Dr Gottſtein iſt, ſoviel ich gehört habe, ganz damit einverſtanden; aber ich halte es der Vollſtändigkeit halber für zweckmäßig, daß dieſe Notwendigkeit hier in der Verſammlung anerkannt wiw. Stadtrat Dr. Gottſtein: Herr Stadtv. Vogel hat die gleiche Frage ſchon in der Deputation an uns gerichtet, und wir haben ihm geantwortet, daß das, was er wünſcht, in geeigneten Fällen bereits geſchieht. Ich habe alſo meiner damaligen Mittei⸗ lung weiter nichts hinzuzufügen. Stadtv. Jaſtrow: Der Wunſch des Herrn Kol⸗ legen Dr Landsberger, daß die Namen der Fami⸗ lien, deren Kinder in die Schulſpeiſung aufgenom⸗ men ſind, den Unterſtützungskommiſſionen gemeldet werden, iſt vollſtändig berechtigt; aber er wird be⸗ reits zum größten Teil erfüllt; — wenigſtens in der Kommiſſion, der ich angehöre, geſchieht es, und ich glaube, es wird dies auch in anderen Kommiſſionen der Fall ſein. Nun hat der Herr Kollege darüber Bedenken, ob bei der Aufnahme der Kinder in die Schul⸗ ſpeiſung wirklich genügend recherchiert wird. Ich habe mich darüber heute im Jugendheim genau orien⸗ tiert und die Recherchen darüber eingeſehen. Es werden von den Schulpflegerinnen in den Schulen die genaueſten Ermittelungen angeſtellt, um zu ſehen, ob tatſächlich die Notwendigkeit vorliegt, die Kinder an der Schulſpeiſung zu beteiligen, und wenn hier außer der etatsmäßig vorgeſehenen Anzahl die Mittel für die Speiſung von 1500 Kindern ange⸗ fordert werden, ſo kann ich Herrn Kollegen 1)r. Landsberger ſagen, daß augenblicklich vom Jugend⸗ heim nach dieſen genaueſten Ermittelungen etwa 1000 Kinder mehr geſpeiſt werden müſſen, als hier angefordert werden. Die Notlage, welche teilweiſe durch die Ueberweiſungen der Unterſtützungskom⸗ miſſionen und teilweiſe durch die genauen Ermitte⸗ lungen, die von den Schulhelferinnen in den Schulen vorgenommen werden, feſtgeſtellt wird, iſt eben gegen früher bedeutend geſtiegen. Die Vor⸗ lage iſt daher vollſtändig berechtigt. Was die Anfrage des Herrn Kollegen I). Byt betrifft, ſo liegt die Sache ganz eigentümlich. Familien, welche Kinder ſpeiſen wollen, wohnen meiſtenteils in ſolchen Gegenden der Stadt, wo das Bedürfnis dafür nicht vorhanden iſt. So z. B. ſind im 6. und 7. Bezirk eine Unmaſſe von Meldungen dazu bereiter Familien eingegangen; es ſind aber keine Kinder, die die Speiſung nötig haben, vorhanden, wenn man ſie nicht enorme Wege zurücklegen laſſen will. Dagegen iſt in einem Bezirk an der Peri⸗ pherie der Stadt eine einzige Familienmeldung eingegangen gegenüber einer Unmaſſe von Kindern, die untergebracht werden ſollten. Alſo man kann den Wünſchen, die von dieſen Familien ausge⸗ ſprochen worden ſind, häufig nicht Rechnung tragen, weil die Ortsverhältniſſe nicht danach ſind. Von den Unterſtützungskommiſſionen wird natürlich das Möglichſte getan, um die Familien, die ſich zur Kinderſpeiſung bereit erklärt hatten, zu veranlaſſen, Geldbeiträge dafür zu geben. Stadtv. Dr. Landsberger: Meine Herren! Wüßte ich nicht aus den Erfahrungen meiner Unter⸗ ſtützungskommiſſion, daß wir über die Schulſpei⸗ ſungen eben nicht genügend Mitteilungen erhalten und daß wir ſie unmöglich immer von der Zentrale erbitten