Sitzung vom 6. Mai 1914 8 materielle Antwort nicht gegeben hat. Ich glaube aber doch, daß die Sache wichtig genug iſt, um von uns erörtert zu werden. Ich erlaube mir deshalb, die Beſprechung der Interpellation zu beantragen, beantrage aber gleichzeitig die Vertagung der Be⸗ ſprechung. Ich möchte auch diejenigen Herren, die ſachlich auf einem andern Standpunkte als ich ſtehen, bitten, im Intereſſe der Sache dieſem Antrage zu⸗ zuſtimmen. Vorſteher Dr Frentzel: Geſchäftsordnungsmäßig habe ich zu bemerken, daß wir bereits ſo verfahren ſind und daß irgendwelche Bedenken der Vertagung der Beſprechung nicht entgegenſtehen. (Der Antrag wird genügend unterſtützt und die Vertagung der Beſprechung mit großer Mehrheit beſchloſſen.) Wir werden alſo die Beſprechung nach Verſtän⸗ digung mit den Herren Anfrageſtellern beſonders auf die Tagesordnung ſetzen. (Stadtv. Hir ſch: Das iſt ganz gleich!) — Dann auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung (Stadtv. Hirſch: Wenn der Magiſtrat Auskunft geben kann!) — alſo nach Verſtändigung mit dem Magiſtrat, wann er die Anfrage zu beantworten gedenkt. Wir fahren dann fort. Punkt 6: Vorlage betr. Erweiterung der Volksbadeanſtalt Krumme Straße 10. — Druckſache 120. Stadtv. Jaſtrow: Meine Herren! Die heutige Vorlage auf Erweiterung der Volksbadeanſtalt in der Krummen Straße 10 enthält eine Anzahl Aen⸗ derungen gegen den Vorentwurf, der uns im vorigen Jahre vorgelegen hat. Meine Freunde ſind des⸗ wegen der Anſicht, daß wir dieſe Vorlage in einem Ausſchuſſe beraten ſollen, und ich beantrage im Na⸗ men meiner Freunde einen Ausſchuß von 15 Per⸗ ſonen. Es erübrigt ſich danach, heute im Plenum auf die Einzelheiten der Vorlage einzugehen. (Die Verſammlung beſchließt die Ueberweiſung der Vorlage an einen Ausſchuß von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtv. Berg⸗ mann, Dr Borchardt, Erdmannsdörffer, Heidenreich, Jaſtrow, Dr Landsberger, Laskau, Dr Mommſen, Neumann, Panſchow, Rackwitz, Richter, Vogel, Wal⸗ ther, Wenzke.) 1 Vorſteher Dr Frentzel: Die Verſammlung hatte für den Ausſchuß zur Vorbereitung der Wahl der unbeſoldeten Stadträte Herrn Kollegen Rackwitz ge⸗ wählt. Herr Kollege Rackwitz möchte aus dieſem Ausſchuß ausſcheiden. An ſeiner Stelle wird Herr Kollege Panſchow in Vorſchlag gebracht. — Wider⸗ ſpruch erfolgt nicht; Herr Kollege Panſchow iſt als Mitglied des Ausſchuſſes gewählt. 185 Wir kommen nunmehr zu Punkt 7: Vorlage betr. Aenderungen im höheren Schulweſen. — Druckſache 121. Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Char⸗ lottenburg kommt allmählich in dieſelbe Lage, in der ſich Berlin ſeit langer Zeit ſchon befindet, daß nämlich gewiſſe Stadtteile einen ganz andern Cha⸗ rakter annehmen, als ſie früher gehabt haben, daß Schulen, die früher überfüllt waren, nicht mehr eine große Frequenz aufweiſen. So liegt die Sache mit der Schule, die an der Grenze unſerer Stadt gebaut worden iſt, mit dem Mommſengymnaſium. Nach der Vorlage des Magiſtrats ſind dort in vielen Klaſſen nur ſo wenig Schüler vorhanden, zum Teil nur ſieben, daß die Koſten, die der Stadt dadurch er⸗ wachſen, unverhältnismäßig hoch ſind. Der Ma⸗ giſtrat ſchlägt nun vor, die Michaeliszöten eingehen zu laſſen und nur die Oſterzöten dauernd weiter zu führen, die Michaeliszöten jedoch erſt allmählich, im Laufe der Zeit, aufhören zu laſſen. Statt deſſen will er dem Stadtteile eine Realſchule zuweiſen und drit⸗ tens die Vorſchule, die zu den Michaeliszöten ge⸗ hörte, zu der Leibniz⸗Oberrealſchule nehmen. Für den Fall der Erledigung der übrigen Punkte im Sinne der Vorlage begrüßen es meine Freunde, daß die Löſung bezüglich der dritten Frage ſo ge⸗ ſchehen ſoll, wie der Magiſtrat vorgeſchlagen hat. Im übrigen verkennen meine Freunde durchaus nicht die Schwierigkeit der Sachlage; nur wünſchen ſie noch weitere Aufklärung darüber, ob wirklich dieſer Stadtteil, das Oſtviertel von Charlottenburg, jetzt bereits die halbe Schule, wenn man ſo ſagen ſoll, das halbe Gymnaſium entbehren kann, ob die Be⸗ völkerung, die dort wohnt, nicht in Schwierigkeiten kommt, wenn ihre Kinder nur noch Oſtern einge⸗ ſchult werden können. Die Zeit wird ja ſicher ein⸗ mal kommen; ob der Zeitpunkt jetzt ſchon da iſt, darüber möchten wir gern in einem Ausſchuſſe noch nähere Auskunft haben, als ſie aus dieſer Aufſtellung hervorgeht. Ferner iſt es auch bei aller Vorliebe, die gerade meine Freunde für die Neugründung von Realſchulen haben, nicht ohne weiteres erſichtlich, ob eine Real⸗ ſchule in der dortigen Gegend gerade am Platze iſt. Die Anſichten darüber werden wahrſcheinlich geteilt ſein. Der Magiſtrat wird wohl in der Lage ſein, uns auf Grund ſeiner näheren Kenntniſſe der Be⸗ völkerungsverhältniſſe dort im Ausſchuß auch über dieſen Punkt weiteres zu ſagen. Schließlich hat der Magiſtrat zur Unterbringung der Vorſchule, die der Leibniz⸗Oberrealſchule ange⸗ ſchloſſen werden ſoll, den Bau von Baracken vorge⸗ ſehen. Es iſt der Wunſch aufgetaucht, näher zu prüfen, ob ſich wirklich der Bau von Baracken für dieſen Zweck empfiehlt, ob ſich nicht ein mehr ſtän⸗ diger Bau rechtfertigen laſſe. Alle dieſe Punkte werden in einem Ausſchuß wohl näher zu prüfen ſein. Ich ſchlage Ihnen daher vor, die Vorlage einem Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu überweiſen. Stadtv. Schwarz: Meine Herren! Die vor⸗ liegende Vorlage iſt erwachſen einmal aus der ſtark abnehmenden Frequenz des Mommſengymnaſiums. Herr Kollege Stadthagen irrt, wenn er ſagt, es handle ſich um ſieben Schüler. Wir haben eine Klaſſe, in der nur vier einheimiſche Schüler ſind. Für den