Sitzung vom 14. Oktober 1914 Ein zweiter Grund der Ueberfüllung dieſer In⸗ fektionsabteilung beſteht darin, daß die anderen Krankenhäuſer, die ſich beſonders mit der Kinder⸗ pflege beſchäftigen — es iſt das z. B. das Auguſte⸗ Victoria⸗Haus, die Station im Säuglingsheim in der Rüſternallee und in der Chriſtſtraße —, ferner das Prinz⸗Friedrich⸗Karl⸗Stift, das Waiſenhaus auf Weſtend, das Luiſen⸗Andenken, die Kinder⸗ ſtation im Bürgerhaus, das Familienobdach, in dem auch viele Kinder ſind, ihre Infektionskranken un⸗ bedingt in das Krankenhaus abſchieben müſſen. Ein dritter Grund für die Ueberfüllung des Krankenhauſes mit Infektionskranken liegt in der langen Dauer der Infektionskrankheiten. Während für die anderen Krankheiten im Jahre 1912 in un⸗ ſerm Krankenhauſe ein Durchſchnitt von 27,5 Krankheitstagen beobachtet wurde, iſt bei den Infek⸗ tionskrankheiten eine viel längere Krankheitsdauer feſtzuſtellen. So ſind bei Diphtherie 26, bei Schar⸗ lach 35,3, bei Maſern 35,3, bei Keuchhuſten 84,1 und bei Miſchinfektionen 50,7, bei Diphtherie⸗Ba⸗ zillenträgern 103,2 Krankheitstage ermittelt wor⸗ den. Alle dieſe Gründe bildeten den Anlaß, mög⸗ lichſt ſchnell eine Ausdehnung der Infektionsabtei⸗ lung herbeizuführen. Nun kam zunächſt in Frage, ob man einen Neubau oder einen Baracke ſoll man nicht ſagen, in der Vorlage heißt es Leichtbauten — alſo einen Leichtbau einrichten ſoll, und es würde dafür der Platz, der noch auf dem Krankenhausterrain zur Verfügung ſteht, eventuell in Frage kommen können. Das iſt aber nicht möglich, weil der Kran⸗ kenhauserweiterungsbau wahrſcheinlich ſchon im nächſten Jahre ausgearbeitet werden ſoll, der bis zum Jahre 1918 fertiggeſtellt werden muß. Wenn wir jetzt auf dieſem Grundſtücke einen Leichtbau er⸗ richten, ſo müſſen wir ihn ſehr bald wieder ent⸗ fernen, oder wir würden den Erweiterungsbau, der unbedingt notwendig iſt, noch weiter verzögern. Eine fernere Möglichkeit der Erweiterung der Infektionsabteilung lag in dem weiteren Gebrauch der Cholerabaracke, von der jetzt ſchon 18 Betten be⸗ nutzt werden. Es würde das aber nur eine Ver⸗ mehrung um 20 Betten ermöglichen. Das würde jedoch nicht ausreichen, und dann würde jetzt in die⸗ ſer Zeit eine ſolche Belegung der Chrierabaraac unbedingt abzuweiſen ſein; ſie würde wahrſcheinlich ſanitätspolizeilich auch gar nicht zugelaſſen werden. Dann iſt merkwürdigerweiſe — es zeigt das, wie ſparſam der Magiſtrat in dieſem Falle wirtſchaften wollte — das Projekt aufgetaucht, jetzt während der Kriegszeit das Bürgerhaus zum Teil zu entleeren, von dort aus Sieche, die nicht gerade pflegebedürftig ſind, in der Kunſtgewerbeſchule unterzubringen und das Bürgerhaus als Krankenhausſtation einzu⸗ richten. Ich muß geſtehen, daß ich dieſes Proſekt von vornherein abgelehnt hätte, und zwar im feſten Vertrauen zu unſerer ausgezeichneten Armee, zu unſerer guten Sache und zu unſerem geſamten Volke. Denn ich glaube, daß dieſe Kriegszeit nicht ſo lange dauern wird, daß wir ein ſolches Provi⸗ ſorium zweckmäßigerweiſe — denn es würde immer⸗ hin noch ziemliche Koſten verurſachen — einrichten ſollten. Inzwiſchen iſt ja dieſe Sache auch bereits dadurch erledigt, daß die 1 , ſeit dem 8. Oktober, wenn auch nicht ganz, ſo doch zum guten Teil, glücklicherweiſe benutzt wird. Es bliebe jetzt nur noch übrig, neue Leicht⸗ bauten zu errichten; dazu war ein außerordentlich günſtig gelegenes