Sitzung vom 25. ſtützungskommiſſionen arbeiten, durch diei⸗ Angabe ſchwer gekränkt ſühlen und vielleicht eine weitere Mit⸗ arbeit ablehnen. Ich erſuche Sie alſo demgemäß, dieſe bisher anonyme Angabe deutlich zu vervoll⸗ ſtändigen und ſie zu einer ſolchen zu machen, der man nachgehen, die man prüfen kann. (Bravo!) Stadtv. Hirſch: Meine Herren! Es iſt ſelbſt⸗ verſtänd ich, daß ich auf den Zwiſchenfall, den der Herr Vorſteher eben erwähnt hat, mit keinem Worte eingehe. Wir werden abwarten, ob Herr Kollege Byt imſtande iſt, ſeine Angaben zu beweiſen, und werden dann die erforderlichen Maßnahmen er⸗ greifen. Auch zu dem vorliegenden Antrage kann ich mich ſehr kurz faſſen; denn es iſt ja nicht das erſte Mal, daß wir uns mit dieſem Thema beſchäftigt haben, und wie ich Herrn Kollegen Byk und die ihm nahe⸗ ſtehenden Kreiſe kenne, werden ſie vorausſichtlich noch öfter im Laufe der Zeit Gelegenheit nehmen, dasſelbe Thema anzuſchneiden. Aufgefallen iſt mir — und das iſt charakteriſtiſch für die Anſchauungen der Antragſteller —, daß Herr Kollege Byk in ſeinen Ausführungen kaum mit einem Wort auf den erſten Teil des Antrags eingegangen iſt. (Sehr richtig! bei den Liberalen und Sozialdemo⸗ kraten) der eine ausreichende Staatsbeihilfe für die Ge⸗ meinden im allgemeinen wünſcht, ſondern daß er ſich faſt nur darauf beſchränkt hat, ein Klagelied über die Not des Hausbefitzerſtandes zu ſingen und eine durchgreifende Hilfe für die Hausbeſitzer zu ver⸗ langen. Meine Freunde lehnen den Antrag in ſeinen beiden Teilen ab. Den erſten Teil deswegen, weil wir zwar auf dem Standpunkt ſtehen, daß es Pflicht des Reiches und des Staates iſt, den Gemeinden zu helfen, aber nur den leiſtungsſchwachen Gemeinden, und, meine Herren, Sie werden mir nicht weis⸗ machen wollen, daß Charlottenburg zu den leiſtungs⸗ ſchwachen Gemeinden des preußiſchen Staates gehört! Den zweiten Teil lehnen wir deswegen ab, weil wir keinen Anlaß ſehen, den Hausbeſitzern noch eine größere Hilfe zuteil werden zu laſſen, als es ohnehin in Charlottenburg ſchon geſchieht. Herr Kollege Byk hat über die Not des Grundbeſitzes geklagt. Ja, darüber ſind wir uns alle einig, daß der Grundbeſitz ſich augenblicklich in einer Notlage befindet. Aber den Beweis dafür, daß die Notlage größer iſt als die Notlage des größten Teils der kleinen Gewerbe⸗ treibenden und des größten Teiles der Bevölkerung überhaupt, iſt er ſchuldig geblieben. Jeder hat im Kriege Opfer zu bringen. Ich muß ſagen, mich überſchleicht ein eigenartiges Empfinden, wenn ich daran denke, daß in demſelben Augenblick, wo unſere Brüder vor dem Feinde ſtehen, wo ſie ihr Leben aufs Spiel ſetzen und, wenn ſie zurückkehren, dem Nichts gegenüberſtehen — daß in demſelben Augen⸗ blick eine Klaſſe von Intereſſenten nichts Beſſeres zu tun hat, als immer und immer wieder Klage⸗ lieder über ihre Notlage anzuſtimmen und Hilfe vom Staate zu fordern. Sehr richtig! bei den Liberalen und Sozial⸗ demokraten.) November 1914 323 Das iſt charakteriſtiſch für die Anſchauungen, von denen Sie ſich leiten laſſen. Dieſelben Herren, die ſich ſonſt bei jeder Gelegenheit ſtolz als Stützen von Thron und Altar aufſpielen, zeigen hier, was in Wirklichkeit von ihrer nationalen Geſinnung zu hal⸗ ten iſt. (Lachen und Unruhef bei der Vereinigten Alten Fraktion.— Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) — Jawohl, meine Herren, bei Ihnen fängt die na⸗ tionale Geſinnung mit dem Geldbeutel an und hört da auf, wo Sie keine Vorteile mehr haben. (Unruhe bei der Vereinigten Alten Fraktion.) Das hat Herr Kollege Byk durch ſeine Ausführungen klar bewieſen, das haben alle Herren bewieſen, die in der vorangegangenen Sitzung verlangt haben, daß der Säckel der Stadt und jetzt ſogar der des Reiches den Hausbeſitzern zur Verfügung geſtellt werden ſoll. Herr Kollege Byk rechnet ja ſchon damit, daß 200 Millionen aus der neuen 5⸗Milliarden⸗Anleihe den Hausbeſitzern gegeben werden. Ich verzichte darauf, die vielen mißverſtandenen Aeußerungen, die Herr Kollege Byk aus allen mög⸗ lichen Schriften und Vorträgen zitiert hat, richtig zu ſtellen. Wenn man von Aeußerungen ſozial⸗ demokratiſcher Vertreter bis zu Auslaſſungen in der „Deutſchen Tageszeitung“ alles mögliche durchein⸗ ander wirft, dann muß naturgemäß der größte Wirr⸗ warr entſtehen. Ich will nur betonen: was er über eine Aeußerung von mir im Abgeordnetenhauſe ge⸗ ſagt hat, ſtimmt abſolut nicht. Ich habe im Ab⸗ geordnetenhauſe verlangt, daß die Löhne für Not⸗ ſtandsarbeiten nicht unter die Tariflöhne herunter⸗ gehen ſollen, damit die Lebenshaltung der Arbeiter⸗ klaſſe nicht geſenkt werde. Das iſt doch etwas we⸗ ſentlich anderes, als wenn die Hausbeſitzer verlangen, daß ihnen durchgreifende Hilfe zuteil werde für die Opfer, die ſie aus Anlaß des Krieges zu bringen haben. (Stadtv. Dr Stadthagen: Wo beibt denn da das Opfer, wenn die Lebenshaltung erhalten wird!) — Wo das Opfer bleibt, Herr Kollege Stadthagen? (Stadtv. Dr Stadthagen: Das materielle Opfer!) Daß Sie das ſagen, wundert mich, Sie ſollten doch als Vorſitzender einer Unterſtützungskommiſſion wiſſen, wie ungeheure Opfer die Bevölkerung bringt. Herr Kollege Byk hat verlangt, daß wir das⸗ ſelbe tun, was Berlin und was Schöneberg im In⸗ tereſſe der Hausbeſitzer tut. Meine Herren, wer die Beſchlüſſe der ſtädtiſchen Körperſchaften in den ein⸗ zelnen Gemeinden kennt, wird mir darin beipflichten, daß es kaum eine Gemeinde in Deutſchland, ſicher aber keine Gemeinde von Groß⸗Berlin gibt, die auch nur annähernd ſo viel für die Hausbeſitzer tut wie Charlottenburg. (Sehr richtig!) Wir haben die Darlehnskaſſe gegründet, der Magi⸗ ſtrat hat Ihnen einen Weg gezeigt in ſeiner Vorlage über die Mietdarlehnskaſſe, wie dem Hausbeſitzer⸗ ſtande geholfen werden kann. Sie wollen den Weg