Sitzung vom 25. Bedürfnis vorhanden iſt, von der Beleuchtung mit Petroleum zu einer anderen Beleuchtung überzugehen, die Möglichkeit hierzu? Und dieſe Frage wurde ver⸗ neint. Auch hierüber beſaßen wir ſchon ein ganz ein⸗ gehendes ſtatiſtiſches Material. Wir hatten ſchon vor Jahresfriſt nach dieſer Richtung hin eine Umfrage er⸗ gehen laſſen, — damals allerdings aus anderen Er⸗ wägungen. Damals beobachteten wir, daß der Gas⸗ konſum merklich zurückging; die Elektrizität fing an, der Gasanſtalt Konkurrenz zu machen, und zwar nicht dadurch, daß die Anzahl der Konſumenten zurückging, ſondern dadurch, daß die Verbrauchsmengen der ein⸗ zelnen Konſumenten abnahmen. Mit anderen Worten: wir verloren die großen Abnehmer und bekamen kleine Verbraucher. Da ſagten wir uns: dieſem Umſtande müſſen wir nachgehen, wir müſſen ſehen, die Zahl der kleinen Abnehmer noch mehr an uns heranzuziehen. Wir haben bei unſeren Ermittlungen feſtgeſtellt, daß eine große Anzahl von Häuſern in Charlottenburg noch ohne Gasleitungen iſt. Es handelt ſich um etwa 10 000 Wohnungen, die in unſerem Stadtgebiete noch keine Gasbeleuchtung haben können, weil die Gas⸗ leitungen teils in den Räumen, teils in den Zuleitungen fehlen. Wir haben vor Jahresfriſt in einer Umfrage an ſämtliche Hausbeſitzer Charlottenburgs auf dieſen Mangel hingewieſen, hatten aber mit unſerer An⸗ regung nur ſehr geringen Erfolg: auf 5500 An⸗ fragen haben wir nur 80 Antworten bekommen! Meine Herren, wenn wir heute aber auf die An⸗ gelegenheit wieder zurückkommen, ſo verſprechen wir uns einen beſſeren Erfolg davon, weil heute bei der Not, die durch den Mangel an Petroleum eingetreten iſt, die Mieter auf die Hausbeſitzer einen Druck aus⸗ üben und ſie veranlaſſen werden, für die Möglichkeit, Gas zu brennen, zu ſorgen. Und ſo haben wir uns er⸗ neut, wie Sie aus den Bekanntmachungen erſehen, an die Hausbeſitzer gewandt. Wir haben Bekanntmachun⸗ gen durch Anſchlagſäulen ergehen laſſen, wir haben uns an ſämtliche Sauabeſtber und ſelbſtändige Woh⸗ nungsinhaber durch Rundſchreiben gewandt, und der Erfolg iſt auch der, daß bereits eine große Anzahl von Anmeldungen für Neueinrichtungen an uns ge⸗ langt iſt. 1 2 Nun haben wir uns aber andererſeits geſagt, daß heute die wirtſchaftliche Lage derart ſchwierig iſt, daß viele Hausbeſitzer — es iſt ja bei anderer Gelegenheit heute auch ſchon dieſe Frage berührt worden — tat⸗ ſächlich nicht imſtande ſind, bare Auslagen zu machen. Deshalb wollen wir trotz der Ermäßigung der Koſten um 33½% für das Einlegen der Rohre für die Zu⸗, Grund⸗ und Steigeleitungen eine Friſt für die Be⸗ zahlung dieſer Koſten von zwei Jahren gewähren, und wir wollen weiter geſtatten, daß mit der Rückzahlung dieſer Koſten erſt 6 Monate nach beendetem Kriege begonnen werden kann. Meine Herren, das iſt ein weitgehendes Entgegenkommen, das meines Erachtens jedem Hausbeſitzer, der das Bedürfnis anerkennt, in ſeinem Hauſe Gas zu brennen, ermöglicht, Anträge bei uns zu ſtellen, die auch ſo ſchnell wie möglich er⸗ füllt werden ſollen. Nachdem alſo die Möglichkeit geſchaffen iſt, Gas zu brennen, haben wir uns die Frage vorlegt: ſoll etwa, der Anregung des Antrages entſprechend deutlich iſt es ja nicht ausgeſprochen, aber man kann es aus dem Antrage herausleſen — bei dieſer Ge⸗ legenheit eine Reviſion unſeres geſamten Gastarifes vorgenommen werden? Dieſe Frage hat die Depu⸗ tation verneint, und wir ſind ihr nach dieſer Rich⸗ tung hin gefolgt. Meine Herren, es wäre bedenklich, heute an der Tariffrage zu rütteln. Eine