240 Vorſteher Dr Frentzel: weiter verlangt. Das Wort wird nicht Bürgermeiſter Dr Maier: Ich möchte die Herren Stadtwerordneten, die gewählt worden ſind, bitten, nach der Sitzung hierzubleiben, damit wir ſofort uns über die Konſtituierung der Unterſtützungskommiſſionen für die einzelnen Bezirke unterhalten können. Vorſteher Dr Frentzel: Wir kommen jetzt zu dem dringlichen Antrage zurück, und ich bitte diejenigen Herren, welche dieſen dringlichen Antrag annehmen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Der Antrag iſt einſtimmig angenommen. Herr Bürgermeiſter, wünſchen Sie noch weiter das Wort? Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Es wird Sie intereſſieren, zu erfahren, daß wir unſeren eingezogenen Beamten ſelbſtverſtändlich das Gehalt weiter zahlen, weil wir dazu geſetzlich verpflichtet ſind, und zwar an diejenigen Perſonen, die die Beamten uns vorher bezeichnet haben, und ſo lange ohne be⸗ ſondere Lebensbeſcheinigung, bis uns etwa der Verluſt des betreffenden Mannes nachgewieſen iſt. An uns wird aber die weitere Frage herantreten, wie wir uns gegenüber unſeren Priwatdienſtverpflich⸗ teten und Privatangeſtellten zu verhalten haben. Ich möchte hier ſchon der Stadtwerordnetenverſammlung die Erklärung abgeben, daß ich mich an die Stadt Berlin gewandt habe, um ein einheitliches Vorgehen in Groß⸗Berlin zu erzielen, und, wenn Beunruhigung auf Grund irgendwelcher Gerüchte unter den Privat⸗ angeſtellten herrſcht, etwa nach der Richtung hin, daß die Zukunft der Privatangeſtelltenſchaft nicht ſicher⸗ geſtellt ſei, daß dieſe Gerüchte unbegründet ſind. (Bravo! auf allen Seiten.) Ich möchte ferner mitteilen, daß wir im Magi⸗ ſtrat uns über den Stand der geſamten Gemeinde⸗ verwaltung für ſämtliche Reſſorts in einer außer⸗ ordentlichen Sitzung am Montag ausgeſprochen und uns auch davon überzeugt haben, daß keinerlei Anlaß zu irgendwelcher Beunruhigung hinſichtlich des Ge⸗ ſchäftsganges in unſerer Verwaltung vorliegt. Ins⸗ beſondere können wir Ihnen mitteilen, daß unſere Finanzverwaltung den Anforderungen, die an ſie ge⸗ ſtellt werden, durchaus gewachſen iſt, daß wir vor allen Dingen für ihre Liquidität, die wir früher ſchon der Stadwerordnetenverſammlung als etwas be⸗ ſonders Wichtiges hingeſtellt haben, geſorgt haben. (Bravo! auf allen Seiten.) Insbeſondere iſt die Zahlung der erſten Rate der 10⸗Millionen⸗ Anleihe für den kritiſchſten Termin, nämlich für den 30. September d. I., ſichergeſtellt. Ferner möchte ich bemerken, daß auch der Be⸗ trieb der Werke ſichergeſtellt iſt, daß die Kohlenvor⸗ räte ſo beſchaffen ſind, daß wir, für abſehbare Zeit wenigſtens, zu irgendwelcher Beunruhigung keine Ver⸗ anlaſſung haben. Daß wir bei der Straßenreinigung, meine Herren, mit kleinen Unebenheiten zu rechnen Außerordentliche Sitzung vom 5. Auguſt 1914 haben werden, iſt nicht zu vermeiden; es liegt das daran, daß uns ein Teil der Pferde entzogen iſt. Bei der Müllabfuhr müſſen wir uns auch mit einigen Un⸗ bequemlichteiten abfinden, namentlich jetzt während der Dauer der Sperrung der Schienenwege. Wir können momentan nicht alles ſo erledigen, wie wir es erledi⸗ gen möchten. Im übrigen ſind alle Reſſorts, wie ich bemerken möchte, ſo vorbereitet, daß wir auf Schwierigkeiten nicht ſtoßen werden. Andererſeits hat der Magiſtrat beſchloſſen, daß wir mit Rückſicht auf die Beſonderheit der Zeitlage natürlich davon Abſtand nehmen müſſen, irgendwelche großen Projekte, die wir begonnen haben, weiter zu verfolgen. (Bravo! auf allen Seiten.) Es iſt ausgeſchloſſen, daß wir in dieſer Zeit die Po⸗ litik der Weitſichtigkeit auch nur nach irgendeiner Rich⸗ tung hin fortſetzen; denn unter dieſen Zeitläuften wiſſen wir nicht, was der morgige Tag bringen kann. (Zuruf: Hoffentlich Sieg!) Meine Herren, ſchließlich möchte ich noch hervor⸗ heben, daß die Beunruhigung der Bevölkerung, die darin zum Ausdruck gekommen iſt, daß ein ſtarker Anſturm auf die Sparkaſſe ſtattgefunden hat, durch⸗ aus unbegründet war, weil wir auch in dieſer Be⸗ ziehung in der Lage geweſen wären, den Anforderungen des Publikums zu entſprechen. Dieſe Beunruhigung hat ſich auch Gott ſei Dank in den letzten Tagen ge⸗ legt, und ich kann feſtſtellen, daß die Einzahlungen bereits wieder in ſehr ſchöner Weiſe vor ſich gehen. (Bravo! auf allen Seiten.) Stadtv. Dr Stadthagen: Meine Herren! Der Herr Bürgermeiſter hat auch von den Werken der Stadt geſprochen. Dies gibt mir zu folgenden Be⸗ merkungen Veranlaſſung. Ein Kollege von mir hat vor kurzem eine Anfrage bekommen, ob er ſich zur Bewachung von Brücken hier in der Stadt zur Vorfügung ſtellen wollte. Es ſcheint mir hier auch die Möglichkeit der Verzettlung von Kräften vorzuliegen, und ich glaube, daß, wenn irgend etwas Ahnliches wie eine Bürger wehr eingerichtet werden muß, ihre Einrichtung dann Sache der Stadtverwaltung iſt. Ich bitte daher, vielleicht im Magiſtrat Vorſorge zu treffen, daß die Kräfte von privater Seite nicht un⸗ nötig verzettelt werden. Ich darf dabei vielleicht noch auf einen Punkt zurückkommen, der vorhin geſtreift worden war, näm⸗ lich auf die Vermittlung von unbezahl⸗ ten Hilfskräften. Wir wollten urſprünglich eine ſofort zu errichtende beſondere Stelle für dieſen Zweck beantragen; wir haben aber nach Rückſprache mit dem Magiſtrat davon abgeſehen, möchten jedoch hier klarſtellen, was wir wollten. — Es handelt ſich darum, eine Reihe von Stellen zu ſchaffen, von denen aus die Kräfte, die an dieſer oder jener Stelle helfen wollen — ehrenamtlich, wollen wir einmal grund⸗ ſätzlich ſagen dorthin befördert werden, wo ſie nötig ſind. Sie laufen jetzt von Pontius zu Pilatus, dorthin, wo es überfüllt iſt, oder ſie ſtören die be⸗ treffenden Stellen, beiſpielsweiſe das Rote Kreuz, bei den militäriſchen Organiſationen. Hierfür muß die Stadtwerwaltung auch die nötigen Organiſationen ſchaffen. Wenn ich den Herrn Bürgermeiſter richtig