Sitzung vom 25. hat mich auch veranlaßt, dieſen Antrag einzubringen, Damit von unſerm Magiſtrat aus die Staatsregie⸗ rung darum erfucht wird. Dann hat Herr Kollege Hirſch die nationale Geſinnung der Hausbeſitzer hier angezweifelt. Der Herr Vorſteher hat es bereits gerügt, ich will nicht weiter darauf eingehen. Aber der Herr Kollege Hirſch ſollte doch wiſſen, wie weh es i hm getan hat, wenn ſeine nationale Geſinnung und die ſeiner Freunde früher angezweifelt worden iſt. Da war es wirklich kein ſchönes Geſchoß, das er abgeſchoſſen hat, indem er nunmehr auch die nationale Geſinnung anderer bemängelte. Ehe ich heute nachmittag in die Sitzung ging, erhielt ich einen Brief von einem der älteſten und an⸗ geſehenſten Aerzte Charlottenburgs. Darin hat mich der Kollege aufgefordert, hier „in der Stadwerord⸗ netenverſammlung mit meinen Freunden bei meinem Antrage nicht zurückzuweichen“, und am Schluß ſagt er: „Gutta cavat lapidem“ ſteter Tropfen höhlt den Stein. Es handelt ſich um einen Arzt, der in den vorangegangenen Kriegen ſeine Haut zu Markte getragen hat, deſſen nationale Geſinnung wahrhaftig keiner, der ihn kennt, anzweifeln wird. Er fordert mich, wie geſagt, auf, mit meinen Freunden nicht zurückzuweichen. Auch in der großen Hausbeſitzerverſammlung, die jüngſt ſtattfand, wo mindeſtens 500 bis 600 Hausbeſitzer anweſend waren, ſind einſtimmig dieſe Grundſätze gutgeheißen worden. Da darf man nicht die nationale Geſinnung dieſer vielen Leute, der Hausbeſitzer, die unzählige Male als die Stützen von Staat und Kommune bezeichnet worden ſind, an⸗ zweifeln! Das war nicht recht von Ihnen, Herr Kollege! Ich habe dann einzelne Zitate angeführt, unter anderm auch, was von den Freunden des Kollegen Hirſch und von ihm ſelbſt ausgeſprochen worden iſt. Er ſagt nun, ich hätte das mißverſtanden. Ja, es war ihm unbequem, deshalb ſoll es mißverſtanden ſein. Ich habe ja wörtlich das zitiert, was geſagt worden iſt. Es waren allgemeine Bemerkungen; nur in dem Moment, wo ich es auf den Grundbeſitz übertrug, ſollten ſie nicht zu Recht beſtehen. Ich habe es nach den voraufgegangenen Preß⸗ äußerungen erwartet, daß die Sitzung dieſen Ver⸗ lauf nehmen wird. Gleichwohl habe ich mich ver⸗ anlaßt geſehen, dieſen Antrag einzubringen. Sollten Sie ihm nicht zuſtimmen, ſo iſt es mir leid; dann wird der Grundbeſitz wiſſen, wo ſeine wahren Freunde ſitzen. (In der Abſtimmung wird der Autrag der Stadtv. Dr Byk und Gen. von der Verſammlung ab⸗ gelehnt. Vorſteher Dr Frentzel: Wir kommen nunmehr zu der Anfrage der Stadtv. Ahrens und Gen. betr. Unter⸗ ſtützungen für Kriegerfamilien. (Die Anfrage lautet: Welche Maßnahmen gedenkt der Magiſtrat zu treffen, um Mißſtänden vorzubeugen, wie ſie bei der Feſtſetzung und Auszahlung der Unter⸗ ſtützungen für Kriegerfamilien in der zweiten m—0 des Monats November zutage getreten ind? November 1914 333 Frageſteller Stadtv. Klick: Meine Herren! Unſere Anfrage iſt eigentlich. durch die vorher⸗ gehende Debatte erledigt; ich kann mich deshalb auf einige kurze Bemerkungen beſchränken. Sie