302 Unterſtützungskommiſſionen bekannt iſt, eine gantze Reihe von Frauen, die arbeitslos ſind und die ſich dringend danach ſehnen, Arbeit zu erhalten. Ich empfehle alſo nicht bloß die einſtimmige Annahme der Vorlage, ſondern ſpreche auch die Bitte an die Verwaltung aus, recht raſch ihre Ausführung in die Wege zu leiten. Stadtv. Gebert: Meine Herren! Ueber die Not⸗ wendigkeit und Dringlichkeit dieſes Antrages will ich mich nicht auslaſſen; aber ich bin der Meinung, daß hier ein Bedenken vorliegt. Ich möchte den Magiſtrat bitten, wenn die in Betracht kommende Arbeit ver⸗ geben wird, darauf zu achten, daß nicht Lohndrückerei getrieben wird. Dabei möchte ich noch darauf aufmerk⸗ ſam machen, daß die Militärverwaltung in anerken⸗ nenswerter Weiſe ihr Augenmerk dawuf gerichtet hat, daß nicht unter den vereinbarten Tarifſätzen Arbeiten vergeben werden. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a) Von dem für die ſtädtiſchen Krantenanſtalten und das Bürgerhaus für das Rechnungsjahr 1915 erforderlichen Wäſchebedarf ſind etwa 60% bereits jetzt zu beſchaffen. 5) Die hierzu erforderlichen Mittel im Betrage von 40 000 ℳ werden vorſchußweiſe bewilligt. Die Deckung des Vorſchuſſes erfolgt durch den Etat für 1915.) Vorſteher Dr Frentzel: Punkt 4 der Tagesord⸗ nung: Vorlage betr. Beihilfe für Elſaß⸗Lothringen. — Druckſache 236. (Die Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Als Beitrag für den Hilfsfonds für Elſaß⸗ Lothringen werden 10 000 ℳ aus dem Dispo⸗ ſitionsfonds bewilligt.) Meine Herren! Ehe wir zu Punkt 5 übergehen, möchte ich Ihnen von einem Antrage Kenntnis geben, der nach meiner Meinung als ſelbſtändiger Antrag zu behandeln iſt, aber etwas mit der Angelegenheit unter Punkt 5 zu tun hat. Der Antrag lautet folgender⸗ maßen: Die Verſammlung erſucht den Magiſtrat, bei der Königlichen Staatsregierung vorſtellig zu werden, daß dieſe der Stadtgemeinde eine ausreichende Staatsbeihilfe gewährt für die Laſten, welche der Stadt aus den von ihr in⸗ folge des Kriegszuſtandes getroffenen Maßnah⸗ men erwachſen, daß ſie ihr im beſondern die Mittel an die Hand gibt, die dazu dienen ſollen, die Hausbeſitzer für die ihnen durch den Krieg erwachſenen Mietausfälle, ſoweit dieſe aus Klein⸗ und Mittelwohnungen, ſowie aus Läden kleiner Geſchäftsinhaber und Gewerbetreibenden ſtam⸗ men, zu entſchädigen. Unterzeichnet iſt der Antrag von den Herren Dr Byk, Wenzke, Neumann, Dr Liepmann, Rieſen⸗ berg und Dr Stadthagen. — Nach der von mir vor⸗ hin geäußerten Auffaſſung werde ich dieſen Antrag als einen beſonderen Antrag behandeln und ihn auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſetzen. Ich wollte 105 nur davon jetzt bei dieſem Punkte Kenntnis geben. Außerordentliche Sitzung vom 4. November 1914 Wir gehen nunmehr über zu Punkt 5 der Tages⸗ ordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Grün⸗ dung einer Mietdarlehnskaſſe. Druckſachen 228, 237 Berichterſtatter Stadtv. Meyer: Meine Herren! Die Vorlage, die Sie dem Ausſchuſſe zur Beratung überwieſen haben, ſetzte ſich aus zwei innerlich zuſam⸗ menhängenden Teilen zuſammen; ſie bezweckte nämlich einmal