342 beitskräfte zur weiteren Förderung des Baues vor⸗ handen ſein. Das iſt nicht geſchehen. Ich muß meinem Kollegen Scharnberg Recht geben — ich habe mir erſt vor zwei Tagen den Platz angeſehen —, menn er hier ſagt, daß dieſe Bauſtelle jetzt als Spiel⸗ platz für die Jugend benutzt wird. Die drei Mann, die vor zwei Tagen auf dieſem Platze beſchäftigt waren, können doch, weiß Gott, nicht die ungeheuer ſchweren Ausſchachtungsarbeiten bewältigen, da, wie ich nur nebenbei bemerken will, noch ziemlich viel Kellergelaſſe und Grundmauern vorhanden ſind. Herr Kollege Scharnberg hat alſo auch ganz Recht, wenn er behauptet, daß dort unter Umſtänden auch Unfälle vorkommen können. Alſo nach der Rich⸗ tung hin haben wir zweifellos einen Fehler be⸗ gangen. Nun mag es ja zutreffen, daß bei Eiſenbeton⸗ bau beſondere Berechnungen notwendig ſind. Aber, meine Herren, ſollte es denn nicht bei den gewaltig großen Kräften, die uns zur Verfügung ſtehen, ſchon lungſt möglich geweſen ſein, dieſe Berechnungen vor⸗ zunehmen? Zeigt es ſich denn erſt jetzt, daß wir hier auf techniſche Schwierigkeiten ſtoßen? Ich glaube das nicht. Ich habe das Empfinden, daß ſpeziell dieſe Aufgabe unſerer ſtädtiſchen Verwaltung beim Magiſtrat keine beſondere Förderung findet, und ich kann dieſe Empfindung nicht loswerden. Man hat doch bei anderen Bauten geſehen, wie außerordent⸗ lich ſchnell und gut man arbeiten kann. Ich erinnere Sie an den Rathausanbau, an den Opernhausbau; das ging wie aus dem Aermel geſchüttelt. Jetzt aller⸗ Dings müſſen wir ein langſames Tempo einſchlagen. Woran das liegt, entzieht ſich meiner Kenntnis; ich muß aber ſagen, daß mich die Ausführungen des Herrn Baurats Seeling nicht befriedigt haben. Nun, meine Herren, zu den Ausführungen über den Arbeitsnachweis; ich will darüber nicht viele Worte verlieren. Es ſind mir auch Beſchwer⸗ den zu Ohren gekommen, wonach Arbeiter ange⸗ gangen worden ſind, Arbeiten zu übernehmen, die ſie nicht leiſten konnten, und die Folge war, daß den Betreffenden die Abſtempelung der Karte verweigert wurde. Es kommt nun auch darauf an, ob der be⸗ treffende Arbeitsvermittler im Augenblick der Ar⸗ beitsvergebung beurteilen kann, ob die betreffende Perſon die auszuführende Arbeit zu leiſten vermag. Das iſt auch eine Frage, die in der Praris ſich ohne weiteres herausſtellt, und da habe ich das Empfin⸗ den, daß hier oftmals über die Schnur gehauen wird. Meine Herren, wenn hier jetzt auf Grund des Zahlenmaterials mitgeteilt wird, daß auf 100 offene Stellen zur jetzigen Zeit 74 bis 84 Geſuche kommen, ſo haben wir dabei in Betracht zu ziehen, daß ein großer Teil von Charlottenburger Bürgern ungern nach dem Arbeitsnachweis geht, und zwar deswegen, weil ihre praktiſchen Erfahrungen mit dieſem Ar⸗ beitsnachweis ſie davon abhalten. Ich möchte den Magiſtrat deswegen bitten, ganz energiſch ein offenes Auge auf die Vermittlung der Arbeitsſtellen zu richten. Wenn wir einmal alle in Frage kom⸗ menden Arbeitsloſen hier in Charlottenburg während der Kriegsperiode zählten, dann würden Sie erſtaunt ſein, wie groß ihre Zahl iſt; ſie iſt weit Kanner als es uns der Arbeitsnachweis