Sitzung vom 10. Juni 1914 gründung des Opernhauſes für die unteren Plätze zu niedrig normiert worden, ſo mag das wohl ſtimmen. Die Plätze ſollten aber doch gerade ſo billig abgegeben werden, damit der minderbemittelten Bevölkerung Ge⸗ legenheit geboten werde, auch einmal eine gute Oper zu hören. Dieſer damals aufgeſtellte Grundſatz wird durch die beantragte Erhöhung durchbrochen. (Widerſpruch.) Wenn wir auch nicht verkennen, daß die Balan⸗ cierung des Etats beim Opernhauſe unter den heutigen Verhältniſſen ſehr ſchwierig iſt, ſo glauben wir doch, daß der Magiſtrat uns einen andern Vorſchlag hätte machen können, um ein etwa entſtehendes Defizit der Opernhausbetriebsgeſellſchaft zu decken. Aus dieſem Grunde können meine Freunde nicht für die Erhöhung ſtimmen. Stadtv. Jaſtrow: Ich ſtehe im Gegenſatz zu dem Vorredner auf dem Standpunkt, daß trotz der Er⸗ höhungen, die hier beantragt ſind, die minderbemittelte Bevölkerung immer noch eine außerordentlich billige Gelegenheit hat, die guten Vorſtellungen im Deutſchen Opernhauſe zu beſuchen. Ich möchte aber noch auf etwas anderes aufmerkſam machen. Die Beſchlüſſe, die vom Ausſchuß empfohlen werden, ſind in bezug auf den Punkt B und D ungleichartig. Bei Punkt B iſt die Zuſtimmung der zuſtändigen Deputation bzw. des Magiſtrats nötig. Ich ſetze voraus, daß der Magiſtrat unbedingt immer die Deputation hören wird, wenn Veränderungen in den Preiſen vorzunehmen ſind. Bei Punkt I dagegen iſt nur die Zuſtimmung des Magi⸗ ſtrats vorgeſehen. Ich möchte beantragen, daß hier wie dort die Zuſtimmung der zuſtändigen Deputation und des Magiſtrats vorgeſehen wird. (Zuruf: Warum denn überhaupt „beziehungsweiſe“!2) Stadtrat Seydel: Die Zuſtimmung zu dieſer Aenderung iſt ſelbſtverſtändlich. Es handelt ſich wohl nur um einen Redaktionsfehler. Stadtv. Baumann: Ich hatte dieſelbe Anregung zu geben wie Kollege Jaſtrow. Ich verzichte daher aufs Wort. Stadto. Scharnberg: Meine Herren! Der Aus⸗ ſchuß begründet die Erhöhung damit, daß er ſagt: des Sonntags iſt das Opernhaus von der Freien Volksbühne gemietet, und dort werden 1,30 %ℳ für die Galerieplätze gezahlt. Der Berichterſtatter fügte allerdings wohlweislich hinzu, daß die Plätze aus⸗ geloſt würden. Ich kann hier erklären: wenn die Mitglieder der Freien Volksbühne wüßten, daß ſie jedesmal nur einen Galerieplatz bekämen, dann hätte die Freie Volksbühne keine Mitglieder. Jeder hofft darauf, einen beſſeren Platz zu bekommen. Bekannt⸗ lich hat die Freie Volksbühne das ganze Theater ge⸗ pachtet. Alſo dieſe Begründung iſt hinfällig. Ferner wurde der Antrag auf Erhöhung der Eintrittspreiſe auch damit begründet, daß das tech⸗ miſche Perſonal einen erheblichen Zuſchuß gebrauche. Damals, als über die erſte Erhöhung beraten wurde, hatte man uns gerade die niedrigen Preiſe im Gegenſatz zu den Preiſen bei der königlichen Oper vorgelegt, die ich in keiner Weiſe anerkennen kann. Ich möchte aber nicht unterlaſſen, hier bekannt zu geben, daß das techniſche Perſonal