344 Augenblick. Aber Herr Kollege Gebert fühlt ſelbſt, daß wir über ſeine Gefühle hier nicht debattieren können. Wenn er uns nicht Tatſachen, zahlen⸗ mäßige Unterlagen bringen kann, ſo ſind wir nicht in der Lage, derartigen allgemeinen Angaben nach⸗ zugehen. Dieſe zahlenmäßigen Unterlagen haben wir aber durch Herrn Stadtrat Dr Spiegel bekom⸗ men, wir haben die Zuſicherung ſeitens des Herrn Stadtbaurats erhalten, daß von der Hochbandepu⸗ tation und auch vom Magiſtrat alles geſchieht und geſchehen wird, was möglich iſt, um den Erweite⸗ rungsbau zu fördern. Dieſe Erklärung genügt uns, und wenn der Antrag aufrechterhalten wird, werden meine Freunde gegen ihn ſtimmen. Bürgermeiſter D. Maier: Ich möchte gegen⸗ über den Ausführungen des Herrn Stadtw. Otto nur bemerken, daß wir mit Rückſicht auf die Aus⸗ führungen des Herrn Stadtbaurats Seeling zwar den Antrag für erledigt erachten, uns aber in keiner Weiſe etwa dahin feſtlegen wollen, daß zu irgend einem beſtimmten Termin mit dem Bau der Bade⸗ anſtalt begonnen werden müßte. (Sehr richtigl) Es ſind für die Frage des Beginns der Bauarbeiten für die Badeanſtalt ja noch ganz andere Geſichts⸗ punkte als die bisher geäußerten zu beachten. Wir ziehen dieſe hier nicht in den Bereich der Erörte⸗ rung, weil es zwecklos iſt, Dinge zu beſprechen, die ſich bereits aus anderen Gründen erledigen. Des⸗ wegen möchte ich bitten, die Feſtſtellung, die Sie ge⸗ troffen haben, mit der Einſchränkung gelten zu laſſen, die aus meinen Ausführungen erſichtlich iſt. Sitzung vom 16 (Zuſtimmung.) Stadtv. Brode: Ich habe mich beſonders darüber gewundert, daß gerade die beiden Kollegen Gebert und Scharnberg, von denen man doch eigent⸗ lich annehmen ſollte, daß ſie den Arbeiterkreiſen naheſtehen und daß ſie wiſſen, wie es auf dem Ar⸗ beitsmarkt ausſieht, hier den Antrag in dieſer Weiſe vertreten haben. Wer wie ich im Baugewerbe ſteht und weiß, was für Schwierigkeiten heute vorlieaen, um genügend Arbeiter zu bekommen, der wird ſich nicht genug wundern können, daß in dieſer Zeit ein derartiger Antrag gerade von der linken Seite ein⸗ gebracht wird. Als wir ſeine ſtandsarbeiten ausführe eine ſehr berechtigte Abſicht. Notſtandsarbeit eine Not fü herausſchauen; denn es würde, wenn wir heute 3. B. die Badeanſtalt ausführen ſollten, eine wirkliche Not eintreten, um genügend gelernte Arbeiter gerade für die Herſtellung eines derartigen Bauwerks zu er⸗ halten. Es kommen bei dieſer Badeanſtalt als Ar⸗ beiter vor allen Dingen Rohrleger und Schloſſer in Frage, an denen ein außerordentlicher Mangel auf dem Arbeitsmarkt herrſcht, und ich ſelbſt bin ledig⸗ lich aus dem in der jetzigen Zeit beſtehenden Ar⸗ beitermangel in die Lage geraten, meine Bauten weſentlich ſpäter fertigſtellen zu können, als es unter normalen Verhältniſſen der Fall geweſen wäre. Es würde alſo meiner Anſicht nach nichts verkehrter ſein, als heute ein derartiges Bauwerk, wie es gerade die Badeanſtalt iſt, in Angriff zu nehmen. 