Preisreduk⸗ November 1914 319 tion auch nur um 1 „ pro ehm bedeutet einen Ausfall von 600 000 ℳ, ein Ausfall, den wir unter den heutigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen abſolut nicht tragen können. Die Herſtellungskoſten für Gas werden in den nächſten Jahren weſentlich höher ſein als bisher. Ein Bezug engliſcher Kohle wird ſicher⸗ lich auf Jahre hinaus nicht ſtattfinden. Wir werden auf heimiſche Kohle angewieſen ſein. Dieſe ſtellt ſich erheblich teurer als engliſche Kohle. Aus dieſem Grunde kann von einer allgemeinen Reviſion unſerer Tarife keine Rede ſein, um ſo mehr, als allgemeine Vergünſtigungen Kreiſen zuteil werden würden, die Anſprüche auf Preisherabſetzung nicht erhoben haben und auch nicht erheben dürfen. Wir haben uns alſo geſagt: wenn Vergünſtigun⸗ gen eintreten ſollen, ſo ſollen ſie gerade den Verbrau⸗ chern zugute kommen, die bis heute Petroleum ver⸗ brannt haben und von dieſer Beleuchtungsart zur Gasbeleuchtung übergehen wollen. Der Herr Antrag⸗ ſteller hat ſelbſt mit Recht darauf hingewieſen, daß Petroleum ein erheblich teureres Brennmaterial iſt als Gas und Elektrizität. Aber in gewiſſen Kreiſen iſt die Petroleumlampe nach wie vor das beliebte Be⸗ leuchtungsmittel. Ein beſonderer Hinweis iſt aber gerade jetzt am Platze dahingehend, daß Gas erheb⸗ lich billiger — es iſt vielleicht viermal billiger — als Petroleum iſt. Wir haben uns alſo geſagt: wenn Vergünſtigungen eintreten ſollen, ſo ſollen ſie im weſentlichen den Kleinverbrauchern durch Automaten⸗ bezug zugute kommen; es ſoll überall dort, wo jetzt Neuinſtallationen für Gas eingerichtet werden ſollen, in erſter Linie auf Automaten hingewieſen werden. Meine Herren, wir haben bisher Automaten abgegeben, die für 10 5§ 625 Liter Gas lieferten, und wir haben dabei eine Anzahl Beleuchtungsgegen⸗ ſtände und einen Kocher zur Verfügung geſtellt; fer⸗ ner ſind bei uns Automaten im Betrieb, die für 10 § 680 Liter Gas abgeben. Bei letzteren wurden Baleuchtungsgegenſtände nicht zur Verfügung geſtellt. Wir haben nun auf Anregung der Deputation be⸗ ſchloſſen, bei den 625er Automaten unſeren Gasab⸗ nehmern eine größere Bewegungsfreiheit zu gewähr⸗ leiſten. Nicht nach einer beſtimmten Schablone ſoll die Abgabe von Beleuchtungskörpern erfolgen, ſondern dem Bedürfnis entſprechend. Wir wollen auch weiter⸗ hin die Beleuchtungskörper nicht, wie es bisher ge⸗ weſen iſt, nur in der Kerzenſtärke von etwa 80 Ker⸗ zen abgeben, ſondern wollen auch ſolche mit 40 und 20 Kerzen Leuchtkraft liefern, und zwar gerade des⸗ halb, weil hierdurch Gaserſparniſſe für die Verbraucher entſtehen und weil wir dadurch der Petroleumlampe, die ja nur 15 bis 20 Kerzen hat, am beſten Abbruch tun können. 2 Auf dieſe Weiſe, meine Herren, gewähren wir ſowohl dem Hausbeſitzer als auch dem Konſumenten Vorteile. Der Gasabnehmer braucht Beleuchtungs⸗ gegenſtände ſich nicht käuflich zu beſchaffen, ſie werden ihm vielmehr mit dem 625er Automaten zur Ver⸗ fügung geſtellt. Denjenigen aber, die 680er Auto⸗ maten haben und ihre eigenen Beleuchtungskörper ver⸗ wenden wollen, ſtellen wir Beleuchtungskörper gegen eine außerordentlich geringe Gebühr zur Verfügung. Dieſe Gebühr für den kompletten Apparat beträgt 30 I pro Vierteljahr. Hat der Konſument den Appa⸗ rat ein Jahr hindurch benutzt und 1,20 ℳ Miete be⸗ zahlt, dann geht der Apparat unentgeltlich in ſeinen Beſitz über. Meine Herren, das iſt das größte und weit⸗ gehendſte Entgegenkommen, das man ſich denken kann und wenn von dieſen Vergünſtigungen Gebrauch ge⸗