bei der Freien 215 Volksbühne mit einem Monatsgehalt von 130 M. und 135 M. beginnt, wogegen die Deutſche Opern⸗ haus⸗Aktiengeſellſchaft 115 M. Anfangsgehalt zahlt. Es kommen doch wohl die gleichen Arbeiten in Be⸗ tracht, die da auszuführen ſind. Ich möchte die Herren Kollegen erſuchen, bei der nächſten Gelegen⸗ heit, die ſich bietet, dafür zu ſorgen — ebenſo mochte ich die Herren Aufſichtsratsmitglieder vom Magiſtrat darum bitten —, daß wenigſtens anſtändige, aus⸗ kömmliche Gehälter gezahlt werden. Im übrigen möchte ich bemerken, daß ich mich bereit erklärt hatte, um die Stimmen nicht zu zer⸗ ſplittern, für die Vorlage, die der Deputation vor⸗ gelegen hat, einzutreten und für die Erhöhung auf 4 % zu ſtimmen, um weiterer Erhohung vorzu⸗ beugen. Wie Sie aber ſchon von meinem Freunde Klick gehört haben, haben wir beſchloſſen, gegen jede Erhöhung zu ſtimmen. Stadtv. Neumann: Gegenüber den Ausführungen, die von der linken Seite des Hauſes über die Feſt⸗ ſetzung der Preiſe gemacht worden ſind, möchte ich ſagen, daß es ſich hier um Leiſtung und Gegenleiſtung handelt. 1,25 ℳ ſollen auf der Galerie inkluſive Gar⸗ derobe und Zettel gezahlt werden. Die Hofoper nimmt 2 und 3 ℳ, und man muß den Zettel und die Gar⸗ derobe außerdem noch bezahlen. Ich kenne die Plätze im vierten Rang im Königlichen Opernhauſe; ich kann Ihnen nur ſagen, daß man höchſtens vom dritten Teil der Plätze aus die Bühne ſehen kann. Wenn Sie mir ein einziges Opernhaus in Deutſch⸗ land nennen können, das nur annähernd ſolche künſt⸗ leriſchen Leiſtungen wie das Deutſche Opernhaus bietet und das nur annähernd dieſe Preiſe hat, auch wenn es der Kommune gehört, dann bin ich ſehr gern bereit, Ihnen zu folgen. Die Preiſe ſind alle höher, oder in den kleinen Kommunen, wo ſie niedriger ſind, iſt auch die künſtleriſche Leiſtung erheblich niedriger. Es muß doch hier erwähnt werden, daß dieſes Opernhaus es verſtanden hat, uns die alte klaſſiſche Oper in einem herrlichen Gewande und mit künſtleriſcher Vollendung vorzuführen. (Zurufe bei den Sozialdemokraten: Das haben wir nicht beſtritten!) Wenn die minderbemittelte Bevölkerung hierfür 1,25 %ℳ zahlen muß, ſo iſt das ein Preis, den ich geradezu als geſchenkt, als überaus billig anſehe. (Sehr richtig!) 2 Wir werden für die Vorſchläge des Ausſchuſſes votieren. Veorſteher Dr Frentzel: Wir könnten, da weſent⸗ liche Einwendungen nicht erhoben worden ſind, über den Ausſchußantrag insgeſamt abſtimmen. Ich nehme an, daß Sie dem Zuſatzantrage des Herrn Kollegen Jaſtrow, wonach es in B und ID „mit Zuſtimmung der zuſtändigen Deputation und des Magiſtrats“ heißen ſoll, Ihre Zuſtimmung geben werden. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem ſo geänderten Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: A. Der aus der abgedruckten Anlage er⸗ ſichtlichen Abänderung der Kaſſenpreiſe für die Eintrittskarten zum Deutſchen Opernhauſe vom Spieljahre 1914/15 ab wird zugeſtimmt. Die Abonnementspreiſe bleiben unverändert.