Sitzung vom 10. Jum 1914 Stadtv. Scharnberg: Meine Herren! Ich möchte Sie auch bitten, die Angelegenheit zu vertagen, weil hier Ausſage gegen Ausſage ſteht und weil nach dem Bericht, der mir zugegangen iſt, hier doch verſchiedene Unrichtigkeiten vorliegen müſſen. Eine Beſprechung jetzt würde der Sache ſelbſt vielleicht ſchaden. Ich beantrage daher die Vertagung. 6 Vorſteher Dr. Frentzel: Darf ich das als einen Antrag auffaſſen? (Zuſtimmung des Stadtv. Scharnberg.) Herr Kollege Scharnberg hat alſo den Antrag ge⸗ ſtellt, die Angelegenheit zu vertagen, bis das gericht⸗ liche Verfahren ſeinen Abſchluß gefunden hat. Dieſer Antrag kommt ſofort zur Abſtimmung. Ich bitte die⸗ jenigen Herren, welche für den Antrag des Kollegen Scharnberg eintreten wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) — Das iſt die große Mehrheit. Die Angelegenheit iſt von der heutigen Tagesordnung abgeſetzt und wird auf ihr erſt wieder erſcheinen, wenn das gerichtliche Verfahren ſeinen Abſchluß gefunden hat. Wir kommen zu Punkt 11: Vorlage betr. Bau eines Pavillons für ſpezialärztliche Behandlung. — Druckſache 152. Stadtv. Dr. Byk: Meine Herren! Meine ſämt⸗ lichen Fraktionsfreunde haben beſchloſſen, die Vorlage in einem Ausſchuſſe zu beraten, und wir beantragen, einen ſolchen von 15 Mitgliedern einzuſetzen. Es. ſcheint mir doch, daß die Vorlage ſo, wie ſie uns hier vorliegt, manches nicht unbedingt Nötige enthält. Ich möchte betonen, daß wir nichts dagegen haben, daß die zahnärztliche Abteilung eingerichtet wird, daß die mechano⸗therapeutiſche und orthopädiſche Abteilung mit allen ihren Unterabteilungen: Gips⸗ raum, orthopädiſche Turnabteilung, Abteilung für mediko⸗mechaniſche Gymnaſtik und Maſſageraum her⸗ geſtellt wird. Wir wünſchen aber Aufklärung darüber, ob es nötig iſt, die Abteilung für Radiumbehandlung, die Abteilung für Tiefenbeſtrahlung, die Abteilung für Augenkranke und die für Ohren⸗, Hals⸗ und Naſen⸗ kranke mit dieſem Pavillon zu verbinden. Es iſt uns geſagt worden — und in der neuen Anleihe iſt das auch in Ausſicht genommen worden —, daß man eine feſte Station für Augen⸗ und für Hals⸗, Naſen⸗ und Ohrenkranke errichten wolle. Wie ich privatim gehört habe, ſoll bereits in dieſem Jahre noch eine Vorlage an uns kommen, die die Errichtung einer ſolchen Station fordert. In dieſer werden dann all die Einrichtungen getroffen werden, die für die Behandlung und Unterſuchung der Augenkranken, der Hals⸗, Naſen⸗ und Ohrenkranken nötig ſind. Jetzt ſoll in dieſem Pavillon für die ſpe zialärztliche Behandlung die gleiche Einrichtung vorzeſehen werden, d. 9. alſo, es ſoll auch hier eine Dunkelkammer, ein Unterſuchungsraum und eventuell ein Operationsraum eingerichtet werden, alſo alles dopget⸗ 2 Izch meine, das iſt nicht nötig, und unſere Finanzen vor allem ſind dazu nicht 217 angetan, derartige überflüſſie Ausgaben zu machen. Wir glauben, daß es ſehr gut möglich iſt, daß die Kranken, die auf den verſchiedenen Pavillons liegen, die Augenkranken oder die Hals⸗, Naſen⸗ und Ohren⸗ kranken, nach