Sitzung vom 20. Mat 1914 des Wellenbades offen gehalten worden, und es ſollte jetzt erſt darüber entſchieden werden. Die Mehrheit des Ausſchuſſes war der Anſicht, daß das Wellenbad nicht einzurichten ſei; ſie ging in der Hauptſache da⸗ bei von folgenden Geſichtspunkten aus. Die Vergrößerung der Badeanſtalt findet haupt⸗ fächlich aus dem Grunde ſtatt, damit die Trennung der Geſchlechter bei Benutzung des Schwimmbades nicht mehr nötig ſei, damit alſo zwei Schwimmbäder eingerichtet werden, ſo daß die Männer und die Frauen auf das Bad nicht mehr zu warten brauchen. Das iſt bisher ein großer Mißſtand geweſen, der viele verhindert hat, überhaupt dort zu baden, weil ſie es mit ihrer Zeit nicht ſo einrichten konnten, ge⸗ rade dann zu baden, wenn das Bad für ſie offen war. Durch die Einrichtung dieſer beiden Schwimmbäder iſt es ſpäter zu jeder Zeit Männern und Frauen möglich, ein Schwimmbad zu nehmen. Sofern aber das Wellenbad eingerichtet wird, findet wieder eine Trennung ſtatt. Dann können zu beſtimmten Zeiten die Schwimmer nicht baden; denn wenn das Wellen⸗ bad im Gange iſt, können nur ſehr wenige ſchwimmen: es ſind nur einige kräftige Perſonen, die dazu fähig ſind. Folglich müſſen diejenigen, die ſchwimmen wollen, wieder die Zeit abwarten, wenn das Schwimmbad nur für ſie geöffnet iſt bzw. wenn das Wellenbad nicht geht. Nun können Sie ſich denken, daß hierin für viele wieder ein Hinderungsgrund liegt, das Schwimmbad überhaupt zu benutzen; denn ſie können ſich nichl immer ſo einrichten, zu der Zeit dort hinzugehen, wenn das Wellenbad nicht im Gange iſt. Es iſt im Ausſchuß gar nicht in Betracht gezogen worden, daß durch die Beſeitigung des Wellenbades eine Erſparnis in bezug auf die Baukoſten eintreten würde; darauf iſt gar nicht Rückſicht genommen worden, denn das würde ja wahrſcheinlich wieder durch die höheren Preiſe für die Wellenbäder wettgemacht werden. Wenn es aber ein richtiges Volksbad ſein ſoll, in welches eben jeder zu jeder Zeit baden gehen kann, dann dürfte nach Anſicht des Ausſchuſſes keine Ein⸗ richtung getroffen werden, die wenigen Liebhabern des Wellenbades Gelegenheit gibt, dort zu baden, die anderen aber ſtört. Das war der Hauptgrund, der den Ausſchuß veranlaßt hat, vom Wellenbad abzu⸗ ſehen. Der Charlottenburger Schwimmverein 3. B. hat ſich auch dagegen ausgeſprochen. Gerade für ſolche Vereine, Jugendvereine und auch für Schüler, die die Möglichkeit haben müſſen, zu jeder ihnen paſſenden Zeit ſchwimmen gehen zu können, da ſie ſich nicht immer die Zeit ausſuchen können, iſt es von der größten Wichtigkeit, daß ſie zu jeder Zeit das Schwimmbad aufſuchen können. Nun wurde von der anderen Seite, von der Mi⸗ norität, geſagt, daß das Wellenbad ja immer nur eine Viertelſtunde, manchmal nur 5 Minuten uſw. zu gehen brauche. Ich weiß nicht, ob ſich die Herren das vielleicht ſo gedacht haben, daß, wenn gerade ein paar Herren da ſind, die ein Wellenbad nehmen wollen, dann die Anlage in Betrieb geſetzt wird, dieſe Herren dann alſo baden und die anderen ſo lange warten müſſen. So kann es doch in keinem Falle ein⸗ gerichtet werden. Es könnte doch höchſtens ſo ge⸗ macht werden, daß veröffentlicht wird: zu beſtimmten Zeiten geht das Wellenbad, meinetwegen fünf, ſechs⸗ mal am Tage à eine Viertelſtunde zu den und den Zeiten. Dann haben Sie aber dieſelbe Geſchichte, wie Sie ſie früher bei der Trennung der Geſchlechter gehabt haben, als nur das eine Schwimmbad war, wo 201 ſich die Damen einrichten mußten, zu einer beſtimmten Zeit baden zu gehen, und die Männer zu einer andern Zeit. In Groß⸗Berlin, wo man wirklich mit der Zeit rechnen muß, wo jeder nachzudenken hat, wann er ſich die Zeit abknapſen kann, um baden zu gehen, kann man ſich nicht danach richten, ob ge⸗ rade das Wellenbad geht oder nicht. Das iſt der Hauptgrund geweſen, weswegen wir dieſe ganze Ver⸗ größerung vorgenommen haben, und deswegen iſt auch der Ausſchuß in ſeiner großen Majorität dafür geweſen, daß das Wellenbad nicht eingerichtet wird. Die Koſten für den Erweiterungsbau einſchließ⸗ lich der Bauzinſen betragen 1 600 000 %ℳ und die für das Grundſtück einſchließlich Zinſen 1 090 000 ℳ, zuſammen 2 690 000 ℳ. Von dieſem Betrag würden die Koſten für das Wellenbad mit 30 000 ℳ., die hier einbegriffen ſind, abgehen. Ich darf Sie im Namen des Ausſchuſſes bitten, die Vorlage jetzt ſo zu ge⸗ nehmigen, wie ſie der Ausſchuß beſchloſſen hat. (Bravo!) Stadtv. Schwarz: Meine Herren! Im Namen einer ſtarken Minderheit meiner Freunde möchte ich bitten, das Wellenbad doch wieder einzuſetzen, und ich muß ſagen, mir ſcheinen die Ausſichten dafür nicht ſo ungünſtig zu liegen. Mein verehrter Freund Ja⸗ ſtrow hat mir den kleinen Finger hingehalten; jetzt nimmt der „Schwarze“ die ganze Hand. Herr Kollege Jaſtrow hat nämlich geſagt: „Ja, meine Herren, wenn es ſich ſo einrichten ließe, daß das Wellenbad zu beſtimmten Zeiten ginge.“ Auf dieſer Grundlage, hoffe ich, werden wir uns einigen. Zunächſt werden von den Gegnern die Nachteile ins Feld geführt. Es heißt: einmal werden die Schwimmer gehindert, die ruhig ſchwimmen wollen; dann werden diejenigen Schüler oder Kinder, die erſt ſchwimmen lernen wollen, ebenfalls gehindert. (Sehr richtigt! bei der Vereinigten alten Fraktion.) — Gewiß, meine Herren, wenn das Wellenbad geht: aber nicht ſehr richtig, wenn es nicht geht. (Heiterkeit.) Es wird alſo vor allen Dingen darauf ankommen, die Zeiten feſtzuſtellen, zu denen Schwimmer und Schwimmſchüler am wenigſten geſtört werden; das wird ſich ja aber erſt nach einer Zeit der Erfahrung mit einiger Sicherheit angeben laſſen. Paſſionierte Schwimmer, deren wir ja hier eine ganze Menge unter uns haben, pflegen frühmorgens ſchwimmen zu gehen. Die Kinder aber, die ſchwimmen, ſind vor⸗ mittags in der Schule. Es kommen alſo die Zeiten, in denen Schule abgehalten wird, für das Schwimmen weniger in Frage. Die Kinder werden auch abends zu Hauſe ſein müſſen. Wenn ich daran denke, daß im Starnberger See z. B. die Zeit von nachmittag 4 bis 6 Uhr für das Wellenbad angeſetzt iſt, ſo würde bei uns in der Großſtadt vielleicht noch die Zeit von 5 bis 7 Uhr in Anſatz zu bringen ſein. Dann haben wir aber zu bedenken, meine Herren, daß das Bad nicht nur für die Schwimmer, ſondern auch für die Schwimmer da iſt und daß in der Abteilung für Nichtſchwimmer eben ſolche, die nicht ſchwimmen können, ba den. Das iſt auch in Rechnung zu ſtellen. Anderſeits wird von den Geg⸗ nern behanptet, das Wellenbad ſei unhuygieniſch, denn