Sitzung vom 16. touren uſw. Daß beſonders das Baden dem Geiſt und dem Körper außerordentlich dienlich iſt und daher Einrichtungen dazu erforderlich ſind, kann wohl nicht in Abrede geſtellt werden. Was die Inangriffnahme von Arbeiten be⸗ trifft, ſo möchte ich daran erinnern, daß der Miniſter der öffentlichen Arbeiten bei Ausbruch des Krieges einen Aufruf an die Behörden gerichtet hat, daß möglichſt viele Arbeiten in Angriff genommen werden ſollen. Auch hier vom Magiſtrat iſt öffentlich betont wor⸗ den, daß die beſte Unterſtützung der minderbemittel⸗ ten Bevölkerung die Zuweiſung von Arbeiten ſei. Ich muß ſagen, daß ich es nicht recht verſtehen kann, wie vom Magiſtrat in dieſer Beziehung vorgegangen wird, ich möchte an das Wort erinnern: Richtet euch nach meinen Taten, aber nicht nach meinen Worten. Auch die Charlottenburger „Neue Zeit“ vom 4. De⸗ zember weiſt darauf hin; ſie ſchreibt: Als der Krieg ausbrach, waren eine ganze Anzahl ſtädtiſcher Arbeiten in Angriff genom⸗ men. Es erſcheint als ganz ſelbſtverſtändlich, daß eben aus Anlaß des Krieges die Stadt⸗ verwaltung nur ſolche Arbeiten weiterführen ließ, die dringende waren, alle anderen aber vorläufig ruhen ließ. Speziell beim Bau der neuen Volksbadeanſtalt in der Krummen Straße kam es auch darauf an, daß an tech⸗ niſchen Kräften Mangel eintrat, immerhin aber wurde beſchloſſen, die ausgedehnten Erd⸗ arbeiten fertig ſtellen zu laſſen, ſchon allein aus dem Grunde, um den „ungelernten“ Ar⸗ beitern Verdienſt zu geben. Eine kurze Zeit lang iſt auch wirklich gearbeitet worden, dann hörte plötzlich alles auf, und die rieſige Bau⸗ ſtelle liegt verödet da. Sie ſchreibt weiter, daß jetzt der Bauplatz in der Krummen Straße den Kindern als Tummelplatz dient und daß es ein Wunder iſt, daß dort noch kein Unglück paſſiert ſei durch Abſtürzen der Kinder in die klaffenden Kellertiefen. — Man muß doch auch bedenken, daß wir die erheblichen Zinſen für die Grundſtücke verlieren. Wenn das Inſtitut auch kein gewinnbringendes iſt, ſo iſt es doch für die geſamte Bevölkerung ein dringendes Bedürfnis, die Arbeiten bald zu beginnen. Gleichzeitig möchte ich hervorheben, daß bei der Vergebung von Arbeiten ſehr — ich möchte den Ausdruck nicht gebrauchen: leichtſinnig verfahren wird; ich meine, leichtſinnig inſofern, als man zu wenig Rückſicht auf Charlottenburger Handwerker nimmt. Man geht in die Provinz hinein. Mir liegt hier ein Brief vor, wonach eine Firma, Wei⸗ land & Sohn, die Tiſchlerarbeiten liefert, ihren Leuten 28 und 42 5 Stundenlohn zahlt. Meine Herren, Sie haben heute ſchon den Bericht des Herrn Vaurat Winterſtein über die Löhne geſehen, die hier für Tiſchlerarbeiten gezahlt werden: 75, 80 und 85 §! Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß für 42 § die Arbeiten hier nicht ausgeführt werden können. Die Innung hat auch ſchon Verſammlungen einberufen, die ſich beſonders mit dieſem Thema zu beſchäftigen hatten. Dort hat man ſeiner Verwunderung darüber Ausdruck gegeben, und es ſind Proteſte laut ge⸗ worden, man müſſe endlich in dieſer Beziehung Re⸗ medur ſchaffen. Jetzt während der Kriegszeit iſt es wohl um ſo dringender angebracht, damit anzu⸗ fangen. Ich habe die Ehre, der Hochbaudeputation anzugehören. Ich habe mein