können, ſo hätte ich mir meine Ausfüh⸗ Die, Sitzung vom 14. Oktober 1914 rungen erſparen können. Ich habe eben die Erfah⸗ rung gemacht, daß dieſe Mitteilungen nicht genügend erfolgen und daß wir oft erſt gelegentlich davon Kenntnis erhalten. Mir ſcheint alſo, daß der Auf⸗ ſichtsdienſt in dieſer Hinſicht ſehr verbeſſert werden könnte, und es iſt entſchieden eine Forderung un⸗ ſerer ganzen Unterſtützungsarbeit, daß ſie von einer einheitlichen Stelle aus geleitet wird und man des⸗ halb auch die Ueberſicht über den Umfang der Schul⸗ ſpeiſung behalten muß. Ueber die Notwendigkeit ſind wir uns klar; es handelt ſich nur um die zweck⸗ mäßige Durchführung. (Die Verſamlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Etatsnummer Ordin. Kapitel X Abſchn. 9 Nr. 1 für 1914 (Schulſpeiſung, Ver⸗ abreichung von Mittageſſen uſw.) wird um 20 500 ℳ und die Etatsnummer Ordin. Kapitel X Abſchn. 9 Nr. 3 für 1914 (für das Perſonal der Speiſungsſtellen und für den Transport des Eſſens) wird um 2200 ℳ aus dem Dispoſitionsfonds verſtärkt.) Vorſteher Dr. Frentzel: Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. Errichtung von Leichtbauten zur Aufnahme von Infektionskranken. — Druckſ. 226. Berichterſtatter Stadtv. Dr Feilchenfeld: Meine Herren! Wenn der Magiſtrat eine Vorlage, die eine Aufwendung von 275 000 ℳ erfordert, jetzt an uns bringt, ſo müſſen wir zunächſt natürlich daran den⸗ ken, daß ſie in irgendeinem Zuſammenhange mit dem Kriege ſteht. Das trifft in dieſem Falle nur in ſehr geringem Maße zu. Trotz der Höhe dieſer Summe iſt aber dieſe Vorlage doch unbedingt notwendig, und wir begrüßen es mit Freuden, daß ſie auch jetzt während der Kriegszeit eingebracht worden iſt. Die Verhältniſſe in unſerm Krankenhauſe ſind für die Behandlung von Infektionskrankheiten bis⸗ her nicht ausreichend geweſen. Es waren urſprüng⸗ lich 46 Betten für Erwachſene und 32 für Kinder in 6 Abteilungen vorgeſehen. Da dieſe Zahl nicht ausreichte, iſt ſie 1912 auf 52 Bertten für Er⸗ wachſene und 62 für Kinder erhöht worden, und oft genug wurde dieſe Bettenzahl dadurch weit über⸗ ſchritten, daß auf dem Korridor uſw. Betten einge⸗ ſchoben wurden bis zu einer Belegziffer von 134 Kranken, ein Zuſtand, der durchaus unerwünſcht iſt und, wie auch die Vorlage ſagt, zu außerordent⸗ lichen Mißſtänden geführt hat, da Hausinfektionen ſo nicht verhütet werden konnten. Bei Infekions⸗ krankheiten iſt es wichtig, von vornherein eine Trennung vorzunehmen und auch in den Fällen, in denen noch nicht feſtſteht, welche Krankheit ſich ent⸗ wickeln wird, eine Iſolierung eintreten zu laſſen, da⸗ mit nicht ein Kind, das mit einer Krankheit, die noch nicht klargeſtellt iſt, ins Haus gebracht wird, dort mit einer zweiten Infektionskankheit infiziert werden kann. Die Ueberfüllung der Infektionsabteilung iſt dadurch zuſtande gekommen, daß einmal unſer Pu⸗ blikum jetzt mit vollem Rechte Infektionskrankheiten gern in die Krankenhäuſer abſchiebt. Nur dort iſt eine wirkliche Iſolierung durchzuführen und die Verbreitung der Krankheit zu verhüten. Es iſt das im Intereſſe der Geſamtheit durchaus notwendig und darum auch von uns entſchieden zu unter⸗ ſtützen. Wir kommen zu