nachweiſen ann. (Zuruf: Das ſtimmt nicht!) — Ja, das iſt ſo. Gewiß, wir haben ein ganz Teil Arbeiter, die, weil ſie zum Arbeitsnachweis ihrer Sitzung vom 16. Dezember 1914 Organiſation gehen, gar nicht den ſtädtiſchen Ar⸗ beitsnachweis aufſuchen und auch auf die Arbeits⸗ loſenunterſtützung verzichten. Wie geſagt, ich möchte dringend bitten, auf die Arbeitsvermittelung zu achten. Nun aber möchte ich noch auf erwas eingehen, was hier auch geſtreift worden iſt; es ſoll Sie nicht allzu lange beſchäftigen. Es iſt notwendig, in dieſer Zeit den Magiſtrat zu erſuchen, darüber zu wachen, daß, wenn Arbeiten vergeben werden, das zu den Löhnen geſchieht, die vor dem Ausbruch des Krieges beſtanden haben. Die Regierung hat ja im Reichs⸗ arbeitsblatt beſonders darauf hingewieſen, daß die Gemeinden darauf zu achten haben, daß nicht unter den alten Löhnen gearbeitet wird. Es iſt aber Tat⸗ ſache, daß beiſpielsweiſe bei dem Neubau im Krankenhaus Weſtend Malerarbeiten zu den hier vom Kollegen Scharnberg angeführten Sätzen be⸗ zahlt worden ſind. Das widerſpricht den tariflichen Vereinbarungen, und wir müſſen dagegen Verwah⸗ rung einlegen, wenn die Herren Unternehmer in der jetzigen Lage glauben, ihre Schäfchen ſcheren zu konnen. Meine Herren, das wäre das, was ich zu un⸗ ſerm Antrag zu ſagen hätte. Ich möchte Sie bitten, ihn anzunehmen. Dann hat ja der Magiſtrat Ge⸗ legenheit genug, uns nachher vielleicht ſagen zu können: es geht abſolut nicht. Nach unſerer Ueber⸗ zeugung iſt es aber ohne weiteres möglich, den Bau der Badeanſtalt in der Krummen Straße zu fördern. Es werden dann auch, davon bin ich felſenfeſt über⸗ zeugt, eine ganze Menge Bauhandwerker von der Straße verſchwinden, die hier bei dieſem Bau be⸗ ſchäftigt werden. Ich bitte Sie, unſern Antrag an⸗ zunehmen. Stadtrat Dr Spiegel: Ich möchte nur noch auf eine Aeußerung des Herrn Vorredners eingehen. Er glaubte, meinen Zahlen den Beweiswert mit der Behauptung abſprechen zu können, daß die Char⸗ lottenburger Arbeiter den Charlottenburger Arbeits⸗ nachweis ungern aufſuchen. (Stadtv. Wiltk: Ein Teil davon!) — Oder ein Teil davon. Wenn das die Verhältnis⸗ zahl geändert haben ſollte, ſo wäre vielleicht ein Be⸗ weis für dieſe Anſicht vorhanden, wenn die Zahl der Arbeitſuchenden an ſich zurückgegangen wäre. Das iſt aber nicht der Fall. Vielmehr iſt in den letzten Monaten durchſchnittlich eine um 400 größere Zahl von Arbeitſuchenden auf dem Arbeitsnachweis ge⸗ weſen als in den entſprechenden Monaten des Vor⸗ jahres. Wenn trotzdem das Verhältnis ein ſo günſtiges geweſen iſt, ſo ergab ſich dies daraus, daß die Anzahl der zur Verfügung geſtellten offenen Stellen die der Vorjahre in den entſprechenden Monaten um 700 bis 1000 monatlich überſchritt. (Hört! hört!) Es. iſt alſo nicht etwa ein verringerter Andrang der Arbeitſuchenden zum Arbeitsnachweis, der unſere günſtigen Zahlen ergeben hat, ſondern lediglich das Ueberwiegen in der Zunahme der offenen Stellen gegenüber den Arbeitsgeſuchen. Ich will ferner noch darauf hinweiſen, daß faſt genau in derſelben Art, wenn auch nicht ganz ſo günſtig wie bei unſerem Arbeitsnachweis, ſich ja die