche Rückſprache, daß ein Bedenken gegen den Platz obwaltet: er koſtet nämlich koloſſal viel Geld, er bedeutet ein großes Vermögen; man ſagte, ſo teuer darf ein Platz für einen Markt nicht ſein. Nun, wenn man ein größeres Vermögen für die Stadt zu verwalten hat, ſo iſt es wohl zweckmäßig, es ſo zu verwalten, daß es möalich viel Zinſen trägt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß, wenn dieſer Platz als Marktplatz ausgenutzt wird, er an Pacht ſchlecht gerechnet das Dreifache, ich kann wohl auch ſagen, das Vierfache deſſen einbringen wird, was er jetzt bringt. Ich habe mich informiert: im Sonderetat 8 Nr. 6 iſt der Mietsertrag des ganzen verpachteten Platzes mit 6138 ℳ aufgeführt. Faſt ein Fünftel davon zahlt die ſtädtiſche Straßenreini⸗ Sitzung vom 22. April 1914 gungsverwaltung, über vier Fünftel der Privatpächter, der dort Tennisplätze und im Winter Eisbahn her⸗ ſtellt und vermietet. Es iſt keine Frage, daß der Zinsertrag mindeſtens dreimal ſo hoch ſein würde, wenn der Platz als Markt eingerichtet würde. Nun iſt dieſe Summe, wenn es auch in zehn Jahren viel⸗ leicht 150⸗ oder 200 000 ℳ wären, was die Stadt mehr einnähme, kein zwingender Grund. Ich habe die Zahl nur deshalb angeführt, um zu zeigen, daß ein finanzielles Intereſſe, wie das mir geſagt worden iſt, der Anlegung des Marktes auf dieſem Platze nicht entgegenſtehen könne. Anderſeits wird man ſagen, die Stadt rechnet damit, dieſen Platz einmal auch zu verkaufen. Meine Herren, ich glaube, wenn ich auch nicht Geſchäftsmann bin, hier darauf hinweiſen zu dürfen, daß in der Zeit, in der wir leben, an einen Verkauf, der für die Stadt beſonders verlockend wäre, wohl nicht gedacht werden kann. Von Jahr zu Jahr werden mit der, wie man annimmt, ſich langſam, aber ſtetig hebenden Kon⸗ junktur und mit der Umwandlung des Wittenberg⸗ platzes in einen Schmuck⸗ und Geſchäftsplatz, mit der Umwandlung der ganzen Gegend in eine Geſchäfts⸗ gegend, die Preiſe des Grund und Bodens an dieſem Platz ſtetig und vielleicht enorm ſteigen. Es wäre alſo ein Unglück für die Stadt, wenn ſie möglichſt früh verkaufen und den großen Gewinn, der dabei zu erzielen wäre, einem Privatbodenhändler über⸗ laſſen, den Gewinn nicht ſelbſt zur rechten Zeit ein⸗ heimſen wollte. Es iſt demnach kein Nachteil für die Stadt, wenn ſie für einen jetzt nicht näher zu beſtim⸗ menden Zeitraum, ſagen wir, von 5, 10 oder 12 Jahren — die Zukunft wird lehren, wie lange — auf dieſem Platz einen Martt einrichtet. Sie wird ge⸗ ringere Summen an Zinſen verlieren, als ſie jetzt verliert, die Gegend wird den Marktplatz behalten, den ſie unbedingt braucht, der Wittenbergplatz wird, was wir ihm alle wünſchen, zu einem Schmuckplatz erſter Ordnung, wie ich annehme, unter Beſeitigung der Bedürfnisanſtalt, hergerichtet, und alle beteiligten Kreiſe werden zufriedengeſtellt werden können. Das Problem, das uns beſchäftigt, iſt alſo nicht unlösbar. Leider kann es nur gelöſt werden, wenn wir die heu⸗ tige Vorlage des Magiſtrats, in der, wie ich ausdrück⸗ lich hervorheben möchte, auch nach meiner Meinung ein geſunder Kern ſteckt, ablehnen. Da wir leider nicht erwarten können, wie mir ſcheint, daß uns vom Magiſtrat heute die Zuſicherung gegeben werden kann, daß ein Erſatzmarkt auf dem Platz Nürnberger Straße 50/55 eingerichtet wird, wird uns nichts an⸗ deres übrig bleiben, als die heutige Vorlage des Ma⸗ giſtrats abzulehnen und zu hoffen, daß eine erneute Bearbeitung dieſer Frage ſtattfinden und uns in kürzeſter Friſt eine Vorlage vielleicht auf Grund der Anregung, die ich eben gegeben habe, zugehen wird, die dann eine allgemeine Annahme finden kann. Stadtbaurat Bredtſchneider: Meine Herren! Ich erlaube mir, Ihnen einige Ausführungen über den Verkehr und ſeine Behinderung durch den Wochenmarkt auf dem Wittenbergplatz zu machen. (Rufe: Lauter!) — Ich kann leider nicht lauter ſprechen! — Ich habe mich über den Verkehr, der dort ſtattfindet, bereits vor einem Jahre ausgelaſſen, als das erſte Mal unſere Vorlage an Sie gelangte, und habe mich dann auch weiterhin in der Ausſchußſitzung darüber geäußert. Ich will nicht allzu viel wiederholen, lege aber doch Wert