Außerordentliche Sitzung vom 26. Auguſt 1914 ſt an des, des Hausbeſitzes und auch noch in manchen anderen Kreiſen ent⸗ ſtan den ſind, zu beheben und zu be⸗ ſeitigen. Ich bin der feſten Ueberzeugung, daß ich in vollem Einverſtändnis mit der geſamten Stadt⸗ verordnetenverſammlung ſpreche, wenn ich hieran den Wunſch knüpfe, daß die Eriſtenz dieſer Kreditkaſſe, die für die Kriegszeit beſtimmt iſt, nicht allzu lange währen möge, daß möglich ſt bald wieder ge⸗ regelte wirt ſchaftliche Verhältniſſe eintreten möchten, bei denen wir derartige außer⸗ gewöhnliche Maßregeln, wie wir ſie nunmehr ſeit Wochen hier zu treffen leider verpflichtet ſind, ent⸗ behren können, daß es der Kaſſe gelingen möge, in vollem Umfange ihren Zweck zu erfüllen: eine Stütze des kleingewerblichen Wirtſchaftslebens in Charlottenburg zu ſein. Meine Herren, ich darf vielleicht noch — und auch da wohl wieder im Einvernehmen mit der ge⸗ ſamten Stadtverordnetenverſammlung dem Wunſche Ausdruck geben, daß jene ja ſo ſelbſt⸗ verſtändliche Verpflichtung jedes Bürgers, ſchon in gewöhnlichen Zeiten ſein ganzes Können, feine ganzen Fähigkeiten, ſein Allles, ſeine gan ze Perſönlichkeit einzuſetzen, um ſich ſelbſt den Weg durchs wirtſchaftliche Leben zu bahnen, in Zeiten wie den heutigen mehr noch als ſelbſtverſtändliche Pflicht, — Ehrenſache iſt, daß man ſich in der Charlottenburger Bürgerſchaft überall von dem Gedanken leiten läßt, daß in Zeiter wie der heutigen ein jeder die Pflicht hat, ſeinerſeits, ſoweit es irgendwie in ſeinen Kräften ſteht, eine Stüte de: Allgemeinheit, der Kom mune zu ſein. (Bravo!) Meine Herren, ich habe die Hoffnung, daß die von uns hier jetzt zu beſchließende Kreditkaſſe dazu beitragen wird, die Charlottenburger Bürger in dieſen Bemühungen kräftig zu unterſtützen. (Bravo! auf allen Seiten.) Stadtv. Vogel: Meine Herren! Ihr Ausſchuß hat die Vorlage ausführlich erörtert, und auch der 11 — Vorredner hat uns mitgeteilt, daß man von Bürg⸗ ſchaften abgeſehen hat. Wir haben auch erfahren, daß als obere Darlehnsgrenze 3000 %, feſtgeſetzt worden ſind. Von einer Grenze nach unten hat man aber nichts gehört; wo ſoll die ſein? Das iſt doch eben⸗ falls notwendig; denn gerade kleinere Beträge, gan; kleine Beträge ſogar, ſind oft dringender nötig als „ioße. Anderſeits hat man, wenn man auch von Bürgſchaften abgeſehen hat, doch eine Verpfändung von Hypotheken uſw. in Ausſicht genommen. Verpfänden it auch eine Art Leihen; im Leihamt werden auch Gegenſtände von den Darlehnsnehmern verpfändet. Alſo darum kommen wir nicht herum, daß es auch eine gewiſſe Leihamtstätigkeit iſt, daß man ſich aber wohl nur vor dem Namen und vor der Einrichtung eines beſtimmten Amtes, in dem eine amtliche Tätigkeit durch Taxatoren uſw. ausgeübt wird, ſcheut, weil das längere Zeit erfordern würde, da hierfür die not⸗ wendigen Lokalitäten beſchafft werden müßten. Da möchte ich mir 44 zu bemerken, daß, wenn es ſich um die Schaffung von Lokalitäten für ein Leihamt handeln 44 das ſchnell geſchehen könnte. Wir 257 haben in der Krumme Straße die Räumlichkeiten der Pfandkammer übernommen; da iſt