Sitzung vom 16. Verhälrniſſe in ganz Groß⸗Berlin, ja in der ganzen Provinz Brandenburg, und ich kann viel weiter gehen, eigentlich in der ganzen Monarchie, geſtaltet haben. Ich habe mich erſt vor wenigen Tagen, weil nach Zeitungsnachrichten in Breslau ein Mangel an Arbeit ſein ſollte und wir hier Mangel an Arbeitern haben, einmal erkundigt, ob wir vielleicht von dort aus Arbeitſuchende überwieſen bekommen können. Die Antwort war negativ. Es war nur in einigen wenigen Berufen verhältnismäßig eine größere An⸗ zahl von Arbeitſuchenden gegenüber den Angeboten vorhanden, und das ſind natürlich die Berufe, die jetzt bei uns auch nicht gerade an Arbeitsfülle leiden, was nicht mit dem Kriege, auch nicht mit den ſonſti⸗ gen wirtſchaftlichen Verhältniſſen, ſondern einfach mit der Jahreszeit zuſammenhängt, alſo dieſenigen Berufe, in denen Arbeitsloſigkeit in dieſer Jahres⸗ zeit regelmäßig herrſcht. Ich glaube alſo, daß die Erklärung, die Herr Stadtv. Gebert den Zahlen zu gehen ſucht, nicht zutreffen kann. Stadto. Otto: Meine Herren! Ich hatte die Hoffnung, daß nach den Ausführungen der beiden Herren Magiſtratsvertreter die Herren Antragſteller ihren Antrag als erledigt erklären würden. Die Ausführungen des Herrn Kollegen Gebert haben mich überzeugt, daß dieſe Hoffnung trügeriſch war. Un⸗ berechtigt war ſie nicht; denn ich kann für meine Freunde erklären, daß uns der Antrag, nachdem wir die Ausführungen ſowohl des Herrn Stadtbaurats wie des Herrn Stadtrats Dr Spiegel gehört haben, vornehmlich auch in der Form, in der er uns hier vorliegt, als zurzeit erledigt erſcheint. Wenn die Herren Antragſteller alſo ihren Antrag nicht zurück⸗ ziehen wollen, ſo werden wir genötigt ſein, im gegen⸗ wärtigen Zeitpunkt gegen den Antrag zu ſtimmen. Herr Kollege Gebert iſt mit den Ausführungen des Herrn Stadtbaurats durchaus nicht zufrieden ge⸗ weſen. Ich entnehme aus den Ausführungen des Herrn Baurats den einen Satz, der uns durchaus be⸗ rechtigt, die Frage zurzeit als erledigt anzuſehen, nämlich den Satz, der in der Form einer feierlichen Verſicherung geſprochen worden iſt: die Hochbau⸗ deputation wird vor wie nach alles tun, um die Frage des Erweiterungsbaues der Volksbadeanſtalt ſo zu fördern, wie es unter den gegen⸗ wärtigen Umſtänden überhaupt mög⸗ lich i ſt. Ich meine, dieſe Erklärung des Herrn Stadtbaurats muß befriedigen, mußte auch die Herren Antragſteller befriedigen. Wenn Herr Kollege Gebert im Gegenſatz zu dem Bau der Volksbadeanſtalt von dem Bau des Opern⸗ hauſes oder von der Rathauserweiterung ſpricht, die beide ſo ſchnell fertig geworden wären, ſo überſieht er eben, daß dieſe Bauten nicht in die Kriegszeiten gefallen ſind. Wäre der Opernhausbau von der Kriegserklärung überraſcht worden, ſo wäre er eben⸗ falls nicht fertig geworden, Herr Kollege Gebert, und es hätte alle Mühe und Arbeit nicht vermocht, ihn fertig zu bringen. Noch ſchwerwiegender als die Ausführungen des Herrn Stadtbaurats freilich erſcheinen mir die in ihrer zahlenmäßigen Nüchternheit um ſo wirkungs⸗ volleren Was wir hier authentiſch hören, das für den Antrag, wie er uns vorliegt, im Angenblick keine Berechtigung vorhanden iſt. Es iſt nämlich merkwürdigerweiſe von beiden Herren, ſomohl von Herrn Scharnberg