308 Lediglich um die Frage handelt es ſich im weſentlichen, wie weit man in dieſer Hilfe gehen ſoll. Ich ſehe die Differenz zwiſchen dem Haber⸗ landſchen Projekt, um es ſo zu nennen, und der Magiſtratsvorlage — von grundſätzlichen Erwägun⸗ gen abgeſehen, die auf ganz anderm Gebiete liegen — doch in der Hauptſache nur darin, was die Kom⸗ mune und eventuell der Staat für ein Riſiko über⸗ nehmen ſollen. (Stadtv. Dr Crüger: Das iſt die Hauptſache!) — Gewiß, ich ſage ja, das iſt die Hauptſache. In unſerm Falle übernimmt die Stadt nur ein ge⸗ ringes Riſiko, im Falle der Haberlandſchen Kaſſe übernimmt ſie und auch der Staat ein ſehr hohes Riſiko. Das iſt alſo eine graduelle Verſchieden⸗ heit, abgeſehen von anderen weſentlichen grundſätz⸗ lichen Verſchiedenheiten, auf die wir hier nicht ein⸗ zugehen brauchen. Inſofern kommt es jetzt darauf an, da das Haberland⸗ ſche Projekt von unſerm Ausſchuß nicht in den Kreis der Beratung ge⸗ zogen iſt und auch vom Magiſtrat nicht in den Kreis der Erörterung ge⸗ zogen werden wird, wie ich glaube, daß ſich der Hausbeſitz in den nächſten Wochen darüber ſchlüſſig macht, ob er ſtatt auf Grund des Haberlandſchen Projekts erwa auf Grund einer an⸗ dern Form eine Kreditgewährung von der Stadt zu haben wünſcht. (Stadtv. Dr Crüger: Ganz falſche Frageſtellung!) Das iſt, glaube ich, dasjenige, was in Betracht kommt. Bürgermeiſter Dr. Maier: Meine Herren! Ich bedaure, daß der Herr Stadtv. Dr. Stadthagen unſere Maßnahmen in Parallele ſtellt mit den Haber⸗ landſchen Vorſchlägen. Die beiden haben mitein⸗ ander abſolut nichts zu tun. (Sehr richtig!) Haberland wünſcht direkte Zuſchüſſe an den Haus⸗ beſitz. Zuſchußleiſtungen enthalten kein Riſiko, ſondern ein Opfer, das man als ſolches von vorn⸗ herein übernehmen will. Unſere Aktion dagegen betrifft eine Darlehnsform, die wie jede Darlehns⸗ gewährung gewiſſe Riſiken der Rückzahlung in ſich trägt, weil man den Darlehnsſchuldner nicht ſo genau kennen und die Unterlagen nicht ſo genau beurteilen kann, um von vornherein zu ſagen, ob er das Darlehen zurückzahlen wird. Wenn auch ſolche Riſiken vorhanden ſind, ſo ſetzt doch die von uns vorgeſchlagene Hilfe voraus, daß die vorgeſtreck⸗ ten Gelder regelmäßig zurückgezahlt werden und zurückgezahlt werden müſſen. Ich möchte das ganz ausdrücklich feſtſtellen, damit nicht mit dem von Herrn Dr Stadthagen geäußerten Gedankengange eine Ueberleitung zu der Aktion Haberland ver⸗ ſucht wird, gegen die ich mich auch namens des Magiſtrats ganz prinzipiell wenden muß. Stadtv. Neumann: Meine Herren! Es ſcheint doch ſo, als ob die Diskuſſion nicht ſo ganz unfruchtbar war. (Zurufe bei den Liberalen: Doch! doch!) Außerordentliche Sitzung vom 4. November 1914 — Mir will ſcheinen, ſie war nicht ganz unfruchtbar. Denn wenn auch die Erklärung, die die drei Vertreter des Magiſtrats abgegeben haben, ganz eindeutig war und wenn auch das Protokoll ebenſolche