186 Unterricht dieſer vier Schüler geben wir 10 000 ℳ aus. Das ſind Zuſtände, die nicht vorauszuſehen waren, die den Magiſtrat mit Notwendigkeit zwin⸗ gen, hier ſchnell zu handeln. Man ſieht eben, wohin es führt, wenn ein einzelner Stadtteil, wie das wohl vor 12 Jahren der Fall geweſen iſt, ſeine Wünſche ſo ſtark zur Geltung bringt, daß wir in einem ſo ſchmalen Zipfel der Stadt eine ſolche Anſtalt bauen. Wenn dann die Nachbargemeinden ebenfalls Konkur⸗ renzanſtalten aufmachen, iſt ein Herabſinken der Fre⸗ quenz die notwendige Folge. Der Herr Vorredner hat bereits eine Reihe der in der Vorlage erörterten Geſichtspunkte berührt. Bei meinen Freunden ſind Bedenken entſtanden, ob denn die Aufhebung einer Vorſchule am Mommſen⸗ gymnaſium notwendig mit der Einrichtung einer Vorſchule an der Leibnizanſtalt zuſammenhängt. Als vor längerer Zeit hier beſchloſſen wurde, der Herder⸗ ſchule eine Vorſchule zu gewähren, habe ich damals von meinem prinzipiellen Standpunkt aus, der von einer Reihe meiner Freunde geteilt wird — näm⸗ lich daß man keine Vorſchule errichten ſoll — darauf hingewieſen, daß bald weitere Wünſche betreffs Er⸗ öffnung von Vorſchulen geäußert werden würden. Jetzt haben wir den Fall. Da aber die Anſichten über denſelben verſchieden ſind, ſo wird es auch mei⸗ nen Freunden erwünſcht ſein, wenn die Beſprechung der Sache in einem Ausſchuß erfolgt. Der Wunſch, den Herr Geheimrat Stadthagen ferner geäußert hat, genauere Angaben über das Be⸗ dürfnis einer Realſchule in der dortigen Gegend zu erhalten, wird im Kreiſe meiner Freunde ebenfalls geteilt. Der Magiſtrat hat bereits — wie mir ſcheint mit Recht — darauf hingewieſen, daß der Zuzug einer Bevölkerung, die in der ſich heraus⸗ bildenden City beſchäftigt iſt. mit Notwendigkeit den Wunſch nach einer Realſchule zur Folge haben muß. Die Richtigkeit dieſes Hinweiſes erſcheint einleuch⸗ tend. Indeſſen würde es vielleicht doch erwünſcht ſein, durch Umfrage das Bedürfnis gerade in dieſer Gegend feſtzuſtellen. Ferner handelt es ſich darum, für den Fall, daß an der Leibniz⸗Oberrealſchule die Vorſchule errichtet wird — nicht, wie Herr Kollege Stadthagen meint, Baracken zu errichten, ſondern — eine Baracke zu errichten, für die die Mittel in Höhe von über 17 000 ℳ vorhanden ſind, ſo daß nur noch eine Auf⸗ wendung von etwa 4000 ℳ entſtehen wird. So⸗ dann iſt in der Vorlage errechnet — und das iſt wichtig —, daß wir bei dem Modus procedendi, den uns der Magiſtrat vorſchlägt, über 19 000 ℳ gegen den jetzigen Zuſtand ſparen werden. Da aber die techniſchen Schwierigkeiten dieſer Vorlage hier im Plenum nicht erſchöpft werden können, ſo erſcheint es auch deswegen meinen Freunden wünſchenswert, daß wir die Sache in einem Ausſchuſſe beraten. Inſonderheit iſt eins nicht zum Ausdruck ge⸗ kommen. Es handelt ſich nicht nur um den Raum⸗ überfluß, der dadurch vorhanden iſt, daß das Momm⸗ ſengymnaſium zu wenig Schüler hat, ſondern — es klingt ja widerſinnig, wie eine contradictio in adjecto — um den Raummangel, der hier wie bei andern Anſtalten darin beſteht, daß nicht genug Plat für naturwiſſenſchaftliche Sammlungen, für Schülerbibliotheken uſw. vorhanden iſt. Auch dieſer Geſichtspunkt