Sitzung vom 22. April 1914 darauf, hier in der Oeffentlichkeit auf die maßgebenden Punkte hinzuweiſen. Ich bedaure, daß ich dabei auch einiges von dem wiederholen muß, was von dem einen oder dem andern der Herren Vorredner heute bereits geſagt worden iſt. Daß der Wittenbergplatz in einer überaus reichen Verkehrsgegend an und für ſich liegt, wird wohl von keinem Menſchen bezweifelt werden. Der große Fuhr⸗ werksverkehr im Zuge der Tauentzien- Kleiſtſtraße iſt bekannt; wir haben das bereits in unſerer Vorlage er⸗ wähnt. Ich möchte nochmals wiederholen, daß nach unſeren Zählungen, die wir jährlich im Monat Mai anſtellen, auf dem Wittenbergplatz ein Fuhrwerks⸗ verkehr herrſcht wie z. B. in der Bismarckſtraße, in der Berliner Straße und am Kurfürſtendamm. Er iſt mit Ausnahme einer einzigen Straße, nämlich des Kurfürſtendamms vor dem Zoologiſchen Garten, über⸗ haupt der größte auf allen unſeren Straßen. Es gibt mit Ausnahme des Straßenteils, den ich eben genannt habe, keinen größeren Verkehr in unſerer Stadt. Wir können alſo ſagen: der Fuhrwerksverkehr iſt der größte — wenn ich wieder auf dieſe Ausnahme hinweiſen darf —, den wir in unſeren Straßen haben. Dieſer Fuhrwerksverkehr geht an dem Wochenmarkt vorbei. Meine Herren, was den Fußgängerverkehr anbe⸗ trifft, ſo iſt ſelbſtverſtändlich die Gegend um den Wit⸗ tenbergplatz von Fußgängern außerordentlich ſtark be⸗ lebt; das bedarf wohl keiner beſonderen Begründung. Es iſt ſchon darauf hingewieſen worden, daß dieſer an und für ſich große Verkehr weſentlich durch den Fuß⸗ gängerverkehr von und nach dem Untergrundbahnhof verſtärkt wird, und da habe ich mir erlaubt, in der Aus⸗ ſchußſitzung folgendes Rechenerempel anzuſtellen. Feſtſteht, daß im Jahre 1913 4 Millionen Fahr⸗ karten gelöſt worden ſind, daß alſo der Verkehr von und nach dem Untergrundbahnhof §8 Millionen Men⸗ ſchen in einem Jahre betragen hat. (Hört! hört!) Wenn Sie den Durchſchnitt nehmen, ſo entfallen auf jeden Tag praeter propter 22 000 Menſchen, die nach und von dem Bahnhof gehen. Meine Herren, es iſt das die Bevölkerungszahl einer mittleren Provinzial⸗ hier an einem einzigen Tage zuſammen⸗ ömt. (Zurufe.) — Ia, meine Herren, ich bitte, dann doch ſchon lautere Zurufe zu machen, ſonſt kann ich leider nicht auf die vielen Zurufe eingehen, obgleich ich die Gewohnheit habe, mich immer gleich auf ſolche zu äußern. — Meine Herren, Sie mögen ja ſagen: das iſt nicht viel. Ich halte es aber für viel, und ich kann Ihnen doch nur meine Anſicht vortragen. (Sehr gut!) Ich bin der Auffaſſung, daß der Verkehr tatſächlich auch für die Fußgänger ſehr groß iſt. Wenn man ſich nun überlegt, wo denn der Ver⸗ kehr von und zu dem me dan herſtammt und wo er hingeht, dann bitte ich doch zu beachten, daß die Kleiſtſtraße wahrſcheinlich überhaupt nicht in Frage kommt; denn die Leute, die in der Kleiſtſtraße wohnen und die Untergrundbahn benutzen wollen, gehen zum Nallendorfplatz. Es kommt auch ein großer Teil der Tauentzienſtraße nach Weſten hin] 175 nicht in Frage; die Leute dort haben es näher na dem Zoologiſchen Garten. Von der Tauentzien⸗ un Kleiſtſtraße wird alſo nur ein kleiner Teil des dortigen Verkehrs geliefert werden. Der