Sitzung vom 16 zur Erdbodenhöhe abgeriſſen, und die ganze Bau⸗ ſtelle liegt jetzt brach da. Weiter iſt auf dieſem Plat bisher nichts gemacht worden. Zur Entſchuldigung wird angeführt, daß man jetzt keine Fuhrwerke be⸗ kommen könne, um Ausſchachtungsarbeiten uſw. vorzunehmen. Ich meine aber, wenn mit einer großen und leiſtungsfähigen Firma Abſchlüſſe ge⸗ macht worden ſind, ſo wird ſie wohl in der Lage ſein, Arbeitsmaterial heranzuſchaffen. (Zuruf: Es gibt keins!) — Es gibt ſchon welches. Was den Arbeitsnachweis und ſeine Vermitt⸗ lung angeht, ſo kann ich Herrn Stadtrat Dr Spiegel nur das eine ſagen, daß die Arbeitsnachweiſe der privaten Vereinigungen ganz anders aufgeſucht werden. Dorthin geht der Arbeiter mit ganz an⸗ deren Gefühlen als zum ſtädtiſchen Arbeitsnachweis, und zwar wegen der eigenartigen Behandlung, die ſich im Laufe der Jahre in dieſen Arbeitsnachweis eingeſchlichen hat. Ich erinnere Sie an die verſchie⸗ denen Debatten, die wir hier im Hauſe ſchon darüber gehabt haben. Deswegen ſteigt bei uns, Herr Kellege Otto, das beſtimmte Gefühl auf, daß nicht alles ſo iſt, wie es ſein ſollte, und wir freuen uns⸗ daß unſer Antrag eventuell dazu beiträgt, daß ein anderes Tempo eingeſchlagen wird. Stadto. Scharnberg: Herr Kollege Brode führte aus, daß er von uns, die wir den Arbeitern näher⸗ ſtänden als eine ganze Reihe der übrigen Herren, nicht vermutet hätte, daß wir den Antrag in dieſer Weiſe vertreten würden. Ich möchte Sie daran er⸗ innern, daß uns in der erſten Sitzung während des Krieges doch vom Magiſtrat geſagt wurde, wir hätten zurzeit andere Aufgaben zu erfüllen, für andere Zwecke wäre kein Geld vorhanden. wir hätten nur mit dem Krieg zu rechnen. Wir haben aber unſern Antrag in der Weiſe, wie es geſchehen iſt, vertreten, weil wir nicht der Ueberzeugung ſind, daß wir augenblicklich nur mit dem Krieg zu rechnen haben, ſondern ich bin 10 überzeugt, daß Preußen und auch Charlotten⸗ 1g beſtehen bleiben wird. Und der Magiſtrat deſſen Patriotismus doch an verſchiedenen Stellen in ein beſonderes Licht gerückt worden iſt, der wird, glaube ich, noch feſter an dieſer Ueberzeugung halten, als es uns vielleicht zugemutet wird. Bei der gegen⸗ wärtigen Lage iſt die Schaffung von Arbeitsgelegen⸗ heit unbedingt erforderlich. Ich möchte hier ausdrück⸗ lich feſtſtellen, daß uns auch dieſe Motive nur bei der Stellung des Antrages geleitet haben, und meine Fraktionskollegen haben dem zugeſtimmt. Nach den Ausführungen des Herrn Stadtbau⸗ rats und des Herrn Bürgermeiſters, daß ſie beſtrebt ſein werden, die Arbeiten nach Möglichkeit zu fördern, ziehe ich nunmehr unſeren Antrag zurück. (Bravo!) Ich hätte aber von Herrn Kollegen Otto erwartet, daß er dem Magiſtrat gegenüber auch den Wunſch aus⸗ geſprochen hätte, bei Vergebung von Arbeiten un⸗ bedingt darauf zu halten, daß die tarifmäßigen Löhne gezahlt werden. (Stadtw. Otto: 1 Das ſteht aber nicht in Ihrem Antrag!) . Dezember 1914 345 — Das ſteht nicht in meinem Antrag, aber ich hätte es trotzdem gern