wiſſen ja, daß wir am 14. Oktober be⸗ ſchloſſen haben, den Familien der Kriegsteilnehmer vom 1. November ab neben den Normalſätzen eine Mietbeihilfe zu gewähren. Da die einzelnen Kom⸗ miſſionen mit der Durchführung dieſes Beſchluſſes bis zum 1. November nicht fertig wurden, ordnete der Magiſtrat an, daß die erſte Rate im November nach den alten Sätzen gezahlt werden ſollte. Es wurden alſo den Familien der Kriegsteilnehmer die alten Sätze ausgezahlt, und es konnte ihnen auch keine Miete abgezogen werden. Bei der zweiten Rate, die Mitte November gezahlt wurde, wunde ihnen die volle Miete abgezogen, und die Frauen bekamen dadurch teilweiſe ſo kleine Beträge ausge⸗ zahlt, daß die Unterſtützungen für die nächſten 14 Tage nicht für den Lebensunterhalt ausreichten. Sie beſchwerten ſich bei den Steuerzahlſtellen und bei den Kommiſſionen. Die Sache wurde durch Ver⸗ abreichung von Lebensmitteln und durch befondere Zahlungen aus dem Handfonds erledigt. Am 1. De⸗ zember dürfte alles ohne weiteres ſeinen alten Gang gehen, weil die Frauen dann in den vollen Bezug der gewährten Unterſtützung kommen. Andere Uebelſtände haben ſich bei den Steuer⸗ zahlſtellen herausgeſtellt. Bekanntlich iſt die Zah⸗ lung der Unterſtützungen auf die erſten drei Tage im Anfang und in der Mitte des Monats beſchränkt. Natürlich laufen die Frauen alle an den erſten Tagen dorthin, und es entſteht ein großer Andrang. Vielleicht wäre die Sache ſo zu ordnen, daß der Magiſtrat die Steuerzahlſtellen anweiſt, nach den Kontonummern oder nach dem Alphabet zu zahlen. (Zuruf: Das iſt ſchon geſchehen!) Das habe ich bis jetzt noch nicht gewußt. Dann dürfte ſich unſere Anfrage auch dadurch erledigen. Stadtrat Seydel: Ueber die äußere Veran⸗ laſſung zu der Unzufriedenheit zahlreicher Frauen gelegentlich der Unterſtützungszahlungen für die zweite Hälfte November hat ſich ja Herr Stadtv. Klick bereits eingehend geäußert. Ich brauche darum hierauf nicht näher einzugehen. Es iſt andererſeits bei dem Aufſehen, das die fraglichen Vorfälle in der Preſſe gemacht haben, doch immerhin von Intereſſe, wenigſtens auf die typiſchen Urſachen der Unzufrie⸗ denheit, die in den einzelnen Fällen hervorgetreten iſt, hier mit einigen Worten einzugehen, damit dar⸗ über Klarheit in der Oeffentlichkeit herrſcht. Die Unzufriedenheit richtete ſich zum Teil gegen die neuen Grundſätze überhaupt, die die ſtädti⸗ ſchen Körperſchaften aufgeſtellt haben; hierüber heute ſchon zu diskutieren, wäre müßig, weil noch keine Erfahrungen über die Zweckmäßigkeit der neuen Grundſätze vorliegen; zu m Teil iſt ſie aber durch beſondere Umſtände entſtanden, die im weſentlichen nicht in der Faſſung der neuen Grundſätze, ſondern in anderen Urſachen begründet ſind. Einmal näm⸗ lich traten Schwierigkeiten bei Familien mit vielen Kindern hervor, die bisher verhältnismäßg hohe Unterſtützungen erhalten hatten, von denen ſie billi⸗ gerweiſe einen Teil für die Zahlung der Miere hätten benutzen müſſen. Das haben zahlreiche dieſer Frauen, wie ſie auch unumwunden zugegeben haben,