Grundſtück, das der Stadt gehört, ſchon vorhanden, am Fürſtenbrunner Weg, gerade gegenüber dem jetzigen Krankenhaus, nur durch die Straße getrennt. Dieſes Grundſtück iſt ſo groß, daß wir auch hier noch für die Zukunft eine Er⸗ weiterung vornehmen und, wie ich es wünſche, ſpä⸗ ter vielleicht eine volle Infektionsabteilung dort ein⸗ richten können. Für den Krankenhauserweiterungs⸗ bau ſind 307 Betten in der Infektionsabteilung vorgeſehen. Wenn wir auf dieſem Grundſtück jen⸗ ſeits des Fürſtenbrunner Weges die ganze Infek⸗ tionsabteilung ſpäter im Anſchluß an die jetzt be⸗ antragten Leichtbauten einrichten, was meiner Auf⸗ faſſung nach ganz gut möglich ſein wird, dann wür⸗ den wir den Bau eines zweiten neuen Kranken⸗ hauſes — nach Herſtellung des Erweiterungsbaues — auf einige Zeit hinausſchieben können. Das würde dem Stadtſäckel ſehr zugute kommen; denn die 307 Betten, die für die Infektionsabteilung auf dem dann fertigen Krankenhauſe vorgeſehen ſind, würden der allgemeinen Verſorgung von Kran⸗ ken zugute kommen können. Die in der Vorlage berechneten Koſten ſind noch nicht als endgültig anzuſehen. Das wird auch in der Vorlage geſagt. Die Koſten für den Betrieb ſind heute auch noch gar nicht angegeben, ſie wer⸗ den ſich ſpäter herausſtellen und in einer beſonderen Vorlage an uns kommen müſſen. Bei den Kran⸗ kenhausbauten wird ſeit einigen Jahren insbeſon⸗ dere der Berechnung des Einzelbettes ſehr große Be⸗ deutung beigelegt. Die Zahlen, die uns hier vor⸗ gelegt werden, ſind allerdings für uns nicht ſehr einleuchtend und beweiskräftig. Wollten wir ſie als irgendwie beweiskräftig anſehen, dann würden wir in denſelben Fehler verfallen, wie ſeinerzeit der Miniſterialerlaß, der damals viel beſprochen wurde, in dem es heißt, man könne Krankenhausbauten mit 2500 bis 3000 ℳ Koſten für das Einzelbett errichten. Die Fehler, die zum Teil auch von Herrn Stadtrat Gottſtein und Herrn Magiſtratsbaurat Winterſtein damals nachgewieſen worden ſind, dür⸗ fen wir nicht machen. Wenn hier das Einzelbett mit 1825 % und 2000 ℳ berechnet wird, ſo gibt das kein klares Bild. Auch bei Zugrundelegen des Ge⸗ ſamtbetrages von 275 000 %ℳ, wobei ſich für das Einzelbett die Summe von 4580 ℳ ergeben würde, können wir nicht auf wirklich zutreffende Zahlen kommen, da die allgemeinen Koſten für das Verwal⸗ tungsgebäude, für Zentralheizung und Küche und ſo fort, die den neuen Leichtbauten vom alten Krankenhauſe zugute kommen ſollen, nicht einge⸗ rechnet ſind. Mit dieſer 3001 iſt alſo nicht viel anzufangen. Von den geforderten Bewilligungen ſoll ein Teil in Höhe von 160 000 %ℳW aus Erſparniſſen, die ſchon gemacht worden ſind, genommen, ein anderer Teil von 115 000 ℳ auf den Anleiheſammelfonds ver⸗ rechnet werden. Ich möchte für diejenigen Herren — ich weiß nicht, ob ſolche vorhanden ſind —, die ebenſowenig finanztechniſch gebildet ſind wie ich, ſagen, daß nicht die Anleihe gemeint iſt, die für das neue Krankenhaus auch beſtimmt iſt, ſondern ein anderer Fonds, der ſchon angeſammelt iſt. Ich hatte es erſt ſo verſtanden, habe mich indeſſen eines Beſſe⸗ ren belehren laſſen. Ich würde Bedenken getragen haben, ein Proviſorium aus Anleihemitteln zu be⸗ willigen. Ich glaube, daß wäre nicht zuläſſig geweſen. Mir iſt aber geſagt worden, daß das hier nicht der Fall iſt. An dem Projekt, das uns vorliegt, ſind kleine Aenderungen vielleicht wünſchenswert. Ich habe