eigentliche Hauptteil des Verkehrs muß ſich doch alſo rechts und links nach Norden und Süden vom Untergrundbahnhof hin be⸗ wegen, und von dieſem Verkehr kann man doch wohl ſagen, daß etwa die Hälfte nach Norden hin entfällt, die dann über den Markt auf dem Wittenbergplatz gehen muß. Dieſe Hälfte braucht natürlich nicht quer über den Wittenbergplatz zu gehen, ich bitte, das nicht ſo aufzufaſſen; ich behaupte nicht, daß die betreffenden Leute nun direkt über den Platz gehen, ſondern daß ſie den Platz berühren müſſen. Nun, meine Herren, habe ich mich, wie ich das auch bereits im Ausſchuß geſagt habe, vor mehreren Tagen einige Zeit auf dem Wittenbergplatz aufge⸗ halten und die Verkehrsverhältniſſe beobachtet. Ich habe feſtgeſtellt, daß der Verkehr von und nach dem Wittenbergplatz zu einem guten Teile die Markt⸗ ſtände, die Gänge auf dem Markt durchbricht, trotz⸗ dem dort doch große Hinderniſſe ſind, und quer aus dem Markt heraus den Fahrdamm der Tauentzien⸗ ſtraße überſchreitet. Das ſind Beobachtungen, die ich gemacht habe, und ich verbürge mich für ihre Richtig⸗ keit. Ich bin aber geſtern während des Wochenmarkts ſelbſt dort geweſen und habe mir da angeſehen, wie die Verhältniſſe liegen. Ich bin dazu durch die Aeuße⸗ rung eines Herrn im Ausſchuſſe, der in der Nähe des Wittenbergplatzes wohnt, angeregt worden. Er hatte nämlich behauptet, daß er von Verkehrsſtörungen eigentlich noch nichts bemerkt habe, eine Behauptung, der auch hier von einem der Herren Vorredner — ich weiß im Augenblick nicht, von welchem — Ausdruck gegeben worden iſt. Ich bin dort von 8½ℳ bis 8% Uhr geweſen und habe dabei folgendes feſtgeſtellt. Auf dem Fahrdamm der Tauentzien —Kleiſtſtraße, alſo dem Fahrdamm, der am Wochenmarkt vorbeiführt, ſtanden quer zur Straße, den Fahrdamm auf 3 bis 4 m Breite in Anſpruch nehmend, 24 Waaen, d. h., der ganze Teil des Wochenmarktplatzes war mit Wagen quer davor beſetzt, und die Fuhrwerke, die die Tauen⸗ tzienſtraße paſſierten, mußten zum Teil anhalten, weil die Kutſcher mit ihren Wochenmarktwagen hin⸗ und herrückten. Ein Omnibus mußte, wie ich ſelbſt ge⸗ ſehen habe, längere Zeit warten. Ich habe ferner feſt⸗ geſtellt, daß an dem Marktplatz in der Ansbacher Straße 6 und in der Bayreuther Straße 22 Wagen, gleichfalls die ganzen Zugänge nach dem Markt ver⸗ ſperrend und die Bayreuther Straße ſelbſt für den öffentlichen Fuhrwerksverkehr ſehr behindernd, ſtan⸗ den. Ich habe weiter feſtgeſtellt, daß in der Ansbacher Straße, nördlich des Wochenmarktes, nach der Kur⸗ fürſtenſtraße hin, 12 Wagen ſtanden, und in der Bay⸗ reuther Straße nach der Kurfürſtenſtraße hin 22 Wagen, gleichfalls den Verkehr ſehr behindernd; ich will nicht ſagen: ſehr weſentlich behindernd, aber jeden⸗ 1 behindernd. Im ganzen habe ich 96 Wagen ge⸗ zählt. Meine Herren, es war für mich nun von beſon⸗ derm Intereſſe, einmal die Schilder an den Wagen zu leſen, um feſtzuſtellen, woher ſie kommen, und da habe ich Schilder mit folgenden Aufſchriften geleſen: Neu⸗ kölln, Weißenſee, Lichtenberg, Britz, Steglitz, Schöne⸗ berg, Berlin N., Berlin 0. Von 96, alſo rund 100 Wagen, trugen nur 7 die Firma von Charlottenburger Beſitzen.. . 4. (Hört! hörti)