Möglichſtes getan. Wir verfolgen gewiß keine Kirchturmspolitik; aber Dezember 1914 33¹ in der jetzigen Zeit iſt es unbedingt notwendig, daß Arbeiten, die Charlottenburg zu vergeben hat, in Charlottenburg bleiben. Wenn unſeren Beamten höhere Gehälter gezahlt werden müſſen, ſoll man auch die logiſche Konſequenz ziehen und den Ar⸗ beitern, den Handwerkern, den Gewerbetreibenden dasſelbe Recht zubilligen. Dann möchte ich noch erwähnen, daß hier mit den Arbeitern ſehr ſchlecht verfahren wird. Im Arbeitsnachweis ſoll es vorgekommen ſein, daß ſich gelernte Arbeiter nach Arbeit gemeldet und ae⸗ wünſcht haben, daß ihre Karte geſtempelt werde. Da hat man ihnen zugemutet, nach der Gasanſtalt zu gehen und Koks zu karren. Das iſt nicht jeder⸗ manns Arbeit; mancher ungelernte Arbeiter iſt nicht einmal in der Lage, dieſe aufreibende Arbeit zu ver⸗ richten. Das iſt doch eine Umgehung der Beſtim⸗ mungen. Wir haben eine Arbeitsloſenunterſtützung in ſehr beſchränktem Sinne beſchloſſen. Hier mutet man den Leuten zu, Koks zu karren. Ich werde die Namen und Wohnung der Betreffenden nennen. Wir betrachten das als eine Umgehung, daß man uch von der Arbeitsloſenunterſtützung frei machen will. Ferner möchte ich noch darauf hinweiſen, daß bei Malerarbeiten in einer Weiſe verfahren wird — (Glocke des Vorſtehers.) — Meine Herren, ich erwähne das aus folgendem Grunde: ich darf vorausſetzen, daß Sie unſerm An⸗ trage zuſtimmen, der Magiſtrat wird dann in die Materie eintreten, die Bauverwaltung wird ſich da⸗ mit beſchäftigen, die Ausſchreibungen vorzubereiten, um die Arbeiten zu vergeben. Ich möchte eben darauf hinwirken, daß für die Zukunft dieſe Dinge ausgemerzt werden, ich möchte auch bei der Ge⸗ legenheit um Ihre Zuſtimmung bitten, daß der Magiſtrat erſucht wird, bei Vergebung von Arbeiten nur tariftreue Firmen zu berückſichtigen. Vorſteher Dr. Frentzel (unterbrechend): Herr Kollege Scharnberg, ich habe Sie bisher ausſprechen laſſen, obgleich es ſehr ſchwer iſt, den Zuſammen⸗ hang der Dinge, die Sie erwähnen, mit dem An⸗ trage, den Sie und Ihre Freunde geſtellt haben, feſt⸗ zuſtellen. Ich möchte Sie aber bitten, in Ihren Ausführungen nicht zu weit zu gehen. Antragſteller Stadtv. Scharnberg: Ich möchte bloß dies noch erwähnen, das iſt wohl geſtattet: Eine hieſige Firma verlangt einen Gehilfen, ſchreibt ihm aber zu gleicher Zeit, daß er als Anſtreicher zu 63 5 die Stunde Beſchäftigung haben könne. Der tarif⸗ mäßige Lohn beträgt 68 § und für gelernte Maler 25 §. Es ſind ſtädtiſche Arbeiten, die auszuführen ſind, und auch auf ſtädtiſche Arbeiten hat der Unter⸗ nehmer alle Sorgfalt zu verwenden; er wird wohl ſchwerlich zu dem Lohn Leute finden, er wird eben gelernte Maler beſchäftigen müſſen. Alſo, meine Herren, über die Notwendigkeit der Errichtung der Badeanſtalt, darüber, daß wir ſoziale Einrichtungen treffen müſſen, insbeſondere auch auf dieſem Gebiet, brauche ich nicht mehr zu ſprechen, da wir uns ſchon ſeit 1900 damit beſchäftigt haben. Auch zu dem zweiten Punkt iſt nichts mehr zu ſagen, daß wir unbedingt für Arbeitsgelegenheit Sorge zu tragen haben. Die Mittel ſind bewilligt, und der Erweite⸗ rungsbau der Badeanſtalt iſt beſchloſſen. Ich möchte Sie bitten, unſerm Antrage zuzuſtimmen.