214 gründung des Opernhauſes in dieſer Hinſicht ein Fehler gemacht worden iſt; die billigen Plätze waren viel zu niedrig feſtgeſetzt. Das iſt auch dadurch er⸗ wieſen, daß der Billethandel ſich gerade dieſer billigen Billets bemächtigt hat. Er läuft dabei gar kein Riſtko: Billets, die er für 90 Pf. erwirbt, wird er immer mit Nutzen los, er nimmt glatt 1,40 ℳ, 1,50 ℳ dafür, und das Publikum zahlt doch die höheren Preiſe. Da iſt es ganz erklärlich, daß die Direktion dieſen Nutzen, den der Billethandel an ſich geriſſen hat, ſelbſt haben möchte, zumal dieſe Preiſe wie geſagt viel zu billig ſind. Der Vorſchlag der Direktion ging dahin, die Galerieplätze von 90 Pf. auf 1 %ℳ, bei erhöhten Kaſſenpreiſen auf 1,25 ℳ feſtzuſetzen, den dritten Rang um 20 Pf. zu erhöhen, bei erhöhten Kaſſen⸗ preiſen um weitere 50 Pf., den zweiten Rang auch nur um 20 Pf. zu erhöhen und bei erhöhten Kaſſen⸗ preiſen um weitere 50 Pf. Dieſer Vorſchlag, der in der Magiſtratsvorlage zum Ausdruck kam, hat die Billigung des Ausſchuſſes gefunden, er wurde gegen eine Stimme im Ausſchuß angenommen. Der Ausſchuß glaubte aber, noch weiter gehen zu ſollen, um für die Folge möglichſt glatten Tiſch zu ſchaffen. Von verſchiedenen Seiten lagen Anträge auf weitere Preiserhöhungen vor. Ich will ſie nicht alle anführen, nur das möchte ich erwähnen, daß ein Antrag eine ganz generelle, ziemlich weſentliche Er⸗ höhung ſämtlicher Preiſe, mit Ausnahme des erſten Ranges, vorſah. Der Ausſchuß lehnte alle dieſe An⸗ träge ab, beſonders auch den ſoeben erwähnten, weil die Spannung zwiſchen den Kaſſenpreiſen und Abonnementspreiſen zu groß geworden wäre und weil man das Publikum, das an der Kaſſe die Billets öfter kauft, nicht vor den Kopf ſtoßen wollte, indem man die Preiſe auf ein Niveau erhöbe, wo man nicht mehr wüßte, ob man noch den Vorteil bei nachlaſſen⸗ dem Beſuch hätte. Der Ausſchuß hat jedoch einem Antrage zugeſtimmt, die Preiſe für die Galerie durch⸗ gängig auf 1,25 ℳ feſtzuſetzen, ſowohl bei den ge⸗ wöhnlichen wie bei erhöhten Preiſen. Dieſer Antrag hat auch faſt einſtimme Annahme gefunden; Sie finden ihn in dem Ihnen heute gedruckt vorliegenden Ausſchußantrage unter C. Es beſtanden um ſo weni⸗ ger Bedenken, den Preis von 1,25 ℳ für ſämtliche Vorſtellungen zu bewilligen, als ja die Vereine, die des Sonntags nachmittags das Haus gepachtet haben, den Einheitspreis von 1,30 ℳ - von ihren Mitgliedern fordern. Dieſe Billets werden bekanntlich verloſt, und wer die Galerie zieht, zahlt tatſächlich dafür be⸗ reits 1,30 ℳ, noch dazu für eine Nachmittags⸗ vorſtellung. Somit ſcheint es doch, daß der Preis von 1,25 % durchgängig für alle Vorſtellungen wohl richtig iſt. Ferner ging der Ausſchuß noch weiter bezüglich der erhöhten Kaſſenpreiſe. Es wurde der Antrag an⸗ genommen: Erhöhte Preiſe treten ein bei allen Wagner⸗ opern und bei Premieren. Bei tantieme⸗ pflichtigen Opern können mit Zuſtimmung der zuſtändigen Deputation bzw. des Magiſtrats die feſtgeſetzten erhöhten Preiſe erhoben werden. Das iſt eine Ermächtigung an die Direktion, damit ſie ſich freier bewegen und erhöhte Preiſe bei den er⸗ wähnten Opernvorſtellungen erzielen kann. Sodann wurde noch ein Antrag angenommen (D der gedruckten Vorlage), der lautet: Ferner wird der Opernhausbetriebsaktien⸗ geſellſchaft geſtattet, an den Sonntagen in Aus⸗ nahmefällen bei Gaſtſpielen mit Zuſtimmung Sitzung vom 