Sitzung vom 20. Mai 1914 kellerung vollkommen abſehen, dann würde die even⸗ tuelle ſpätere Einſetzung eines Wellenbades mit ſehr beträchtlichen und ſehr viel höheren Koſten herbei⸗ geführt werden können. Ich wiederhole: der Ausſchuß hat ſich deswegen gegen das Wellenbad erklärt, weil er den Grundſatz durchführen wollte. daß jeder, der das Schwimmbad beſuchen will, in ſeiner Zeit unbeſchränkt ſein ſoll und zu jeder beliebigen Stunde ſollte hingehen können; jede Stundenbeſchränkung betrachtete er als vom Uebel. Aus dieſen Gründen iſt der Ausſchuß zur Ablehnung des Wellenbades gekommen. Meine Herren, bedenken Sie, daß wir künftig ein Männerſchwimmbad haben werden, das, wie ich glaube, das größte in Deutſchland ſein wird; min⸗ deſtens wird es eines der allergrößten ſein. Auch das eben eröffnete Schwimmbad in Neukölln, das auf alle Beſucher einen ausgezeichneten Eindruck gemacht hat, hat für ſein Männerbaſſin nur Maße von 28:10,5 m; wir haben 36: — ich weiß nicht genau — 12 oder 10 m, jedenfalls handelt es ſich bei un⸗ ſerm Bad um eine Geſamtgrundfläche von etwa 430 am gegen etwa 300 in Neukölln. Wir werden alſo vielleicht an der Spitze, jedenfalls mit an der Spitze aller Schwimmbäder in Deutſchland mar⸗ ſchieren. Es wird damit den Schwimmern eine ſolche Möglichkeit der Bewegungsfreiheit gegeben ſein, daß wir beſondere Einbauten, die notwendiger⸗ weiſe mit einer Zeitbeſchränkung verbunden ſein würden, nicht einführen ſollten. Ich empfehle Ihnen, den Ausſchußantrag anzunehmen. Stadtrat Dr Gottſtein: Meine Herren! Der Magiſtrat hat, geſtützt auf ſehr umfangreiche Erhebun⸗ gen und zahlreiche Beſichtigungen, in dieſer Vorlage das Intereſſe der Schwimmer in die allererſte Linie geſtellt, und dabei, glaube ich, muß es auch bleiben. Er hat aber auch geglaubt, die Intereſſen derjenigen Kreiſe der Bevölkerung, die andere Wünſche haben, nicht übergehen zu ſollen, und aus dieſem Grunde hat er diejenigen Einrichtungen, die ſich an vielen anderen Stellen bewährt haben, auch berückſichtigen zu müſſen geglaubt, und zwar auf der Grundlage eigner Erfahrungen. Die Herren, die die hier vorgetragenen Be⸗ denken im Ausſchuß geäußert haben, haben dieſe Be⸗ denken zum Teil konſtruiert, und ich glaube, die Er⸗ fahrung würde ſie widerlegt haben. Alles, was hier in bezug auf die Beeinträchtigung der Schwimmer, über die Unmöglichkeit, gegen die Wellen zu ſchwimmen und über die Zerreißung des Tages und ähnliches mehr geltend gemacht worden iſt, trifft nicht zu. Schwimmer wie Nichtſchwimmer benutzen die Einrichtung da, wo ſie beſteht, mit großem Ver⸗ gnügen und Erfolg. Daher kam es auch, daß in Cöln, wo vor genau vier Wochen bei der Millionen⸗ vorlage eines ähnlichen Projektes die gleichen Be⸗ denken wie heute hier und im Ausſchuß geltend ge⸗ macht wurden, die Vorlage ſchließlich einſtimmig an⸗ genommen wurde, und zwar auch noch aus einem weiteren Grunde, weil ſich nämlich gezeigt hat — und das iſt doch auch, wenn es auch nicht im Vorder⸗ grund ſteht, nicht ohne Intereſſe —, daß eine der⸗ artige Einrichtung eine ſolche Anziehungskraft hat, daß dadurch die großen Unkoſten