Sitzung vom 16. wären unter der Vorausſetzung, daß beſchäftigungs⸗ loſe Arbeitskräfte für derartige Arbeiten in einer irgendwie beträchtlichen Zahl vorhanden wären, und in der dann zahlenmäßig der Nachweis geführt wurde, daß das nicht der Fall iſt. Meine Herren, ich möchte mir geſtatten, Ihnen zum Belege hier nur einige wenige Zahlen aus dem großen Material vor⸗ zuführen. Wir haben allerdings im Anfange des Krieges, im Auguſt, eine ſtarte Arbeitsloſigkeit gehabt, ſo daß in den erſten Wochen auf 100 offene Stellen ungefähr 300 Arbeitsgeſuche kamen und im Durchſchnitt des ganzen Monats Auguſt 215. Aber ſchon im Sep⸗ tember trat eine ganz auffällige Beſſerung ein, ſo daß dieſer Monat im Durchſchnitt ſchon eine Zahl er⸗ gab, die dem regelmäßigen Durchſchnitt der letzten Jahre entſpricht, nämlich 103 Arbeitsgeſuche auf 100 offene Stellen. Das iſt gewiß nicht übermäßig viel. Im Oktober erhöhte ſich dieſe Zahl auf 111. Das iſt nicht nur nicht mehr als in normalen Jahren, ſon⸗ dern ganz erheblich weniger. Denn dieſes Verhältnis betrug ſonſt in den letzten vier Jahren 134, 130, 130, 134. Dieſe überaus günſtige Entwicklung des Ar⸗ beitsmarktes hat ſich fortgeſetzt. Im November kamen auf 100 offene Stellen nur 106 Arbeitsgeſuche gegen⸗ über beinahe 200 in den letzten vier Jahren, (Hört! hört! bei den Liberalen) und in den erſten Wochen des Dezember kommen auf 100 offene Stellen nur 74 und 84 Geſuche, (Hört! hört!) während die normale Zahl nach dem Monatsdurch⸗ ſchnitt der letzten vier Jahre 140 bis 167 beträgt. Nun iſt bei den offenen Stellen nicht berückſich⸗ tigt die große Anzahl von Stellen, die uns täglich durch die Vakanzenliſten des Verbandes märkiſcher Arbeitsnachweiſe zugehen, und es ſind ferner nicht berückſichtigt die zahlreichen telephoniſchen Anfragen, ob wir ſofort ſo und ſo viele Arbeiter ſchicken können. Die werden immer nur dann mit angeführt, wenn ſie ſofort poſitiv erledigt werden können, während ſie ſonſt in unſeren Zahlen nicht figurieren. Ich möchte auch noch beſonders darauf aufmerk⸗ ſam machen, daß ſelbſt an gelernten Arbeitskräften und ſogar im Baugewerbe die Lage nicht ſo ſehr ſchlecht iſt, ſondern daß ungefähr die Hälfte der ſich bei uns meldenden Maurer in der letzten Zeit unter⸗ gebracht iſt, und zwar für Maurerarbeiten. Ferner kommt noch dazu — und auch dadurch ſcheint das Verhältnis in den angeführten Zahlen noch nicht ſo günſtig, wie es tatſächlich iſt —, daß in den letzten Wochen infolge der von uns eingeführten Ar⸗ beitsloſenunterſtützung ſich eine ganze Anzahl von Ar⸗ beitſuchenden aus Berufen melden, die ſonſt unſern Arbeitsnachweis nicht beehren. Es ſind in den an⸗ geführten Zahlen z. B. ſtellungſuchende kaufmänniſche und techniſche Angeſtellte mit enthalten. Sie ſehen aus alledem, daß die Lage des Arbeits⸗ marktes zurzeit keinerlei Anlaß gibt, Arbeiten mit Gewalt zu fördern, die nicht an ſich zweckmäßig oder leicht durchführbar erſcheinen. 