10. Jum 1914 des Magiſtrats Eintrittspreiſe zu erheben, die über die feſtgeſetzten Preiſe hinausgehen. Dieſer Antrag wurde auf Anregung des Herrn Di⸗ rektors Hartmann geſtellt, der gern wünſchte, daß er einige Tage, an denen keine Abonnementsvorſtellun⸗ gen ſind — das ſind die Sonntage —, zur vollſtändi⸗ gen freien Verfügung hätte, damit er, wenn einmal ein Gaſt von Weltruf in Charlottenburg wäre — er nannte Caruſo —, vollſtändig frei die Eintrittspreiſe feſtſetzen könnte, um die Sache lukrativ zu geſtalten. Dieſer Anregung wurde Folge gegeben, und der An⸗ trag wurde bewilligt. Nun war noch ein harter Kampf bezüglich eines weiteren Punktes. Es war angeregt worden, man möge doch für die Garderobe etwas nehmen, man möge ſich auch die Zettel bezahlen laſſen. So wurde der Antrag eingebracht, die Garderobe auf 20 Pf. feſt⸗ zuſetzen mit Ausnahme des dritten Ranges, wo nur 10 Pf. erhoben werden ſollten, und mit Ausnahme der Galerie, die von der Zahlung der Garderobe be⸗ freit ſein ſoll; der Zettel ſollte mit 10 Pf. verkauft werden. Die Freunde dieſes Antrages machten gel⸗ tend, daß dieſe Neuerung etwa 100 000 ℳ Jahres⸗ einnahme dem Deutſchen Opernhauſe bringen würde. Sie führten namentlich hinſichtlich der Zettel aus, daß es ein Unfug wäre, daß jeder, der das Haus beſuchte, einen Zettel bekäme. Eine Familie von vier Per⸗ ſonen ließe ſich für jede Perſon einen Zettel geben, während ſie mit einem, höchſtens mit zwei Zetteln zufrieden wäre, wenn ſie ſie bezahlen müßte. Jetzt müßte eine zu große Auflage gemacht werden, die Zettel würden in größerer Menge verteilt, als not⸗ wendig iſt. Die Gegner dieſes Antrages aber wollten ſich nicht auf eine Neuerung einlaſſen. Gerade das ſei ſo angenehm empfunden worden, daß man ge⸗ wiſſermaßen mit einem Paſſepartout durch alle Schranken hindurchkäme, niemals in das Porte⸗ monnaie zu faſſen brauche, um hier 20 Pf., dort 10 Pf. zu zahlen. Unſer Publikum ſei durch das Schillertheater bereits daran gewöhnt, und es ſei un⸗ modern, hier eine Aenderung vorzunehmen. Im Gegenteil, man ſolle nur anerkennen, wie kulant das Publikum hier behandelt wird; man ſolle die Sache ruhig ſo laſſen. Bei der Abſtimmung iſt dann auch der Antrag gefallen. Es ſoll alſo ſo bleiben, wie es ſeither geweſen iſt. Es kam dabei auch in Betracht, daß von dieſer Neuerung auch die Abonnements be⸗ troffen worden wären; die Aenderung wäre alſo für das Jahr 1914/15 gar nicht zuläſſig geweſen, da die Abonnements bereits weitergelaufen ſind, ſie könnte erſt für 1915/16 in Betracht kommen. Wie geſagt, aus allen dieſen Gründen wurde der Antrag ab⸗ gelehnt. Meine Herren, wir haben der Direktion nun die Mittel bewilligt, und wir haben ihr mehr be⸗ willigt, als ſie verlangt hat, in der Hoffnung, daß ſie auf dem beſchrittenen Wege, den wir alle anerkennen und deſſen Leiſtungen auch die Oeffentlichkeit aner⸗ kennt, weiter fortſchreitet. Wir hoffen, daß die Di⸗ rektion das Deutſche Opernhaus mit den bewilligten Mitteln weiter zu einer guten Entwicklung führen wird. Ich bitte Sie, die Magiſtratsvorlage mit den unter B, C und D aufgeführten Ermächtigungen an⸗ zunehmen. 3 Stadtv. Klick: Meine Herren! Freunde erkennen die künſtleriſchen Opernhe es vollkommen an; aber trotzdem ſind wir Primzipiell gegen jede Erhöhung der Preiſe. Wenn der Herr Referent ſagt, die Preiſe wären ſeinerzeit bei Be⸗ Auch meine Leiſtungen des