318 Sitzung vom 25. Städten und ſelbſt auch in Charlottenburg Schwie⸗ rigkeiten entſtehen können. Die Herbeiſchaffung von Petroleum iſt nicht ſo einfach wie in Friedenszeiten; ſie iſt in gewiſſer Weiſe auch dadurch beſchränkt, daß der Heeresverbrauch für beſtimmte Zwecke größer iſt als ſonſt. Wir müſſen danach trachten, uns gerade in Kriegszeiten, wo die Beſchaffung des Petroleums ganz beſonders eingeſchränkt iſt, von der Zufuhr dieſes Beleuchtungsſtoffes möglichſt unabhängig zu machen. Die Erkenntnis deſſen, daß die Gas⸗ beleuchtung und ſogar auch teilweiſe die elektriſche Beleuchtung der Beleuchtung durch Petroleum an Billigkeit überlegen iſt, iſt leider noch nicht in ge⸗ nügend weite Kreiſe gedrungen. Trotz aller Be⸗ mühungen unſerer ſtädtiſchen Verwaltung, dieſe Er⸗ kenntnis in die weiteſten Kreiſe der Bürgerſchaft zu tragen, iſt das nicht in dem erwünſchten Maße er⸗ folgt. Nun iſt ein beſonderer Grund, der mich be⸗ wogen hat, den Antrag zu ſtellen, und der wohl auch die Vertreter der verſchiedenen Fraktionen veranlaßt hat, dem Antrag zuzuſtimmen, der geweſen, auf die⸗ ſem Wege auch der Arbeitsloſigkeit zu ſteuern. Die Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit iſt ja in dieſer ernſten Zeit eine unſerer Hauptaufgaben; Arbeit zu ſchaffen iſt noch wichtiger als die Unterſtützung von Arbeitsloſen. Das iſt jetzt allgemein von Stadtver⸗ ordnetenverſammlung und Magiſtrat anerkannt. Durch die Anlage neuer Gas⸗ und elektriſcher Lei⸗ tungen wird es nun ermöglicht, nach vier Richtungen hin eine ſtärkere Arbeitsgelegenheit zu ſchaffen Es kommt zunächſt die Legung der Leitungen in den Straßen in Betracht, das Weitere iſt die Fortſetzung der Leitungen von den Straßen in die Gebäude, drittens handelt es ſich um die Legung der Leitungen von den (Gebäudehauptſtationen in die einzelnen Wohnungen und viertens um die Beſchaffung der Beleuchtungskörper und die Benutzung des Gaſes oder der Elektrizität als Kraftquelle. Was die elektriſchen Anlagen betrifft, ſo muß von vornherein zugegeben werden, daß es in der heutigen Zeit vielleicht ſchwer iſt, ohne weiteres Neu⸗ anlagen in unſeren Straßen zu ſchaffen, und zwar aus Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Ich will nur darauf hinweiſen, daß wir jetzt nicht unſere Straßen in großem Umfange aufbuddeln wollen; denn die elektriſchen Kabel ſind ja in manchen Stadtteilen noch nicht allzu zahlreich verlegt. Anders ſteht es bei dem Gasverbrauch. Gasröhren haben wir faſt überall in den Straßen, ſo daß es ſich viel mehr darum handelt, das Gas in die Häuſer zu leiten. Wir haben es auch wohl in dem größten Teil der Häuſer; aber es gibt immerhin eine Anzahl alter Gebäude, in denen noch keine Leitungen vorhan⸗ den ſind. Es gibt andererſeits auch Straßenzüge, in denen elektriſche Kabel liegen, wo auch zwiſchen⸗ durch einzelne Häuſer mit elektriſchen Leitungen ver⸗ ſehen ſind, andere ſich aber das Licht noch nicht ange⸗ ſchafft haben. Nun glaube ich, daß der Magiſtrat durch ein gewiſſes Entgegenkommen bei der Verlegung dieſer Leitungen die betreffenden Hausbeſitzer veranlaſſen kann, in weiterem Umfange als bisher Anträge auf Neuanlagen zu ſtellen. Ferner wird der Magiſtrat ja in der Lage ſein — er hat es teilweiſe auch ſchon getan —, in den Häuſern, in denen die elektriſche Leitung bereits vorhanden iſt, diejenigen Mieter, die