dem neu zu errichtenden Pavillon gehen und dort behandelt werden. Wenn in der Begründung der Vorlage hervor⸗ gehoben wird, daß die Errichtung des Pavillons ein dringendes Bedürfnis iſt und daß ſie auch dann noch erforderlich ſein würde, wenn die bei dem weiteren Ausbau des Krankenhauſes vorgeſehene ſtationäre Abteilung für Augen⸗, Ohren⸗, Hals⸗ und Naſen⸗ kranke eingerichtet werden ſollte, ſo weiß ich nicht, warum es notwendig ſein ſoll, die Kranken von der feſten Station fernzuhalten. Hier wird geſagt, daß dadurch eine Störung eintritt. Ich kann das nicht einſehen. Aber wenn auch die Einrichtung dieſes Pavillons beſchloſſen werden ſollte, ſo könnte doch, glaube ich, eine Vereinfachung da eintreten. Es will mir nicht einleuchten, weshalb es nötig iſt, einen Warteraum parterre und in der erſten Etage einzurichten, alſo einen Warteraum für die Augenkranken und einen für die Hals⸗, Naſen⸗ und Ohrenkranken, ich glaube, daß da ein gemeinſamer Warteraum ausreicht. Was nun die Abteilung für Radiumbehandlung anbetrifft, ſo meine ich, daß es auch beſſer iſt, ſie nicht in dieſen eventuell zu erbauenden Pavillon zu legen, ſondern ſie anderswo unterzubringen. Ich möchte nur daran erinnern, daß das Radium außerordentlich teuer iſt, daß 1 Gramm 300 000 bis 400 000 ℳ koſtet. Wenn nun die mehreren hundert Milligramm, die bei uns untergebracht ſind, von der einen Station nach der andern transportiert werden, ſo kann es ein⸗ mal paſſieren, daß es abhanden kommt und uns da⸗ durch ein großer Schaden entſteht. Dann jſollte eine Abteilung für Tiefenbeſtrah⸗ lung, alſo für Röntgenbehandlung, eingerichtet werden. Röntgenapparate haben wir ja an ganz anderer Stelle, ſo daß alſo hier neue Apparate an⸗ geſchafft werden müßten. Ich glaube aber, daß es zweckmäßig ſein wird, wenn dieſe Behandlung auch dort vorgenommen wird, wo wir jetzt ſchon die Röntgenapparate haben. Ich meine alſo, daß es durchaus notwendig iſt, über dieſe Fragen Klarheit zu bekommen, und daß es deshalb wünſchenswert iſt, ſie in einem Ausſchuß, der ja demnächſt tagen kann, weiter zu beraten. Stadtv. Dr Bauer: Meine Herren! Auch ich möchte Sie bitten, von einer ſofortigen Beſchlußfaſſung und Bewilligung dieſer Poſition Abſtand zu nehmen. Die Bedenken, die ich dagegen habe, decken ſich zum Teil mit denjenigen des Herrn Kollegen IDr Byk. Der einzig erfreuliche Lichtblick bei der ganzen Sache iſt der, daß die Koſten, die urſprünglich auf 400 000 ℳ be⸗ 54 waren, auf 336 000 ℳD heruntergedrückt worden ind. Erſtens ſcheint mir, daß, wenn ſoviel in einem Pavillon hineingeſteckt wird, manches von dem, was dort untergebracht werden ſoll, vielleicht beſſer getrennt würde. Die Räumlichkeiten für den orthopädiſchen Saal ſind in ihrer Ausdehnung ſehr eng bemeſſen, ſo daß ſehr zu befürchten iſt, daß ein Platzmangel eintritt, namentlich wenn größere Apparate aufgeſtellt werden, da die vorgeſehenen Räume gerade für den jetzigen Be⸗ darf ausreichen und die Möglichkeit für eine Vergröße⸗ rung kaum vorhanden iſt. Es wäre zweckmäßig, wenn