4 4 Sitzung vom 22. April 1914 179 Salbt, zu unterſtützen. Ich ſtelle nun die Fuge⸗ ob der Schluß der Debatte angenommen wird. (Der Schluß wird mit Mehrheit beſchloſſen. — Rufe: Gegenprobe!) — Wenn die Herren Beiſitzer erklären, daß es die Mehrheit iſt, iſt die Gegenprobe nicht notwendig. Stadtv. Kaufmann (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren! Ein Antrag, der von mir eingebracht worden iſt, bedürfte meiner Anſicht nach doch wohl der Begründung. Ich werde mich aber, da hier der Schluß herbeigeführt worden iſt, beſcheiden. Vorſteher⸗Stellv. Dr. Hubatſch: Herr Kollege Kaufmann, ich möchte folgenden Vorſchlag machen. Es läßt ſich über die beiden Punkte 1 und II nicht getrennt abſtimmen, weil ſie ſo innig zuſammenhän⸗ gen, daß ſie gar nicht getrennt werden können. Punkt II1: Die Koſtenanſchläge uſw. können wir ja einſtweilen weglaſſen. Wir werden alſo abſtimmen über: 1. Der vorgelegte Entwurf uſw. bis genehmigt, und über I1I. Der Wochenmarkt uſw. bis aufgehoben. Das iſt der Antrag des Magiſtrats. Wenn dieſer Antrag abgelehnt werden ſollte, würde der Antrag Kaufmann kommen mit den Worten: Der vorgelegte Entwurf uſw. wird genehmigt, der Wochenmarkt uſw. wird aufgehoben, aber erſt dann, wenn ſeine ander⸗ weitige Unterbringung geſichert iſt. Dann würde noch das Amendement Jolenberg hinzuzufügen ſein: nach dem Beſchluſſe der Stadtverordnetenverſamm⸗ Iung vom 23. April 1913. Ich glaube, damit werden ſich die Herren einverſtanden erklären. Stadtv. Erdmannsdörffer (zur Geſchäftsord⸗ nung): Meine Herren! Der Schluß der Debatte hat mir die Möglichkeit genommen, die unerhörte Beſchimpfung eines Teiles der Ber⸗ liner Preſſe ſeitens des Herrn Kollegen Gra⸗ nitza, die der Herr Vorſteher bereits mit einem Ord⸗ nungsruf geahndet hat, als unerhörte, frivole und be⸗ weisloſe Behauptung (Unruhe und Zuſtimmung) hier gebührend zurückzuweiſen. Ferner hat mich der Schluß der Debatte verhin⸗ dert, noch einige Momente anzuführen zum Beweiſe für die Notwendigkeit der Erhaltung des Marktes auf dem Wittenbergplatz. Berichterſtatter Stadtv. Dunck (Schlußwort): Meine Herren! Wir haben uns mit einer Bevölke⸗ rungsſchicht heute nicht beſchäftigt, der wir immer ver⸗ ſichern, daß wir ein weites und mitfühlendes Herz für ſie hätten. Dieſe Bevölkerungsſchicht hat ſich in der ganzen Bewegung ruhig und anſtändig verhalten, da ſie zu Uebertreibungen nicht neigt. Ein Notſchrei aus dieſer Bevölkerungsſchicht iſt uns aber im vo⸗ rigen Jahre zugegangen. 600 kleine Geſchäftsleute und Ladeninhaber des Oſtens unſerer Stadt haben im vorigen Jahre geſchrieben, daß ſie durch den Markt auf dem Wittenbergplatz zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel hätten. Sie haben ſich bereit erklärt, dasſelbe zu bieten, was heute der Markt bietet, wenn man den Markt entfernen und ihnen dadurch die Möglichkeit zu größeren Umſätzen geben würde. Heute, wo ſie nur mal als Notnagel benutzt würden, ſeien ſie allerdings nicht in der Lage, die Lebens⸗ mittel immer zu den billigſten Preiſen vorrätig zu halten. Wenn aber der Markt entfernt würde, ſeien ſie dazu in der Lage. Dieſen kleinen Mittelſtand, dem wir immer erklären, daß wir ein warmes Herz für ihn hätten, wollen wir doch nicht einfach übergehen. Meine Herren, der Herr Stadtbaurat hat bereits ausgeführt, daß die Standinhaber die Allüren der Warenhäuſer angenommen hätten, indem ſie den Kunden die Waren mit ihren Wagen zuführen. Sie haben auch noch in anderer Hinſicht die Allüren der Warenhäuſer angenommen, indem ſie enorm große Auslagen von Fleiſch machen, ſo daß bedeutende Quantitäten mittags wieder nach Hauſe gefahren werden müſſen, die dann in Räumen aufgehoben wer⸗ den, die hygieniſch nicht einwandfrei ſind. (Unruhe und Rufe: Vollſtändig neues Referat!) — Ich ſpreche hier für meine Perſon; ich habe ver⸗ ſäumt, das vorher auszuführen. (Andauernde Unruhe und Rufe: Referent! — Aus⸗ ſchuß! — Schlußwort des Referenten!) Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch (unterbrechend): Herr Kollege Dunck, das Schlußwort haben Sie als Berichterſtatter im Auftrage des Ausſchuſſes. Jetzt dürfen Sie für Ihre Perſon nicht mehr ſprechen, ſondern nur im Namen des Ausſchuſſes. Berichterſtatter Stadtv. Dunck (fortfahrend): Dann nehme ich davon Abſtand und will nur er⸗ klären, daß ich von einem Antrag auf Zurückverwei⸗ ſung der Vorlage an den Ausſchuß abſehe. Ich möchte bitten, die Magiſtratsvorlage ſo, wie ſie uns vorliegt, anzunehmen; denn es wäre beiſpiellos in der Ge⸗ ſchichte der ſtädtiſchen Entwicklung, wenn der beſte Teil unſerer Stadt einem Siechtum entgegengeführt würde, (Widerſpruch) weil der Wittenbergplatz ein Tummelvlatz für orts⸗ fremde Standinhaber und ortsfremde Hausfrauen ſein ſoll. Stadtv. Jolenberg (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren! Ich ziehe mein Amendement zu dem Antrage Kaufmann nach der von dem Herrn Vor⸗ ſteher beabſichtigten Abſtimmung nunmehr zurück, da die Mehrheit meiner Freunde alsbald gegen die Vor⸗ lage zu ſtimmen genötigt iſt. (Bravol) Vorſteher⸗Stellv. Dr Hubatſch: Wir kommen zur Abſtimmung. Ich bitte diejenigen Herren, die die beiden erſten Teile des Magiſtratsantrages, alſo: I. Der vorgelegte Entwurf vom 3. November 1913 für die gärtneriſche und künſtleriſche Ausgeſtal⸗ tung des Wittenbergplatzes in ſeinen drei Teilen wird genehmigt. II. Der Wochenmarkt auf dem nördlichen Teile des DWittenbergplatzes wird zu dem eheſtens mög⸗ lichen Termin aufgehoben.