238 Opfer fordern wird von unüberſehbarer Größe. Es iſt eine Zeit, die Taten und nicht Worte erfordert. Deswegen will ich die tauſendfachen Empfindungen, die jeden von uns jetzt durchdringen, zuſammenfaſſen in dem einen Rufe: unſer Kaiſer, unſer deutſches Volk, unſer geliebtes deutſches Vaterland, ſie leben hoch, — und noch einmal hoch! — und zum dritten Male hoch! (Die Verſammlung ſtimmt begeiſtert in den Ruf ein.) Und nun treten wir ein in die Beratung der Vorlage, die der Magiſtrat uns hat zugehen laſſen: Vorlage betr. ſtädtiſchen Zuſchuß für die Familien der im Mobilmachungsfalle zum Dienſt eingeſtellten Mannſchaften und Wahl der Vorſitzenden und deren Stellvertreter für die Unterſtützungskommiſſionen. — Druckſache 183. Ich beantrage zunächſt, die⸗Dringlichkeit für dieſe Vorlage zu beſchließen. — Widerſpruch erfolgt von keiner Seite; die Dringlichkeit iſt genehmigt. Ich beantrage ferner, daß die in der Vorlage, lautend: Den Familien der zu den mobilen Truppen⸗ teilen eingetretenen Mannſchaften wird auf An⸗ trag zu der vom Reiche zu zahlenden Unter⸗ ſtützung ein ſtädtiſcher Zuſchuß in Höhe von 100 % der Reichsunterſtützung gewährt. Die erforderlichen Mittel ſind vorläufig aus ver⸗ fügbaren Beſtänden zu entnehmen. ausgeſprochenen Sätze von 100 % auch für die von dem Reichstag in der geſtrigen Sitzung erhöhten Prin⸗ zipalſätze gelten. (Zuſtimmung.) Bürgermeiſter Dr. Maier: Meine Herren! Der Magiſtrat hat zwar über dieſen Antrag, der eben vom Herrn Stadtverordnetenvorſteher geſtellt worden iſt, bisher keinen Beſchluß gefaßt. Ich zweifle aber nicht, daß, nachdem auch die Gemeinde Berlin in dieſem Sinne beſchloſſen hat, der Magiſtrat trotz der außer⸗ ordentlichen Opfer, die dieſer Beſchluß erfordert, ihm beitreten wird. Dieſer Beſchluß wird einen monat⸗ lichen Mehrbetrag von etwa 60 000 ℳ für uns aus⸗ machen. Vorſteher Dr. Frentzel: Das Wort wird weiter nicht gewünſcht. Widerſpruch erfolgt nicht. Ich konſtatiere die einſtimmige Annahme der Magi⸗ ſtratsvorlage. (Allſeitiges Bravo.) Meine Herren, die Vorlage ſieht vor, daß 10 Stadtverordnete als Vorſitzende der zu bildenden Bezirke und 10 Stellvertreter gewählt werden. Es iſt vorgeſchlagen worden, da bei der Kürze der Zeit eine genaue Ordnung der Bezirke, in denen jeder der Herren Kollegen zu amtieren hat, nicht möglich war, nicht nur 10 zu wählen, ſondern noch drei Er⸗ ſatzmänner für den Fall, daß ſich bei der definitiven 2 4 irgendwelche Schwierigkeiten ergeben ollten. Das Wort hat der Herr Bürgermeiſter. Bürgermeiſter Dr. Maier: Meine Herren! Ich möchte Gelegenheit nehmen, bei dieſer Vorlage den Außerordentliche Sitzung vom 5. Auguſt 1914 Zuſammenhang der Unterſtützungskommiſſionen mit der Hilfsorganiſation zu erörtern, die wir in⸗ zwiſchen für Charlottenburg im Intereſſe der Sammlung freiwilliger Liebesgaben und aller an⸗ deren Hilfstatigkeit während des Krieges geſchaffen haben. Wir ſind von dem Geſichtspunkt ausgegangen, daß es in einer ſo großen und ſo ſchweren Zeit un⸗ möglich iſt, daß verſchiedene Organiſationen Liebes⸗ tätigkeit ausüben, ſondern daß eine überſichtliche und ſtraffe Zuſammenfaſſung aller Hilfskräfte dringend er⸗ forderlich iſt. Zu dieſem Zwecke haben wir einen Hauptausſchuß für vaterländiſche Hilfsarbeit wäh⸗ rend des Krieges begründet und dieſen Hauptaus⸗ ſchuß dadurch dezentraliſiert, daß wir für den Rahmen der hier beſchloſſenen Unterſtützungs⸗ bezirke je einen beſondern Unterausſchuß errichtet haben. Wir haben nun, um auch hier einen Zu⸗ ſammenſchluß der Unterſtützungskommiſſionen mit der freiwilligen Liebestätigkeit herbeizuführen, als Grundlage dieſer Unterausſchüſſe die Unterſtützungs⸗ kommiſſionen gebildet, ſo daß die freiwillige Liebes⸗ tätigkeit gleichfalls auf dieſe Unterſtützungskom⸗ miſſionen übertragen wird, die ſich durch die Hilfs⸗ kräfte des nationalen Frauendienſtes und derjenigen Perſonen ergänzen, die ſich in den Dienſt dieſer Sache ſtellen wollen. Dieſe Organiſation hat nicht nur den Zweck, Gaben zu ſammeln und zu verteilen, ſondern jede Art von vaterländiſcher Hilfsarbeit zu bewirken. Dazu gehört namentlich, wenn die Feſtſetzung der Höchſtpreiſe für die Lebensmittel ſtattfindet, zu kontrollieren, daß tatſächlich die Lieferanten die Qualität von Waren liefern, die auf Grund dieſer Höchſtpreiſe gefordert werden kann. Ferner gehört dazu jede andere Unterſtützung unſerer Aktion bei der Begegnung etwaiger Lebensmittelteuerung. Es werden auch andere Arbeiten an uns herantreten. In eminentem Maße wird eine Auskunfterteilung für die verſchiedenſten Fragen erforderlich ſein. Ich habe nun beabſichtigt, in allen dieſen 10 Bezirken ein beſonderes Bureau zu errichten und an die Spitze dieſes Bureaus einen tüchtigen geſchulten ſtädtiſchen Beamten zu ſtellen, der den Organen der freien Liebestätigkeit und dieſen Unterſtützungs⸗ kommiſſionen als Beirat dient und auf dieſe Weiſe die Auskunft erleichtert. Meine Herren, ich werde im Magiſtrat ferner beantragen, daß im Intereſſe derjenigen, die durch die Nöte der Zeit behindert werden, ſich ſelbſt zu er⸗ halten, vermieden wird, ſie der Armenverwaltung anheimfallen zu laſſen. (Lebhaftes Bravo.) Das iſt dadurch möglich, daß bei jedem, der nicht bereits heute der Armenverwaltung anheimgefallen iſt, vermutet werden ſoll, daß lediglich die Nöte der Zeit ihn in dieſe ſchwierige Lage gebracht haben. (Bravo!) Dazu wird erforderlich ſein, daß wir Teile der⸗ jenigen Beträge, die heute im Armenetat für Bar⸗ unterſtützungen zur Verfügung ſtehen, dieſen Unter⸗ ſtützungskommiſſionen überweiſen, (Bravol)