Sitzung vom Ausſchuß erkannte nach dieſen Zahlen an, daß das Bedürfnis nach einer Realſchule vorliege. Jetzt war die Frage die: ſollen wir an die Stelle des Michaeliszweiges des Mommſengymnaſiums eine Michaelis⸗ oder eine Oſterrealſchule ſetzen? Die Gründe, die bereits im Erläuterungsbericht angegeben ſind, ſprachen für eine Oſterrealſchule. Ich brauche dieſe Ihnen bekannten Gründe hier nicht noch einmal zu wiederholen. Weitere Gründe für eine ſolche An⸗ ſtalt, die ja eine geringere Klaſſenzahl beanſprucht, lagen noch — ich hole das nach — im Raumbedürf⸗ nis, das im naturwiſſenſchaftlichen Unterricht, für die Bibliothek und das Lehrerzimmer hervorgetreten iſt. Sodann ſparen Sie, meine Herren, mit der Bewilligung der Magiſtratsvorlage für dieſe An⸗ ſtalt 19 600 ℳ Die Abſtimmung im Ausſchuſſe ſchloß ſich dieſem Gange der Erwägungen an. Einſtimmig wurde an⸗ genommen: die drei Michaelisvorſchulklaſſen am Mommſengymnaſium gehen von Michaelis 1914 ab ein, d. h. die unterſte Michaelis 1914, die zweite Michaelis 1915, die erſte Vorſchulklaſſe Michaelis 1916. Ebenſo wurde einſtimmig angenommen, daß der Michaeliszweig am Mommſengymnaſium (Klaſſen Sexta bis Oberprima) von Michaelis 1917 ab all⸗ mählich aufgelöſt werde, alſo die Serta Michaelis 1917, die Quinta Michaelis 1918 uſw., die Ober⸗ prima Michaelis 1925. Die Frage der etwaigen Wiedereröffnung an anderer Stelle ſoll ſpäterer Be⸗ ſchlußfaſſung vorbehalten bleiben. Gleichfalls ein⸗ ſtimmig wurde folgender Satz angenommen: „An dem Mommſengymnaſium werden Oſterklaſſen einer Realſchule (Klaſſen Sexta bis Unterſekunda) einge⸗ richtet, und zwar beginnend zu Oſtern 1915 mit der Serta.“ Mit 6 aegen 5 Stimmen wurde der Satz angenommen: „Die drei Michaelisvorſchulklaſſen werden von ſtern 1915 als Oſterklaſſen an der Leib⸗ niz⸗Oberrealſchule wieder eröffnet.“ Maßgebend da⸗ für war wohl der Gedanke bei einer Reihe von Herren, daß es ſich nicht um die Neueinrichtung von Vorſchul⸗ klaſſen, ſondern um die Erhaltung des status quo handele. Es ſoll alſo Oſtern 1915 die dritte Vor⸗ ſchulklaſſe, Oſtern 1916 die zweite und Oſtern 1917 die erſte Vorſchulklaſſe wieder eröffnet werden. In Konſequenz dieſer Abſtimmung wurde auch der vierte Punkt mit 6 gegen 5 Stimmen angenommen, daß nämlich zur Unterbringung der drei Vorſchulklaſſen an der Leibniz⸗Oberrealſchule eine dreiklaſſige Schul⸗ baracke auf dem an die Leibniz⸗Oberrealſchule an⸗ ſtoßenden Gelände nach dem Vorentwurf des Hoch⸗ bauamtes vom 22. April 1914 zu errichten iſt. Ueber die Koſten zu dieſem Punkt ſind Sie, meine Herren, orientiert. In dem Ausſchuß wurde ſodann noch ein An⸗ trag geſtellt, 6 Vorſchulklaſſen an der Leibniz⸗Ober⸗ realſchule zu errichten. Dieſer Antrag wurde auch unter dem Geſichtspunkt abgelehnt, daß die Regie⸗ rung mit dem Gedanken umgehe, in Zukunft Michaelsklaſſen nicht mehr einzurichten und da, wo ſie nicht abſolut notwendig ſeien, eingehen zu laſſen. Deswegen hätte es keinen Zweck, hier noch mit einem Michaelisunterbau zu beginnen. Abgelehnt wurde ferner folgende Reſolution: Der Magiſtrat wird erſucht, die Einrich⸗ tung von Michaelisvorſchulklaſſen an der Leib⸗ niz⸗Oberrealſchule ſowie einen ausreichenden Anbau für dieſe und die Oſtervorſchulklaſſen an dieſer Anſtalt in Erwägung zu ziehen. 