Sitzung vom 6. Januar 1915 Vorſteher Dr Frentzel (den Vorſitz über⸗ nehmend): Wir kommen jetzt zur Wahl des Vorſteher⸗Stellvertreters. Ich bitte, die Zettel, die auf Ihren Plätzen liegen, beſchreiben zu wollen und einzuſammeln. (Die Wahl erfolgt. Das Ergebnis wird ermittelt.) Das Reſultat iſt folgendes. Es ſind 55 Stimm⸗ zettel abgegeben worden. Davon ſind 7 unbeſchrieben, alſo ungültig. Die übrigen 48 lauten alle auf den Namen des Herrn Dr. Hubatſch. Dieſer iſt ſomit gewählt. Ich erlaube mir, die Frage an ihn zu richten, ob er die Wahl annimmt. Stadtv. Dr Hubatſch: Ich nehme dankend die Wahl an. (Bravo!) Vorſteher Dr. Frentzel: Wir kommen nunmehr zur Wahl der Beiſitzer. Stadtv. Otto (zur Geſchäftsordnung): Meine Herren! Ich beantrage, die bisherigen Beiſttzer, die Herren Kollegen Dr Borchardt, Dunck, Dr. Genzmer und Ruß, durch Zuruf wiederzuwählen. Vorſteher Dr. Frentzel: Die Wahl durch Zu⸗ ruf iſt zuläſſig, wenn von keiner Seite Wider⸗ ſpruch erfolgt. — Widerſpruch erfolgt nicht; ich konſtatiere dies. Hiermit ſind alſo die genannten vier Herren wiederum zu Beiſitzern gewählt. Ich nehme an, daß die Herren die Wahl annehmen. (Die Stadtv. Dr Borchardt, Dunck, Dr 8 42 und Ruß erklären die Annahme der ahl. Damit iſt Punkt 3 der Tagesordnung erledigt. Wir können jetzt zu Punkt 1 der Tagesordnung zurückgehen: Einführung der wiedergewählten Stadträte. Das Wort hat der Herr Bürgermeiſter. Bürgermeiſter D. Maier: Meine ſehr ver⸗ ehrten Herren Kollegen! Gewaltig und ſchickſals⸗ ſchwer branden die Wogen der Zeit. Des Krieges furchtbare Fackel wirft ihren Schein weit über das Schlachtfeld hinaus in unſer Land. Wer das Vater⸗ land liebt, ſieht dieſen Schein und richtet ſein Tun ein nach der Not der Zeit. Denn der Kampf gegen Dautſchlands Feinde wird nicht nur draußen auf dem Schlachtfelde geführt, ſondern auch hier im Vater⸗ lande. Auch im Vaterlande brauchen wir Männer, die in dem großen Räderwerke des öffentlichen Lebens den Anſprüchen der Stunde ihre Kraft leihen. Die Selbſtverwaltung gibt uns dieſe Männer; ihr Geiſt der Opferwilligkeit und der Selbſtloſigkeit iſt die ideale Kraft, die unſer ganzes deutſches Volk erfüllt und die uns das Recht gibt, zu hoffen, daß wir in dem gewaltigen Ringen der Völker den Sieg davon⸗ ic 4e ch eine ſehr verehrten Herren Kollegen! Sie hervorragende Repräſentanten dieſe Geiſtes. Ihre Erfahrungen, Ihr Rat, Ihr Wirken ſind bei der Entwicklung der Stadt Charlottenburg nicht fortzu⸗ A 3 denken. Der Erfolg Ihrer Arbeit iſt anerkannt. Unter Ihnen ſehen wir Triarier der Verwaltung, die zum dritten⸗, zum viertenmal wiedergewählt worden ſind. So Sie, verehrter Herr Kollege Meyer, der Sie bereits ſeit nahezu 24 Jahren im Ehrendienſte unſerer Stadt ſtehen und von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung als Stadtrat zum vierten Male wiedergewählt worden ſind. Ihre Verdienſte und Ihre Mühe insbeſondere um die Feuerwehr ſind bekannt; Ihre väterliche Fürſorge für die Mann⸗ ſchaften der Wehr wird von allen Seiten anerkannt und gerühmt. Sie, Herr Kollege Schliemann, ſind bereits 19 Jahre im Ehrendienſte der Stadt und gleich⸗ falls zum vierten Male als Stadtrat gewählt. Ihre Tätigkeit in der Hochbaudeputation und vor allen Dingen in der Grundeigentumsdeputation als Sach⸗ verſtändiger auf dem Gebiete des Grundſtücksweſens hat unſerer Stadt hervorragende Vorteile gebracht. Sie, verehrter Herr Kollege Caſſirer, ſind 18 Jahre im Ehrendienſte der Stadt und gleichfalls zum vierten Male als Stadtrat gewählt. Sie ſind der Verwalter und Leiter des größten ſtädtiſchen induſtriellen Werkes, der Gaswerke; Ihre Erfahrun⸗ gen als Kaufmann und Induſtrieller haben Sie ſelbſt⸗ los und mit außerordentlichem Erfolge zugunſten der Stadt zur Verfügung geſtellt, und das, was Sie dort geleiſtet haben, liegt ſo offen zu Tage, daß ich es ein⸗ „. ln hier nicht hervorzuheben brauche. Sie, Herr Kollege Sachs, ſtehen bereits 12 Jahre im Ehrendienſte der Stadt Charlottenburg und ſind ſchon vorher 12 Jahre im Ehrendienſte der Stadt Glogau tätig geweſen. Sie haben trotz Ihres Alters die Mühe und die Arbeit nicht ge⸗ ſcheut, die Ihr Amt mit ſich bringt, Sie haben gerade jetzt in der Zeit des Krieges die Erfah⸗ rungen, die Sie draußen in der Landwirtſchaft ge⸗ ſammelt haben, uns zur Verfügung geſtellt, und Ihre hervorragende Arbeit auf dem Gebiete der Volksernährung wird uns auch weiter eine wertvolle Stütze ſein. Sie, Herr Kollege Dr Penzig, ſind ſeit 15 Jahren im Ehrendienſte der Stadt und zum dritten Male als Stadtrat gewählt. In allen Angelegen⸗ heiten des Geiſtes und der Bildung haben Sie uns mit Ihrem Rate unterſtützt, und wir ſind gern Ihrem Rate gefolgt. Herr Kollege Dr Spiegel iſt 11 Jahre im Ehrendienſte der Stadt und zum zweiten Male zum Stadtrat gewählt. Meine Herren, Sie wiſſen alle, daß Herr Dr Spiegel das Dezernat, das vorher ein hervorragender Nationalökonom, Herr Profeſſor Dr Jaſtrow, innehatte, im Magiſtrat übernommen und, wie ich verſichern kann, mit vollem Erfolg in altem Geiſte fortgeführt hat. In allen ſozialpolitiſchen Angelegenheiten, insbeſondere beim Arbeitsnachweis und der Arbeitsvermittlung, haben Sie, Herr Kollege, auch gerade jetzt während des Krieges Ausgezeichnetes für uns getan. Herr Stadtrat Dr Röthig iſt 9 Jahre im Ehrendienſte der Stadt und zum Male wiedergewählt. Trotzdem Sie, Herr Kollege, noch ein junges Mitglied des Magiſtrats ſind, beſitzen Sie unſer allſeitiges Vertrauen und Ihre Arbeit und Ihren Rat beſonders auf dem Gebiete der Volks⸗ geſundheit und der ärztlichen Fürſorge ſchätzen wir als 1 aelmce Hilfe in der Erfüllung unſerer Aufgabe.