wie von Herrn Gebert, Dezember 1914 343 auf den Antrag in ſeinem Wortlaut nicht genügend eingegangen worden. Nach meiner Meinung liegt doch der Ton in dem Antrag, der lautet: Der Magiſtrat wird erſucht, den Erweite⸗ rungsbau der Badeanſtalt in der Krummen Straße unverzüglich in Angriff zu nehmen. auf dem Worte „unverzüglich“, und es hätte die Hauptaufgabe der Begründung ſein müſſen, dieſes „unverzüglich“ zu begründen. Nun iſt aber nach meiner Auffaſſung aus den Ausführungen des Herrn Stadtbaurats und des Herrn Stadtrats Dr. Spiegel hervorgegangen, daß „unverzüglich“ den Bau in Angriff zu nehmen zurzeit gar nicht möglich iſt, und ſchon auch aus dieſem Grunde ſind wir nicht in der Lage, für den Antrag zu ſtimmen. Herr Kollege Scharnberg hat die Gelegenheit be⸗ nutzt, um einige andere Punkte, die mit dem An⸗ trag in keiner Verbindung ſtehen, hier zu berühren. Er iſt auf Klagen der Tiſchlerinnung eingegangen. Dieſe Klagen der Tiſchlerinnung ſind in einer um⸗ fangreichen Schrift, die die Firma Müller vor länge⸗ „ſrer Zeit — ich weiß nicht, ob an alle Stadtverord⸗ neten, jedenfalls an einen großen Teil der Stadt⸗ verordneten — hat gelangen laſſen, ausführlich dar⸗ gelegt worden. Ich habe dieſe Darlegungen mit großem Intereſſe geleſen und bin der Meinung, daß wir an all den Punkten, die darin berührt werden, nicht etwa achtlos vorbeigehen dürfen. Aber ich glaube, Herr Kollege Scharnberg wird mit mir darin übereinſtimmen, daß die Prüfung, die für die ganze Angelegenheit nötig iſt, nicht im Plenum der Stadt⸗ verordnetenverſammlung vorgenommen werden kann, ſondern daß in erſter Linie gerade die Deputation, der er angehört — der ich nicht angehöre —, näm⸗ lich die Hochbaudeputation die gegebene Stelle iſt. Und wenn Herr Kollege Scharnberg die Anregung geben wird, dieſe Eingabe der Firma Müller in der Hochbaudeputarion eingehend zu prüfen, ſo werden meine Freunde ihn in dieſer Anregung durchaus unterſtützen. Was den Fall angeht, der hier wegen der Malerarbeiten hervorgehoben worden iſt, ſo fehlt mir darüber das Material. Ich zweifle aber nicht daran, daß der Magiſtrat, wenn ihm nähere An⸗ gaben gemacht werden, dem Fall nachgehen wird. Herr Stadtrat Dr Spiegel hat ausdrücklich erklärt, daß er auch den Einzelfall, den Herr Scharnberg hier angeführt hat, wenn ihm näheres Material zu⸗ gänglich gemacht ſein wird, eingehend prüfen wird. Ich hoffe, daß dieſe Erklärung auch Herrn Kollegen Scharnberg befriedigt. Ich nehme Gelegenheit, hier ausdrücklich aus⸗ zuſprechen, daß wir die Ausführungen des Herrn Stadtrats Dr Spiegel, die er bei der Gelegenheit in allgemeiner Art gemacht hat, indem er ſagte: es wird in dieſen Zeiten nötig ſein, daß auch gelernte Arbeiter ungelernte Arbeiten über⸗ nehmen, nicht nur billigen, ſondern mit großer Freude begrüßen und hier ausdrücklich unterſtreichen. Wenn uns Herr ene Gebert hier erzählt, er habe das Gefühl — ſo drückte er ſich wohl aus —, als ob ein Teil der Charlottenburger Arbeiterſchaft nicht zum ſtädtiſchen Arbeitsnachweis gehe —, nun, über die Gefühle des Herrn Kollegen Gebert wollen wir hier nicht ſtreiten. (Zuruf des Stadtv. Vogel) — Ja, das hat er doch geſagt; Herr Kollege Gebert beſtätigt mir das durch Kopfnicken jetzt in dieſem