20. Mai i914 191 Demnach empfiehlt Ihnen der Ausſchuß, die Magiſtratsvorlage anzunehmen, und ich bitte Sie, ſo zu beſchließen. Vorſteher Dr. Frentzel: Meine Herren! Zu dieſem Punkte der Tagesordnung iſt folgender An⸗ trag eingegangen: — Reſolution zu 7: Der Magiſtrat wird erſucht, die Einrich⸗ tung von Michaelisvorſchulklaſſen an der Leib⸗ niz⸗Oberrealſchule ſowie einen ausreichenden Anbau für dieſe und die Oſtervorſchulklaſſen an dieſer Anſtalt in Erwägung zu ziehen. 18. Mai 1914. Rieſenberg, Dr. Stadthagen, Neumann, Wenzke, Dr Byck, Granitza, Dr Genzmer, Dr Liepmann. Stadtv. Rieſenberg: Meine Herren! Namens meiner Freunde kann auch ich die Zuſtimmung zu den Maßnahmen des Magiſtrats ausſprechen. Wir ſind darüber erfreut, daß der Magiſtrat nicht dazu gekommen iſt, die Vorſchulklaſſen aufzuheben, ſon⸗ dern daß er ſie von dem Mommſengymnaſium nach der Leibnizſchule bringen will. Aber nicht wir allein ſind über dieſe Maßnahme erfreut; beſon⸗ ders erfreut wird der Direktor der Anſtalt ſein, der ſeit Jahren danach ſtrebt, ebenſo wie an den anderen höheren Lehranſtalten Charlottenburgs eine Vorſchule zu haben. Ebenſo erfreut werden auch die Direktoren der benachbarten höheren Knabenſchulen ſein; denn der Andrang, der zu den Vorſchulen dieſer höheren Knabenſchulen herrſcht, iſt ganz gewaltig. Nicht min⸗ der erfreut wird die umwohnende Bürgerſchaft ſein, die nun auch Gelegenheit hat, ihre Kinder der Vor⸗ ſchule zuzuführen und von da aus zwanglos in die Leibniz⸗Oberrealſchule überzuleiten. Unſere Freude und die der Bürger iſt aber nicht ungetrübt. Wir ſind der Meinung, daß der Magiſtrat auf halbem Wege ſtehen geblieben iſt. Er ſchlägt vor, die Michaelisvorſchulklaſſen als Oſterklaſſen an der Leib⸗ niz⸗Oberrealſchule zu eröffnen. Er hat dabei über⸗ ſehen, daß die Leibniz⸗Oberrealſchule auch noch blühende Michaeliszöten hat. Jetzt bekommen wohl die Oſterklaſſen eine Vorſchule, aber die Michaelis⸗ Aaſſen müſſen ſie entbehren. Ich will ein ſchlechter Prophet ſein, wenn nicht nach einem halben Jahre ſchon aus der Bürgerſchaft immer lauter und lauter der Ruf ertönt: wir wünſchen auch für die Michaelis⸗ zöten lebhaft und dringend die Einrichtung von Vor⸗ ſchulklaſſen. Dieſem Rufe werden wir uns nicht widerſetzen können. Es liegt eine Ungerechtigkeit darin, wenn wir den Eltern, die ihre Söhne zu Oſtern einſchulen, Gelegenheit geben, ſie in die Vor⸗ ſchule zu bringen, und den Eltern zu Michaelis dieſe Gelegenheit nehmen. Darum iſt, wie ich ſagte, unſere Freude und die der umwohnenden Bürger getrübt. Deshalb möchte ich Sie erſuchen, unſerer vorhin ver⸗ leſenen Reſolution zuzuſtimmen, nämlich die Er⸗ richtung von Michaelisvorſchulklaſſen in Erwägung zu ziehen, und zwar die Errichtung dieſer Vorſchul⸗ klaſſen in einem beſonderen Anbau. „Man mag zu der Errichtung von Vorſchulklaſſen ſtehen, wie man will: vom kommunalpolitiſchen Standpunkte Charlottenburgs aus ſind Vorſchul⸗ klaſſen eine unbedingte Notwendigkeit. Solange Wilmersdorf und Schöneberg und Berlin ihre Vor⸗