eines Schwimm⸗ baſſins einigermaßen verringert werden. (Hört, hört!) 203 Meine Herren, wenn wir der Bevölkerung, namentlich der unbemittelten Jugend, eine Ein⸗ richtung, bei der wir viel zulegen müſſen, in vollem Umfange zugänglich machen wollen, ſo dürfen wir es nicht verſchmähen, Maßnahmen zu treffen, die ge⸗ eignet ſind, unſere Unkoſten einigermaßen zu ver⸗ ringern. Das war auch ein Grund mit für den Ma⸗ giſtrat. Aber immerhin: gegenüber der Genugtuung, daß ein ſo großes Werk, an dem die Gemeindekörper⸗ ſchaften Jahre hindurch eifrig gearbeitet haben, end⸗ lich zum Segen der Bevölkerung zum Abſchluß kommen wird, könnte man ja Nebenpunkte bis zur Sammlung weiterer Erfahrungen zurückſtellen: denn unbedingt entſcheidend iſt es nicht, ob wir gleich ein Wellenbad einbauen oder nicht, obgleich der Magiſtrat der Anſicht iſt, daß das wünſchenswert iſt. Dagegen muß ich Herrn Stadtverordneten Dr. Landsberger darin widerſprechen, daß der Aus⸗ ſchuß für eine ſpätere Zeit die Einbauung des Wellen⸗ bades möglich gemacht habe. Der Vertreter des Ma⸗ giſtrats hat ausdrücklich vor der Abſtimmung die Frage an den Ausſchuß gerichtet, ob bezweckt ſei, auch diejenige Unterkellerung abzulehnen, die für die Zu⸗ kunft eine Einbauung ermöglichte, und der Ausſchuß erklärte durch Abſtimmung: auch die 4000 % koſtende Unterkellerung ſei hiermit abgelehnt, es ſei alſo für die Zukunft das Projekt ein für allemal ge⸗ ſcheitert. Meine Herren, Sie werden mir zuſtimmen, daß eine derartige Feſtlegung — der Herr Bericht⸗ erſtatter hat mir eben beſtätigt, daß meine Auffaſſung richtig iſt — einer ſpäteren Stadtverordnetenver⸗ ſammlung durch den Ausſchluß anderer Entſcheidun⸗ gen nicht gut angängig iſt. Dagegen möchte ich mich vor allem wenden. Es handelt ſich in dem Vorſchlage des Magiſtrats hauptſächlich darum, wenigſtens den Teil zu unterkellern, in dem ſpäter die Maſchinen untergebracht werden können. Die Koſten hierfür ſind auf 4000 ℳ berechnet. Der Ausſchuß hat aber auch dieſen Antrag abgelehnt. Mit dieſer Ablehnung wäre die Möglichkeit einer ſpäteren Einrichtung des Wellenbades abgeſchnitten. Deshalb möchte ich Sie darum bitten, wenigſtens die Ausſchußanträge zu ergänzen. Stadtv. Laskau: Meine Herren! Ich bitte Sie, die Wellenbadanlage abzulehnen. Wenn die Freunde dieſer Einrichtung im Ausſchuß erwähnt haben, daß dadurch eine beſſere Rente geſchaffen würde, ſo iſt das ja vielleicht für das Wellenbad als ſolches zuzugeben; aber auf der andern Seite werden Sie durch die er⸗ höhten Preiſe einen großen Teil der Beſucher des Schwimmbades ausſchließen. Ich bin ein eifriaer Beſucher der Volksbadeanſtalt und muß ſagen, daß die Verhältniſſe augenblicklich ſo liegen. Wenn man hinkommt, lohnt es ſich oft nicht mehr, ſich aus⸗ zuziehen, weil es heißt: jetzt kommen gleich die Damen! (Große Heiterkeit.) Dasſelbe würde eintreten, wenn Sie ein Wellenbad einrichten; denn dann würde geſagt werden: jetzt werden Wellen gemacht! (Seiterteit.) Wenn Sie die Zuſtände in der Badeanſtalt be⸗ obachten, ſo werden Sie finden, daß oft ganze Reihen von Schülern daſtehen, die ſchwimmen lernen wollen,