1 rzeit bei Beginn des Krieges Not⸗ n laſſen wollten, war das Heute würde aus der r den Ausführenden . Dezember 1914 Auf die Ausführungen des Herrn Stadtrats I)r. Spiegel möchte ich noch wegen eines Punktes zu⸗ rückkommen. Herr Stadtrat Dr Spiegel hat als Beiſpiel das Kokstragen angeführt und geſagt: wir würden Kokstragen gelernten Arbeitern nicht zu⸗ muten, weil es eine körperlich zu ſchwere Arbeit iſt. Ich finde dieſe Auffaſſung außerordentlich milde; denn den Nachteil würde doch nur der Unternehmer haben, wenn man ſchwächliche Arbeiter hierzu heran⸗ ziehen würde: es würden dann einfach anſtatt eines Arbeiters zwei Arbeiter notwendig ſein, um einen Kokskorb zu tragen, oder ein Arbeiter würde eben nur einen halb gefüllten Kokskorb tragen und die Arbeit würde für den Unternehmer das Doppelte koſten, während die Arbeiter ſelbſt ihren vollen Lohn erhalten ſollen. Alſo ich finde, daß man nach der Richtung hin ſchon außerordentlich weit gegangen iſt. Ich weiß, daß gerade auf dem Gebiete des Kohlen⸗ reſp. Koks⸗ transportes außerordentliche Schwierigkeiten be⸗ ſtehen, und wir wollen nur hoffen, daß wir dieſe milde Witterung behalten. Bekommen wir einen Kälterückſchlag, ſo ſtehen wir wirklich vor der Ge⸗ fahr, daß wir nicht genügend Arbeiter haben, um den Koks in die Häuſer hineinſchaffen zu können. Stadtv. Gebert: Meine Herren! Herr Kollege Otto hat erklärt, daß ich geſagt habe: ich hätte das Gefühl uſw. Das trifft zu, ich habe dieſen Ausdruck gehraucht. Allerdings brauchen wir uns über die efühle nicht zu ſtreiten, denn der eine fühlt ſo und der andere ſo, und wenn ich auf der einen Seite die Ausführungen des Magiſtrats vor fünf Monaten in Betracht ziehe und die heutigen Ausführungen da⸗ gegen halte, dann kann ich mein Gefühl nicht unter⸗ drücken, dann kommt es eben zum Durchbruch, dann habe ich eben das Gefühl, daß dem Magiſtrat die Förderung dieſes Baues nicht ſo ſehr angelegen iſt. Wenn Herr Kollege Otto ferner ſagt, der An⸗ trag ſcheine ihm nach den Ausführungen der beiden Herren Magiſtratsvertreter erledigt zu ſein, ſo bin ich nach den Ausführungen des Herrn Kollegen Otto nicht dieſer Meinung, ſondern ich ſage: dieſer An⸗ trag wird dazu beigetragen haben, daß im Kreiſe des Magiſtrats nicht allein in bezug auf den Bau der Badeanſtalt in der Krummen Straße, ſondern auch bei allen ſpäter kommenden Unternehmungen unter Umſtänden ein ſchnelleres Tempo eingeſchlagen wird. Meine Herren, das iſt ſchon bis dato ein typiſches Zeichen hier geweſen: wenn es ſich darum handelte, Notſtandsarbeiten zu unternehmen, dann hatten wir in den meiſten Fällen keine, und wenn nachher die Arbeitsloſigkeit etwas abgeflaut war, dann hieß es wieder: jetzt brauchen wir keine Notſtandsarbeiten zu unternehmen, es iſt kein Notſtand mehr da. In den 8 Jahren, in denen ich hier im Hauſe ſitze, habe ich jedes Jahr dieſe Ausführungen gehört. Alſo es iſt doch nicht ſo, wie es uns hier erzählt wird. Wenn uns jetzt geſagt wird, dieſer Bau ſolle mit allen möglichen Mitteln gefördert werden, ſo begrüßen wir das mit Freuden. Dann möchte i9 die Ausführungen de gehen. Herr Kollege noch mit ein paar Worten auf § Herrn Kollegen Brode ein⸗ Brode hat ganz Recht: wenn es ſich um Schloſſer und Rohrleger handelte, dann allerdings würde dieſe Frage Schwierigkeiten be⸗ reiten. Aber ſo weit iſt unſer Bau gar nicht, er iſt noch nicht einmal ang efangen. Die Gebäude ſind bis