202 ein Schwimmer pruſte, und er pruſte um ſo mehr, je mehr ihn die Wellen dazu nötigten. Dann werde, ſo wird geſagt, das Waſſer eingeſchluckt. Meine Herren, auch jetzt wird von Schwimmern Waſſer ein⸗ geſchluckt, es wird auch durch ſolche, die tauchen, bis⸗ weilen Waſſer eingeſchluckt, und doch hat, ſo viel ich weiß, eine letzthin ſtattgefundene Unterſuchung er⸗ geben, daß unſer Waſſer in der Krummeſtraße nahezu keimfrei iſt. Ich hoffe, daß ſich der Herr Ma⸗ giſtratsvertreter gerade zu dieſem Punkt noch äußern wird. Außerdem aber wird durch die Wellen, die dauernd durch das Schwimmbad gepeitſcht werden und deren Schaum immerfort abfließt, ſchon dafür geſorgt werden, daß die Oberfläche keimfrei bleibt. Meine Herren, in dieſer Beziehung haben wir ja auch Vorgänge. Das Starnberger Bad hat ſich be⸗ währt, das Undoſabad in Dresden weiſt eine große Frequenz auf, Cöln hat beſchloſſen, ein ſolches Bad einzurichten, in Frankfurt a. M. trägt man ſich mit ähnlichen Abſichten, und ebenſo will auch Mannheim in dieſer Beziehung vorgehen. Meine Herren, betrachten wir einmal die Vor⸗ teile, die ein ſolches Wellenbad hat. Wenn ich an⸗ nehme, daß die Zeiten vereinbart ſeien, ſo werden an den das Wellenbad beſuchenden Schwimmer große Anforderungen geſtellt werden, wenn die Wellen tüchtig toben. Das iſt aber auch im höchſten Grade wünſchenswert; denn alle unſere Beſtrebungen lau⸗ jen ja darauf hinaus, den Körper, insbeſondere den jugendlichen, tüchtig zu machen und in die Lage zu verſetzen, Schwierigkeiten zu überwinden. Ich appelliere an die Segler und die Sportruderer unter Ihnen, meine Herren. Sie wiſſen alle, wenn Sie 3. B. von den breiten Seeflächen in enge Flußläufe hineinkommen, daß ſich dort das Waſſer ſtaut, da haben Sie Dünung und kurze Wellen. Hier geſchieht das meiſte Unglück. Wer ſich aber daran gewöhnt, gegen dieſe Wellen zu ſchwimmen — und ich weiß, daß ſich mancher darauf trainiert —, der ſchaltet eine große Gefahr aus. Da wir nicht nur an unſeren höheren Lehranſtalten eine ſo ſtattliche Flottille haben, ſon⸗ dern alle unſere Volkskreiſe den Ruderſport betrei⸗ ben, ſo meine ich, daß wir eine ausgezeichnete Ge⸗ legenheit geben, rechtzeitig zu lernen, Gefahren zu überwinden. Anderſeits gewährt aber ein ſolches Bad auch eine große Erfriſchung, die für die Geſund⸗ heit förderlich iſt — denn nicht jeder kann an die See gehen —, und wird eine Stätte froher Laune, die herzliches Lachen auslöſt. Meine Herren, es kommt nun noch der Koſten⸗ punkt in Frage. Erfahrungsgemäß rentieren die großen Baſſins am beſten. Durch das Wellenbad wird bedingt, daß wir ein großes Baſſin anlegen, und die Vorgänge im Starnberger See und im Undoſabad zeigen, daß gerade dieſes Wellenbad eine große Anziehung ausübt. Wir haben hier alſo zu erwarten, was ja keinem Stadtverordneten unange⸗ nehm ſein kann, daß dieſe Wellenbadeinrichtung durchaus rentieren wird. Das ſoll jedoch kein Haupt⸗ punkt meiner Ausführungen ſein, er ſoll Ihnen die Sache nur etwas mundgerechter machen. K Nachdem Herr Kollege Jaſtrow, was ich dank⸗ bar anerkenne, ausgeführt hat: „Ja, meine Herren, wenn es ſich ermöglichen läßt, daß wir beſtimmte Zeiten feſtſetzen“, gebe ich mich der Hoffnung hin, daß Sie unter dieſer Vorausſicht gern der Einrich⸗ tung des Wellenbades zuſtimmen. Ich