geſehen, wenn Sie auch dieſen Wunſch ausgeſprochen hätten. Vorſteher Dr. Frentzel: Der vorliegende Antrag iſt von dem Herrn Stadtv. Scharnberg im Namen der Antragſteller zurückgezogen worden; deswegen er⸗ übrigt ſich auch eine Abſtimmung darüber. Zum Worte iſt niemand mehr gemeldet. Wir verlaſſen daher dieſen Gegenſtand und kommen zu Punkt 7: Antrag der Stadto. Dr Byt und Gen. betr. Auswärts⸗ wohnen der Beamten. Druckſache 255. (Der Antrag lautet: Die Verſammlung erſucht den Magiſtrat, ent⸗ ſprechend den Grundſätzen jeder einzelnen an⸗ deren ſtädtiſchen Verwaltung Groß ⸗Berlins darauf zu achten, daß die ſtädtiſchen Beamten Charlottenburgs hier Wohnung nehmen.) Antragſteller Stadtv. Dr. Byk: Meine Herren! Ich habe den hier zur Beratung ſtehenden Antrag eingebracht, weil ich in letzter Zeit hauptſächlich in meiner Eigenſchaft als Arzt wahrgenommen habe, daß eine größere Zahl von auswärtigen Beamten ge⸗ zwungenermaßen Charlottenburg den Rücken gekehrt hat; und wie ich weiter feſtgeſtellt habe, hat nur bei einem einzigen Beamten keine direkte Veranlaſſung vorgelegen, außerhalb des Ortes, in dem er tätig iſt, zu wohnen; in allen übrigen Fällen jedoch hat be⸗ gründete Veranlaſſung beſtanden, daß die Beamten weiter außerhalb des Ortes, in dem ſie tätig ſind, wohnen. Mir ſind dann noch weitere Fälle mitge⸗ teilt worden, in denen in ſcharfer Weiſe von den ein⸗ zelnen Gemeinden vorgegangen worden iſt, um die die auswärts wohnen, zu ſich herüberzu⸗ ziehen. Ich möchte auch darauf aufmerkſam machen, daß ſchon in einem Artikel des Berliner Tageblatts vor mehr als einem Jahre ſpeziell mit Berlin ſcharf des⸗ wegen abgerechnet worden iſt, weil die Maßnahmen⸗ die Berlin gegen die auswärts wohnenden Beamten trifft, ſehr hart ſind. So war ein Fall angeführt wor⸗ den, in dem das Geſuch eines Beamten, dem von dem Kreisarzt ein Zeugnis darüber ausgeſtellt worden war, daß er ſeiner ſchwerkranken Frau wegen außer⸗ halb wohnen könnte, was auch von dem Stadt⸗ medizinalrat gutgeheißen worden war, trotzdem ab⸗ gelehnt worden iſt. Ich weiß weiter, daß außer Berlin die meiſten Vororte ſehr ſcharf darauf ſehen, daß die Beamten innerhalb des Ortes Wohnung nehmen. Demgegenüber habe ich nun aus dem „grauen Buche“ feſtgeſtellt. daß bei uns doch zahlreiche Be⸗ amte und Angeſtellte außerhalb Charlottenburgs wohnen, und ich habe weiter feſtgeſtellt, daß die Be⸗ amten innerhalb der letzten Jahre teilweiſe in dem Orte, wo ſie wohnen, die Wohnung geändert haben, und daß auch noch in letzter Zeit Beamte von hier nach außerhalb gezogen ſind. Wenn man nun das Fazit dieſer Rechnung zieht, ſo kommt man zu dem Reſultat, daß ſie ſehr bald zu unſeren ungunſten ausfallen wird. Denn wenn die Grundſätze der anderen Kommunen aufrecht erhalten werden — und es liegt alle Veranlaſſung vor, das an⸗ zunehmen —, dann wird bald der Tag erſcheinen, wo in Charlottenburg auswärtige Beamte nicht mehr an⸗ zutreffen ſein werden. Demgegenüber iſt ja, wie ich ſchon angeführt habe, die Zahl der hier tätigen, aber