noch keinen Anſchluß haben, zu veranlaſſen, elek⸗ triſchen Anſchluß, und dort, wo ſich eine Gasleitung November 1914 befindet, Gasanſchluß nachzuſuchen. Nach der Rich⸗ tung hin würde unſere Verwaltung, wie ich glaube, vorzugehen haben. Der Magiſtrat hat in dankenswerter Weiſe nach der Stellung des Antrages vor drei Wochen, nach⸗ dem er ſchon vorher, ſoweit mir bekannt geworden iſt, vorbereitende Verhandlungen geführt hat, in einer Sitzung beſchloſſen, daß in Charlottenburg in umfangreicher Weiſe eine Verbilligung der Gasbe⸗ leuchtung durch geeignete Maßnahmen, die der Be⸗ völkerung durch Anſchlag und durch Zeitungsver⸗ merke bekanntgegeben worden ſind, herbeigeführt wer⸗ den ſoll. Ich brauche da auf die Einzelheiten nicht einzugehen; wir werden ja alle dieſe Hinweiſe des Magiſtrats geleſen haben. Ich und, wie ich glaube, auch die ſämtlichen Antragſteller freuen ſich dar⸗ über ſehr, daß der Magiſtrat bereits zur Zeit der Stellung des Antrages die Frage ernſtlich behandelt und auch bereits in der Zwiſchenzeit endgültige Be⸗ ſchlüſſe gefaßt hat. Wir hoffen, daß ſich die Bevölke⸗ vung, ſowohl die Wirte wie die Mieter, die Sache ſehr reiflich, aber nicht zu lange überlegen und ſchleu⸗ nigſt von den Vorteilen Gebrauch machen wird, die die Stadt hier jetzt bietet. Daß dadurch die Abſichten des Antrages in gan⸗ zem Umfange verwirklicht ſind, kann ich allerdings für meine Perſon noch nicht zugeben. Ich glaube, daß nach den bereits von mir angedeuteten Rich⸗ tungen vielleicht noch weitergehende Beſchlüſſe gefaßt werden könnten; ich weiß auch nicht, inwieweit etwa noch weitergehende Beſchlüſſe im Gange ſind. Ich möchte alſo meine weiteren Ausführungen und meine Stellungnahme zu dem Antrag von den Er⸗ klärungen des Magiſtrats in der Sache abhängig machen. Stadtrat Caſſirer: Meine Herren! Der Herr An⸗ tragſteller hat Ihnen bereits geſagt, daß die Wünſche, die ſein Antrag enthält, im weſentlichen ſchon Erfül⸗ lung gefunden haben. Es wäre nicht möglich geweſen, in dieſer verhältnismäßig kurzen Zeit dieſe Vorarbei⸗ ten auszuführen, wenn uns nicht ſchon vor dem Ein⸗ gang des Antrages Stadthagen und Genoſſen die An⸗ gelegenheit beſchäftigt hätte. (Sehr richtig!) Auf Anregung des Herrn Bürgermeiſters Dr Maier iſt die Deputation für die Gaswerke beauftragt wor⸗ den, angeſichts der Erſchwerniſſe auf dem PNetroleum⸗ markte ſofort Erwägungen darüber anzuſtellen, in welcher Weiſe etwaigen Schwierigkeiten, die bei der Verſorgung mit Licht auftreten, begegnet werden könnte. Die Deputation iſt bei ihren Arbeiten von einem anderen Geſichtspunkt ausgegangen als dem⸗ jenigen, den Herr Stadtv. Stadthagen hier hervor⸗ hob. Herr Stadthagen hat ſeinen Antrag auch mit der Arbeitsloſigkeit begründet. Von dieſem Gefichts⸗ punkte aus hätten wir dem Antrage nicht ſtattzugeben brauchen. Es beſteht nämlich bei den Arbeitern, die hier in Frage kommen, ſowohl bei den Gasrohrlegern als auch den Elektrizitätsarbeitern, keine Arbeitsloſig⸗ keit; im Gegenteil, es iſt ein Mangel an ſolchen Arbeitskräften vorhanden. Alſo nach dieſer Richtung hin hätten wir nicht nötig, einzugreifen. Aber, wie geſagt, es lagen andere Verhältniſſe vor, die die Depu⸗ tation veranlaßt haben, der Frage ernſtlich näherzu⸗ treten. Da haben wir uns zunächſt die Frage vorgelegt: beſteht denn in Charlottenburg überall da, wo jetzt ein