192 Sitzung vom ſchule haben, ſind wir verpflichtet, in Charlottenburg ebenfalls Vorſchulen einzurichten, (Sehr richtig!) wenn wir nicht riskieren wollen, daß unſere wohl⸗ habenden Bürger von hier nach Schöneberg oder Wil⸗ mersdorf oder Berlin verziehen. Daß ein außer⸗ ordentlich großer Zudrang zu den Vorſchulen beſteht, das wurde im Ausſchuß ausgeführt, und davon ſind alle Eltern überzeugt, die ihre Kinder einzuſchulen verſuchen. Alſo ein eminentes Bedürfnis iſt tatſächlich vorhanden. Ich kann Sie deshalb nur dringend bitten, unſerer Reſolution zuzuſtimmen. Wenn Sie jetzt halbe Sache machen, dann wird der Andrang zu den Oſtervorſchulklaſſen ſo enorm werden, daß wir eventuell Doppelzöten dort einrichten müſſen. Dann aber erſcheint es auch ratſam, die 6 Klaſſen in einem beſonderen Anbau unterzubringen, wenngleich wir auch gegen die Baracken nichts einzu⸗ wenden haben. Sie ſind ſicherlich vom hygieniſchen Standpunkt aus durchaus einwandfrei. Wollen wir aber zur Errichtung von 6 Vorſchulklaſſen kommen, dann dürfte es ſich doch empfehlen, einen beſonderen Anbau anzufügen. Dieſer Anbau war auch ſeinerzeit bereits vorgeſehen. Mir iſt auch geſagt worden, daß vom fachmänniſchen Standpunkt aus beſondere Schwierigkeiten dagegen nicht vorliegen. Ich bitte Sie alſo, auch in dieſem Punkte unſere Reſolution anzunehmen. Wir glauben, daß ſowohl die Inter⸗ eſſen der umliegenden Bürger als auch die Intereſſen der ganzen Kommune dadurch am beſten gewahrt werden. Namens meiner Freunde bitte ich Sie alſo zu⸗ nächſt um Zuſtimmung zur Magiſtratsvorlage und zweitens um Zuſtimmung zu unſerer Reſolution. Stadtv. Richter: Meine Herren! Meine Freunde beſtreiten durchaus nicht, daß es in Charlottenburg Bürger gibt, die auf die Errichtung von Vorſchul⸗ klaſſen Wert legen, die ihre Kinder gern in dieſe Vor⸗ ſchule hineinſchicken wollen. Aber für meine Freunde ſind dieſe Geſichtspunkte nicht allein maßgebend. Wir ſind der Meinung, daß der damals gefaßte Gemeinde⸗ beſchluß: allmähliche Abſchaffung der Vorſchule, auch noch heute zu recht beſteht und daß die Gründe, die damals für die Faſſung dieſes Beſchluſſes ſprachen, auch heute noch vorhanden ſind. Ich will auf die Materie, die ja ſchon des öfteren hier behandelt wor⸗ den iſt, nicht eingehen, ſondern nur erklären, daß meine Freunde nach wie vor auf dem Standpunkt des damaligen Beſchluſſes ſtehen und die Vorlage in dieſem Punkte ablehnen werden. Stadtv. Vogel: Ich möchte mir doch erlauben, etwas näher auf die Gründe einzugehen, warum wir gegen die Beibehaltung und Erweiterung der Vor⸗ ſchultlaſſen find. Die Frage hat ja ſchon vor mehr als zehn Jahren die Verſammlung beſchäftigt. Damals iſt zum Ausdruck gekommen, daß der wirkliche Grund für die Abſchaffung der Vorſchule auf pädagogiſchem Gebiete liegt und daß die pädagogiſche Seite an erſter Stelle berückſichtigt werden muß. Der Antrag, keine weiteren Vorſchulen zu errichten und die beſtehenden nach Möglichkeit eingehen zu laſſen, iſt auch damals mit großer Majorität angenommen worden. Erſt in neuerer Zeit iſt die Schwenkung bei der Majorität eingetreten, daß aus kommunalem Intereſſe der Be⸗ ſtand der Vorſchule gefördert werden möchte, weil uns