das eine Gebäude für ein Leihamt wie geſchaffen; die Räume können ſo, wie ſie ſind, gebraucht werden. Iſt der Verkehr nicht ſo groß, ſo kann zunächſt ein Teil übernommen werden, je nach dem Bedürfnis. Ich kann mir nicht helfen, ich muß das wiederholen: ſo ſegensreich die Leihämter an anderen Orten gewirkt haben, ſo gut kann man das auch für die kleineren Darlehnsſucher in Charlottenburg erwarten, die keine Aktien und Juwelen, ſondern andere Gebrauchsgegenſtände, die immerhin einen gewiſſen Wert haben, zu verpfänden haben. Alſo ich möchte doch darum bitten, daß man die Grenze nach unten ſchärfer firiert. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Der Herr Referent hat ja ſchon ausgeführt, daß der Aus⸗ ſchuß, der die Ausführung des Beſchluſſes zu bewirken hat, in keiner Weiſe gebunden ſein ſoll, ſondern daß er nach Lage der Verhältniſſe und nach dem Bedürfnis ſeine Entſcheidung zu treffen hat. Deswegen ſcheint es mir völlig unzweckmäßig zu ſein, nach unten irgend⸗ wie eine Grenze feſtzuſetzen. (Sehr richtig!) Ich glaube, daß ſeine Ausführungen und ſein Ziel Herrn Stadtw. Vogel gerade veranlaſſen müßten, gegen die Feſtſetzung einer unteren Grenze zu pro⸗ teſtieren und nicht darauf zu dringen. Stadtv. Vogel: Ich wollte zur Richtigſtellung uur ſagen, daß ich perſönlich keine Feſtſetzung will; ich wollte nur hören, ob Sie auch Darlehen in kleineren Beträgen an kleine Leute bewilligen wollen. Stadtv. Dr Liepmann: Auch ich ſympathiſiere mit den Beſtrebungen des Herrn Kollegen Vogel und glaube, daß auf der Grundlage der jetzigen Vorlage in dieſer Beziehung etwas getan werden kann. Sollte der Ausſchuß zu der Feſtſtellung kommen, daß die ärmere Bevölkerung, die noch derartig wirtſchaftlich fundiert iſt, daß ſie bei normalen Krediwerhältniſſen nicht auf Unterſtützungen angewieſen iſt, ſeitens der privaten Pfandleiher oder des Königlichen Leihamtes nicht genügend unterſtützt wird, indem jetzt, wie ver⸗ lautet, von dieſen Inſtituten nur Koſtbarkeiten und Wertſachen angenommen werden, ſo ſollte der Ausſchuß unter den Charlottenburger Pfandleihern ſolche aus⸗ ſuchen, die beſonders vertrauenswürdig ſind, und mit ihnen folgendes Abkommen treffen: Sie ſollen auch andere Sachen als Koſtbarkeiten, Juwelen und Wert⸗ ſachen beleihen; dann würden ihnen ſeitens der Dar⸗ lehnskaſſe auf die von ihnen ausgegebenen Pfand⸗ ſcheine in einem gewiſſen Prozentſatz Darlehen ge⸗ geben werden. Auf dieſe Weiſe könnten beſonders vertrauenswürdige Pfandleiher bewogen werden, von der unſozialen engen Praris abzugehen und der ärmeren Bevölkerung durch Gewährung von Darlehen für andere Sachen als für Koſtbarkeiten entgegen⸗ zukommen. Ich glaube, daß die Vorlage dieſe Mög⸗ lichkeit vorſieht, und möchte dem Ausſchuß nur die Anregung geben, den Gedanken in die Tat umzuſetzen. (Die Verſammlung beſchließt einſtimmig nach dem Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: 1. Es wird eine „Städtiſche Darlehnskaſſe“ mit einem Kapital von 500 000 ℳ — in Worten: „fünfhunderttauſend Mark“ —, welche aus be⸗ reiten Mitteln vorſchußweiſe zu entnehmen ſind, gegründet. —