glaube, Sie werden ſich damit vor allen Dingen den Dank der ganzen Charlottenburger Jugend erwerben; auch ge⸗ Entſchluſſe, Sitzung vom 20. Mai 1914 rade diejenigen Kreiſe, die nicht an die See gehen können, werden Ihnen ſehr dankbar dafür ſein. Ich glaube nicht, daß Sie damit irgendwie etwas tun, was Sie nachher bereuen werden. Ich bitte Sie alſo recht herzlich, die Anlage eines Wellen⸗ bades der Magiſtratsvorlage entſprechend beſchließen zu wollen. Stadtv. Dr Landsberger: Meine Herren! Den warmen Ausführungen des Herrn Kollegen Schwarz hinſichtlich der günſtigen Wirkung des Wellenbades kann ich mich voll und ganz anſchließen. Ich glaube, es iſt kein Mitglied im Ausſchuß geweſen, das nicht auch davon überzeugt wäre, daß ein Wellenbad etwas ungemein Stärkendes und die Geſundheit Fördern⸗ des hat, und wir gönnen jedem ein ſolches Wellen⸗ bad. Dennoch glaube ich, daß er den Herrn Referen⸗ ten mißverſtanden hat, wenn er auf deſſen Zuſtim⸗ mung Hoffnungen ſetzt. Der Herr Referent hat, wie ich ihn verſtanden habe und wie das auch den Ver⸗ handlungen im Ausſchuß entſpricht, lediglich ausge⸗ führt, daß für die Ablehnung des Wellenbades maß⸗ gebend war: wir wollen eine unbedingte Zu⸗ laſſungsfähigkeit, eine unbeſchränkte Zeit für das Schwimmbad haben; wir errichten neben dem vor⸗ handenen Schwimmbad noch ein zweites, damit je⸗ der — ob Mann, ob Frau — in der Lage iſt, u j e⸗ derbeliebigen Tageszeit von morgens bis abends ein Schwimmbad zu nehmen. (Sehr richtig!) Jede Beſchränkung durch eine Abſchließung, ſofern ein Wellenbad dazwiſchen geſtellt wird, würde dieſer Möglichkeit entgegenarbeiten. Daß Sie die Zeit für das Wellenbad in eine beſtimmte Stunde verlegen würden, iſt ja ſelbſtverſtändlich; aber damit wäre je⸗ nem Prinzip eben entgegengearbeitet. Vergegenwärtigen Sie ſich doch, daß nicht nur der Schwimmer beeinträchtigt iſt, der zu einer ihm paſſenden Zeit hinkommt, um ſein Schwimmbad zu nehmen, wenn nun gerade das Wellenbad eingeſtellt iſt und alſo die Möglichkeit des Schwimmens ohne Wellen nicht gegeben iſt, ſondern es iſt auch dem Wellenbadliebhaber damit nicht gedient, wenn er an eine beſtimmte Zeit gebunden iſt. Laſſen Sie täglich je zweimal eine Stunde das Wellenbad gehen — ich will einmal ſagen: von 7 bis 8 Uhr —, dann kommt der Betreffende vielleicht um 8 Uhr hin und denkt: Herrgott, in wenigen Minuten wird das Wellenbad ja wieder abgeſtellt. So iſt es ihm dann nicht mög⸗ lich, das Wellenbad zu nehmen. Bei den beträcht⸗ lichen Entfernungen, die wir hier in der Großſtadt haben, kann es ſehr leicht der Fall ſein, daß ein Lieb⸗ haber des einen oder des anderen Bades gerade zu der Zeit kommt, wo die Beſchränkung entweder an⸗ fängt oder aufhört. Von dieſem Geſichtspunkt aus und aus keinem andern — nicht etwa aus Rückſicht auf irgendwelche finanziellen Erſparniſſe — kam der Ausſchuß zu dem das Wellenbad zunächſt nicht einrichten zu laſſen. Im übrigen beſteht nach der Vorlage immerhin die Möglichkeit, künftig einmal doch noch das Wellenbad einzurichten. Die Maße des Bades. die Höhe der Ränder erlauben es, und der Ausſchuß hat ſich auch nicht gerade dagegen erklärt, die Unter⸗ kellerung zuzulaſſen, durch welche eine künftige Ein⸗ ügung der wellenerzeugenden Maſchinen möglich wurde Würde man allerdings von dieſer Unter⸗