Eindeutigkeit ergab, ſo hat ſich trotzdem gezeigt, daß die Meinungs⸗ verſchiedenheit, von der der Herr Bürgermeiſter ſagte, daß ſie in dieſem Falle vollkommen ausgeſchloſſen wäre, doch „ein klein wenig“ nicht ausgeſchloſſen war. Herr Kollege Panſchow war doch nicht vollkommen der gleichen Anſicht; er ſcheint es in irgendeiner Form anders aufgefaßt zu haben. Es iſt natürlich ſchwierig, ein abſchließendes Urteil abzugeben, wenn man der Verhandlung nicht beigewohnt hat. Das iſt ja klar, daß das Projekt des Herrn Haberland ganz etwas anderes darſtellt als ein Kreditinſtitut, in welcher Form es ſich auch immer präſentiere. Ich gehe auf das Haberlandſche Projekt, von dem Herr Kollege Crüger gewiſſe dunkle Andeutungen gemacht hat, gar nicht ein, denn es intereſſiert mich zurzeit nicht. (Rufe bei den Liberalen: Schluß!) — Ich habe mehreren Ihrer Redner in Ruhe zuge⸗ hört, jetzt müſſen Sie mich auch ſchon ausreden laſſen. Ich wünſche nur etwas über dieſes Kreditinſtitut zu ſagen. Dieſes Kreditinſtitut wird ſehr günſtig ſein und kann von den Hausbeſitzern günſtig aufgenommen wer⸗ den, wenn Sie es ſo einrichten, daß es ein praktiſches Kreditinſtitut wird. Wenn Sie es aber ſo einrichten, daß man Kredit nur gegen Hypothekenzeſſton geben kann, ſo iſt das kein praktiſches Inſtitut. Mo⸗ deln Sie es um, — dann werden die Intereſſenten von ſelbſt zu Ihnen kommen! Stadtv. Panſchow: Meine Herren! Der Herr Bürgermeiſter hat vorhin eine Bemerkung angeführt, wonach einer der Hausbeſitzer — ich glaube, es war Herr Gretſch — ſich geäußert habe, die Sache wäre gerade ſo, als wenn man einem Kinde ein Meſſer in die Hand gäbe; es würde ſich damit zweifellos den Hals abſchneiden. — Ja, Herr Gretſch hat ſich ſo draſtiſch ausgedrückt; ſeine Aeußerung lautete aber dem Sinne nach folgendermaßen: wenn man auf Grund dieſer Mietbeleihungsdarlehnskaſſe dem Hausbeſitzer Gelb gibt, ſo kann es dem Leichtſinnigen ebenſo ergehen wie dem Kinde, dem man ein ſcharfes Meſſer in die Hand gibt, es wird ſich damit verletzen. Das iſt der Sinn der Worte des Herrn Gretſch geweſen. Wenn nun von dem Protokoll die Rede iſt, — meine Herren, ich glaube nicht, daß ich das Protokoll, das hier verleſen worden iſt, an dem Tage unter⸗ ſchrieben hätte. Der Herr Bürgermeiſter hat nach ſeiner Auffaſſung das ganz richtig ſo gemeint, wie er zuletzt die Erklärung abgegeben hat. Aber dem Sinne nach iſt das nicht ſo; dem Sinne nach hat keiner der Hausbeſitzer grundſätzlich erklärt: wir lehnen jede Kre⸗ ditgewährung ab. Und das iſt das Prinzipielle. (Unruhe.) Jede Kreditgewährung iſt nicht abgelehnt worden. Ich für meine Perſon hätte mich ſicher dagegen gewehrt, trotzdem ich in dieſer Verſammlung nicht das Wort ergriffen habe. Es iſt abgelehnt worden, auf Grund dieſer Kreditgewährung weiter zu verhandeln. (Zurufe bei den Liberalen.) — Ja, dieſelbe Kreditgewährung, die die Darlehns⸗ kaſſe heute bietet. (Rufe: Schluß!)