22 Vielleicht darf ich noch mit einem Worte auf die eigentlich nicht zur Sache gehörenden Ausführungen bezüglich der Handhabung des Arbeitsnachweiſes ein⸗ ehen. Herr Stadw. Scharnberg hat Beſchwerde ge⸗ fihe. daß einem gelernten Arbeiter eine Arbeit zu⸗ gemutet worden wäre, die er nicht leiſten kann, und Dezember 1914 341 daß ihm wegen Verweigerung der Arbeit die Ab⸗ ſtempelung ſeines Scheines verſagt worden wäre. Ich werde Herrn Scharnberg bitten, mir nachher das Nähere über dieſen Fall noch mitzuteilen. Ganz all⸗ gemein kann ich nur folgendes ſagen: Bei der Lage des Arbeitsmarktes, die ich Ihnen eben geſchildert habe, und mit Rückſicht auf die all⸗ gemeinen Verhältniſſe. wird es Ihnen allen wohl ſelbſtverſtändlich erſcheinen, daß auch ein gelernter A, einmal eine ungelernte Arbeit übernehmen muß, (Lebhafte Zuſtimmung bei den Liberalen.) wenn ſie ſeinen Körperkräften entſpricht, wenn er ſie ohne dauernde Berufsſchädigung leiſten kann und wenn ſie ſachgemäß bezahlt wird. Das iſt die An⸗ forderung, die wir an die Arbeitſuchenden ſtellen, und wir befinden uns dabei ja auch in voller Ueber⸗ einſtimmung mit den Organiſationen der Arbeit⸗ nehmer. Naturgemäß gibt es gewiſſe Arbeiten, die nicht jeder leiſten kann, und dazu gehört ohne Zweifel auch das Kokstragen. Wir haben das auch nie von den Leuten verlangt; wenigſtens haben ſie keinen Nachteil davon gehabt, wenn ſie dieſe Arbeit nicht übernehmen wollten. Iſt aber unter den Arbeit⸗ ſuchenden z. B. ein Steinträger, der gewohnt iſt, auf ſeinem Rücken große Laſten zu bewältigen, ſo ſcheint es mir ganz angemeſſen, daß ihm auch einmal eine ſolche Arbeit, wenn ein Mangel an entſprechenden Arbeitern vorhanden iſt, zugemutet wird, und wenn kein beſonderer Grund für die Ablehnung vorliegt, ſcheint es mir nicht unbillig zu ſein, daß kategoriſch das Verlangen an ihn geſtellt und ihm eventuell die Abſtempelung des Scheins verweigert wird. (Sehr richtig!) Im allgemeinen aber iſt die Anordnung ergangen, daß das Kokstragen nicht als eine Arbeit zu betrach⸗ ten iſt, die unter allen Umſtänden von den Arbeit⸗ ſuchenden geleiſtet werden muß. (Bravol) Stadtv. Gebert: Meine Herren! Die Ausfüh⸗ rungen des Herrn Stadtbaurats in bezug auf die Beſchleunigung des Baues der Badeanſtalt in der Krummen Straße können mich nicht befriedigen. Als zu Anfang des Krieges hier in dieſem Saale die Frage erörtert wurde, wie wir den Arbeitsloſen helfen könnten, wurde auch die Frage aufgeworfen: welche Wege hat die Stadt zu gehen, um der gewalti⸗ gen Arbeitsloſigkeit entgegenzutreten. Dabei wurden von verſchiedenen Seiten die Notſtandsarbeiten an⸗ geregt und unter anderm auch die Frage aufge⸗ worfen, ob man nicht den Bau der Badeanſtalt fördern könnte. Durch den Magiſtratsvertreter wurde damals erklärt, daß eigentlich kein Anlaß vorläge, jetzt ein Unternehmen zu fördern, das in gewiſſem Sinne kein lukratives Geſchäft darſtelle, und man nehme deshalb vorläufig davon Abſtand. Meine Herren, ich habe damals bereits darauf hingewieſen, wie notwendig es wäre, dieſen Bau zu fordern. Damals war Zeit, damals war Material, damals waren Hilfskräfte vorhanden, und wenn zu jener Zeit mit den Ausſchachtungsarbeiten etwas nachdrücklicher begonnen worden wäre, dann würden heute, wie ich behaupte, auch die notwendigen Ar⸗