eine Kreditorganiſation zugunſten des Haus⸗ beſitzes und zweitens die Einrichtung eines Mieteini⸗ gungsamtes zur Erledigung von Streitigkeiten zwiſchen Hausbeſitzern und Mietern und zur Ermöglichung einer Fortſetzung des Mietverhältniſſes in einer den beider⸗ ſeitigen Intereſſen entgegenkommenden Weiſe. Der erſte Teil, den ich wohl als das Hauptſtück der Vorlage betrachten darf, ſollte den Hausbeſitzern Darlehen ver⸗ ſchaffen gegen Verpfändung der Mieten, deren Zahlung infolge des Krieges unterbleibt. Zur Gewährung dieſer Darlehen war eine Mietdarlehnskaſſe in Form einer Akriengeſellſchaft geplant mit einem Kapital von 500 000 ℳ, von dem 200 000 ℳ von der Stadtgemeinde und der Sparkaſſe eingezahlt werden ſollten, während 300 000 ℳ von den Beteiligten auf⸗ zubringen geweſen wären; die Stadtgemeinde ſollte ferner durch Garantie in Höhe von 500 000 % die Möglichkeit bieten, daß von der Reichsbank der Aktien⸗ geſellſchaft ein Kredit in Höhe des Vierfachen des Aktienkapitals zuzüglich der Garantie gegeben würde. Ich darf Sie daran erinnern, daß dieſer Plan in der vorigen Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung, ungeachtet gewiſſer Bedenken, die im einzelnen auf⸗ tauchten, doch bei allen Fraktionsrednern eine grund⸗ ſätzlich wohlwollende Aufnahme gefunden hatte. Dem entſprach zunächſt der Gang der Beratung im Ausſchuſſe. Wohl wurden auch in der Kommiſſion Bedenken geltend gemacht; aber angeſichts der entgegen⸗ kommenden Haltung des Magiſtrats beſtand die beſte Ausſicht, darüber im großen und ganzen hinwegzu⸗ kommen. Es wurde deshalb nach Schluß der General⸗ debatte in der erſten Sitzung des Ausſchuſſes einſtimmig beſchloſſen, in die Spezialberatung der Vorlage einzu⸗ treten. Schon in der vorigen Leſung im Plenum iſt je⸗ Ddoch von den verſchiedenen Rednern darauf hinge⸗ wieſen worden, daß eine weſentliche Vorausſetzung des Gelingens unſeres Planes die Mitwirkung der Haus⸗ beſitzer ſelbſt wäre, und daß es erforderlich wäre, die Beteiligung der an der Aktiengeſellſchaft intereſſierton Kreiſe bei deren Gründung zu ſichern. Nach der erſten Kommiſſionsſitzung haben demgemäß Beratungen ſtatt⸗ gefunden und hierbei hat ſich herausgeſtellt, daß dieſe Vorausſetzung wenigſtens zurzeit nicht gegeben ſein Dürfte. Die Geſellſchaften, auf die wir in erſter Reihe unſere Hoffnung geſetzt hatten, haben ſich teilweiſe aus⸗ geſprochen ablehnend, teilweiſe doch nicht beſtimmt zu⸗ ſtimmend gegenüber einer Beteiligung an der Aktien⸗ geſellſchaft verhalten, die Charlottenburger Grundbe⸗ ſitzervereine haben nicht nur eine Beteiligung abge⸗ lehnt, ſondern darüber hinaus zum Ausdruck gebracht, daß die Kreditorganiſation, wie ſie von uns beabſich⸗ tigt iſt, von ihnen als zweckmäßig nicht erachtet werde und daß keine Ausſicht beſtehe, daß der Charlottenbur⸗ ger Grundbeſitz ſie in Anſpruch nehmen werde. Dieſe Vereinigungen, oder vielmehr ihre legitimierten Ver⸗ treter, ſind ſogar ſo weit gegangen, daß ſie erklärt haben, der Charlottenburger Grundbeſitz würde auch dann an einer Mietdarlehnskaſſe kein Intereſſe haben, wenn auf eine kapitaliſtiſche Beteiligung des Grund⸗