bedarf einer Klärung. Weiter iſt in der Vorlage nicht zum Ausdruck gekommen, daß noch drei weitere Klaſſen frei ſein Sitzung vom 6. Mai 1914 und künftig zur Verfügung ſtehen werden, nämlich die drei Klaſſen, die durch die Aufhebung der Vor⸗ ſchule frei werden. Es findet ſich nur der Hinweis darauf, daß drei andere Klaſſen dadurch frei werden, daß künftig die drei Oberklaſſen in Wegfall kommen. Aber darauf iſt in der Vorlage nicht hingewieſen, daß, was noch zu berückſichtigen iſt, mit der Auf⸗ hebung einer Vorſchule des Michaeliszweiges am Mommſengymnaſium drei Lehrer frei werden. Ich glaube aber, es werden ſich Mittel und Wege finden laſſen, dieſe anderweitig unterzubringen, an einer andern Schule, wo noch Plätze zu beſetzen ſind. Da⸗ mit würde ein Geſichtspunkt wegfallen, der für die Beibehaltung der Vorſchule ſpräche. Ich will jedoch, da die Anſichten über dieſe Ma⸗ terie geteilt ſind, auf dieſelbe nicht weiter eingehen und bitte Sie nochmals im Namen meiner Freunde, die Vorlage einem Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu überweiſen. 6 (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit die Ueberweiſung der Vorlage an einen Aus⸗ ſchuß von 15 Mitgliedern und wählt in dieſen Aus⸗ ſchuß die Stadtv. Dr Borchardt, Dr Damm, Gredy, Harniſch, Dr Hubatſch, Jaſtrow, Mosgau, Neukranz, Otto, Richter, Rieſenberg, Dr Rothholz, Schwarz. Dr. Stadthagen und Vogel.) Vorſteher Dr Frentzel: Meine Herren! Ich muß Ihre Aufmerkſamkeit noch einmal auf die Aus⸗ ſchußwahl zu Punkt 6 lenken. Es ſcheint heute über den Vorſchlägen für die Ausſchüſſe ein gewiſſer Un⸗ ſtern zu ſchweben. Bei der Zuſammenſtellung der Liſte iſt ein Verſehen paſſiert. Sie haben die Herren Dr Borchardt, Vogel und Richter gewählt. Von der ſozialdemokratiſchen Fraktion wurden aber in Wirklichkeit vorgeſchlagen die Herren Klick, Scharn⸗ berg und Vogel. Sie ſind damit einverſtanden. Ferner möchte ich Ihnen mitteilen, daß Herr Kollege Otto, der ebenfalls wie der Herr Kollege Rackwit in den Ausſchuß zur Vorbereitung der Stadtratswahlen gewählt war, aus dieſem Ausſchuß auszuſcheiden wünſcht und daß an ſeiner Stelle vor⸗ geſchlagen wird Herr Kollege Wöllmer. — Wider⸗ ſpruch erfolgt nicht: Sie ſind mit dieſem Tauſche einverſtanden. Wir kommen nunmehr zu Punkt 8 der Tages⸗ ordnung: Vorlage betr. Ausgeſtaltung des Wittenbergplatzes. — Druckſache 122. Stadtv. Mosgau: Meine Herren! Wenn die Vorlage des Magiſtrats auch dasſelbe Thema behan⸗ delt wie diejenige, die heute vor 14 Tagen in dieſem Saale verabſchiedet wurde, ſo iſt die Stellung meiner Freunde zu ihr doch eine ganz andere wie damals. Während wir ſeinerzeit in zwei ungefähr gleich große Gruppen geſpalten waren, ſind meine Freunde heute durchaus befriedigt. Die Anhänger der Erhaltung des Marktes freuen ſich, daß dieſer beſtehen bleiben wird, und auch diejenigen, die Wert darauf legten, daß durch die Umgeſtaltung des Wittenbergplatzes zu einem Schmuckplatz jene Gegend ihren Charakter veränderte, ſind mit der Vorlage zufrieden. Es herrſcht Befrie⸗ digung bei uns, daß die Befürchtung, die man beim Magiſtrat zu hegen ſchien und die zweifellos bei eini⸗ gen Stadtverordneten beſtand, die Befürchtung näm⸗