262 Sitzung vom 9. Bürgermeiſter Dr Maier: Meine Herren! Ge⸗ ſtatten Sie, daß ich eine kurze Erklärung abgebe. Die Not unſerer Brüder in Oſtpreußen iſt Ihnen ſa allen bekannt. Der Magiſtrat hat bereits beſchloſſen, die Opferfreudigkeit und die Opferwilligkeit der Stadt Charlottenburg auch gegenüber dieſen Notſtänden zu beweiſen. (Bravo!) Wenn wir heute noch keine formulierten Anträge vor⸗ legen, meine Herren, ſo liegt das daran, weil wir die gemeinſchaftliche Aktion abwarten wollten, die von ſeiten des Deutſchen Städtetages in Ausſicht ſtand. Ich hoffe, daß Ihnen bereits in der nächſten Sitzung entſprechend dem Vorgange der übrigen Städte formulierte Anträge vorgelegt werden können. (Bravo!) Vorſteher Dr. Frentzel: Es iſt mir eben ein An⸗ trag eingereicht worden, den ich noch zur Verleſung bringen will: Der Magiſtrat wird erſucht, eine Statiſtik darüber aufzuſtellen, welcher Ausfall an Mie⸗ ten den hieſigen Hausbeſitzern durch den Krieg entſteht. Charlottenburg, den 9. September 1914. Rieſenberg, Dr Liepmann, Weiſe, Ur Byf, Dr Stadthagen, Dr Genzmer. Ich werde den Antrag auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſetzen. Wir treten nunmehr in die Tagesordnung ein. Punkt 1: Vorlage betr. Beſchaffung einer ſelbſtfahrenden Straßenwaſchmaſchine. — Druckſache 197. Sadtv. Dr Byk: Im Namen des größeren Tei⸗ les meiner Fraktionsfreunde habe ich die Erklärung abzugeben, daß wir der Magiſtratsvorlage nicht bei⸗ treten werden. Wir meinen, daß in der jetzigen Zeit da, wo eine Erſparnis möglich iſt, geſpart werden muß; und uns ſcheint hier eine Gelegenheit gegeben zu ſein, um eine Erſparnis von 11 500 ℳ eintreten zu laſſen. (Sehr richtig! bei der Vereinigten alten Fraktion.) Es war doch urſprünglich nicht vorgeſehen, eine ſechſte automobile Waſchmaſchine in dieſem Jahre zu be⸗ ſchaffen, und ſo meinen wir, daß es auch möglich ſein muß, mit fünf Waſchmaſchinen — die fünfte wird erſt im Laufe des September geliefert — auszu⸗ kommen. Es wird ja doch bis zu einem gewiſſen Grade möglich ſein, mit Hilfe von Pferdegeſpannen die Waſchung der Straßen vorzunehmen. Dann iſt doch zu bedenken, daß wir dem Winter entgegengehen, wo während vieler Wochen, vielleicht mehrerer Mo⸗ nate, die Waſchmaſchinen nicht in Gang geſetzt werden können. Wenn es auch kein großer Betrag iſt, um den es ſich hier handelt, ſo meine ich doch, daß es bei den erheblichen Ausgaben, die wir jetzt zu leiſten haben, und bei der Reduktion der Einnahmen andererſeits angebracht iſt, dieſe Summe zu er⸗ September 1914 ſparen. Wenn wir dieſe 11 500 ℳ jetzt nicht aus⸗ geben, ſo wird das Defizit pro 1914 um dieſen Be⸗ trag kleiner ſein. Stadtv. Ruß: Meine Herren! In der Depu⸗ tation für das Straßenreinigungs⸗ und Feuerlöſchweſen iſt ſelbſtverſtändlich auch darüber geſprochen worden, ob wir dieſe Poſition in der jetzigen Zeit zum min⸗ deſten nicht verſchieben könnten. Nach längeren Aus⸗ einanderſetzungen, bei denen auch unſer Herr Stadt⸗ kaurat Bredtſchneider als Vertreter des im Felde ſtehenden Dezernenten das Wort nahm, haben wir uns doch davon überzeugt, daß es notwendig iſt, dieſe Anſchaffung doch jetzt zu machen. Dieſe Maſchinen, die täglich arbeiten, ſind in einer ungeraden Zahl bis⸗ her vorhanden und nicht ſo wirkungsvoll wie in einer geraden, da ſtets zwei Waſchmaſchinen zuſammen tätig ſein müſſen. Alſo dieſe eine Maſchine, die uns fehlt und um die es ſich in der Vorlage handelt, iſt in dieſem Falle eine dringende Notwendigkeit. GZuruf.) — Nein, ich bedaure ſehr, die gerade Zahl iſt eine Notwendigkeit; Sie irren ſich da jedenfalls. — Na⸗ mens meiner Freunde möchte ich die Erklärung ab⸗ geben, daß wir aus dieſen Gründen der Vorlage zu⸗ ſtimmen. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Von der im Etat für 1914, Kapitel IX, Einmalige Ausgaben, Abſchnitt 14 vorge⸗ ſehenen Beſchaffung einer elektromobilen Kehrmaſchine wird abgeſehen; die dafür be⸗ willigten Mittel im Betrage von 10 750 % werden zur ſofortigen Beſchaffung einer auto⸗ mobilen Straßenwaſchmaſchine bereitgeſtellt. Die Ausgabepoſten Abſchn. 13 und 14 ſind gegenſeitig übertragbar.) der Tages⸗ Vorſteher Dr Frentzel: ordnung: Punkt 2 Vorlage betr. Aufſtellung von Fernſprechautomaten⸗ Häuschen. Druckſache 198. Stadtv. Rieſenberg: Meine Herren! Meine Freunde begrüßen dieſe Vorlage; aber das Muſter, das uns die Poſtbehörde am Charlottenburger Bahn⸗ hof hingeſtellt hat, behagt uns nicht. Dieſe Zelle, die den kleinen Platz ſchlecht zerſchneidet, viereckig iſt und von vier dünnen eiſernen Streben gehalten wird, dazu von oben bis unten mit Glaswanden bekleidet iſt, gleicht im Sommer, namentlich im Hochſommer, einer Bleikammer und im Winter einer Gefrier⸗ kammer. Außerdem iſt im Gegenſatz zu den Zei⸗ tungs⸗Kiosken, die eine Zierde unſerer Stadt ſind, dieſes Häuschen kein Schmuck der dortigen Gegend. Nun koſten uns allerdings dieſe Häuschen nichts, da die Poſt ſie von ihrem Gelde baut; immerhin glaube ich aber, daß der Magiſtrat Mittel und Wege fin⸗ den wird, dahin einzuwirken, daß uns ein anderes Muſter für dieſe Zellen zur Verfügung geſtellt wird, das ſowohl geſundheitlich wie künſtleriſch einwandfrei iſt. Wir bitten dringend darum, daß in dieſer Weiſe von dem Magiſtrat bei der Errichtung neuer Häuschen auf die Poſtbehörde eingewirkt wird.