auch, weil es billiger ſei. 20. Mai 1914 die Nachbargemeinden, alſo Wilmersdorf, Berlin, Schöneberg, ſonſt die Schüler wegfiſchten, und dann Es wurde in der letzten Ausſchußſitzung offen zugegeben, daß die Errichtung von Vorſchulen der Gemeinde billiger komme als der Beſuch der Gemeindeſchulen. Allen dieſen Geſichtspunkten können wir eben⸗ ſo auch eine Anzahl Pädagogen von Fach — nicht zu⸗ ſtimmen. Wir müſſen in erſter Linie das pädagogiſche Intereſſe betonen. Deshalb ſtimmen wir gegen die Errichtung neuer Vorſchulen und ſind für möglichſte Beſeitigung der beſtehenden. Berichterſtatter Stadtv. Schwarz (Schlußwort): Meine Herren! Der Direktor an der Leibniz⸗Ober⸗ realſchule hat ſelbſt geltend gemacht, daß der Andrang an ſeiner Anſtalt zu Oſtern größer iſt als zu Micha⸗ elis. Außerdem haben Sie eben erſt die bedeutenden Mittel für dieſe teure Anſtalt bewilligt. Ferner ſtehen vielleicht diejenigen meiner Freunde, die grundſätzlich Anhänger der Aufhebung der Vorſchule ſind, dem Ab⸗ ſtimmungsreſultat deshalb etwas ruhiger gegenüber, weil bis jetzt die Vorbereitungsklaſſen, die wir als Uebergang von der Volksſchule zur höheren Anſtalt planen, von der Regierung noch nicht bewilligt ſind. Ich bitte doch, dieſes Moment bei Ihrer Entſchließung berückſichtigen zu wollen. Wenn vorhin von dem Herrn Kollegen Rieſenberg ausgeführt iſt, wie die Verhältniſſe in Wilmersdorf und Schöneberg lägen, ſo glaube ich Ihnen nicht zu viel zu verraten, wenn ich der Ueberzeugung Ausdruck gebe, daß Schöneberg ebenfalls den Wunſch hat, die Michaelisklaſſen ein⸗ gehen zu laſſen. In pädagogiſcher Beziehung, meine Herren, das wiſſen alle Väter, ſind diejenigen Kinder am allerſchlechteſten daran, die zu Michaelis zur Ver⸗ ſetzung kommen; ſie haben nur ein kurzes halbes Jahr vor derſelben, es kommen noch die großen Ferien dazwiſchen. Da wir bis heute nicht dazu gekommen ſind, ſei es den Oſtertermin feſtzulegen, ſei es, das Schuljahr anders einzuteilen, ſo ſind die Kinder ein für allemal im Nachteil, die zu Michaelis das Eramen machen müſſen. (Sehr richtig!) Nach meiner pädagogiſchen Erfahrung, nach meiner Kenntnis der Stimmung in Oberlehrerkreiſen, auch nach meiner Kenntnis der Stellung der Regierung zu dieſer Materie wird es wahrſcheinlich doch zu einem Abbau der Michaeliszöten kommen, Ich würde es deswegen für ganz zwecklos halten, hier einen Unter⸗ bau zu errichten, wenn der Abbau von oben Ausſicht auf Verwirklichung hat. Im übrigen glaube ich daß es von dem Ver⸗ treter der Sozialdemokratie wohlgetan war, die prin⸗ zipielle Frage, die uns ſo oft hier ſchon beſchäftigt hat, heute nicht beſonders aufzurollen. Ich möchte Sie bitten, den Ausſchußantrag als ein Kompromiß anzu⸗ ſehen und es dabei zu belaſſen. Wir brauchen jetzt dringend den Beſchluß der Magiſtratsvorlage, damit unverzüglich die Vorkehrungen für die abſolnt not⸗ wendigen organiſatoriſchen Veränderungen getroffen werden können. Ich bitte Sie nochmals, meine Herren, die Magiſtratsvorlage anzunehmen und die eingebrachte Reſolution abzulehnen. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit entſprechend dem Vorſchlage des Ausſchuſſes nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: