4 Sitzung vom 6. Jannar 1915 Der Dank der Bürgerſchaft gebührt der Stadt⸗ verordnetenverſammlung, daß ſie die rechten Männer an den rechten Platz geſtellt hat. Ihnen aber, meine Herren, rufe ich namens des Magiſtrats als Be⸗ grüßung bei Beginn der neuen Amtsperiode zu, was der Dichter im Jahre 1816 ſagte: Was Ihr Treues uns erwieſen, Sei mit Dank von uns geprieſen; Was Ihr ferner werdet bauen, Sei erwartet mit Vertrauen! Sie haben den Staatsdienereid ſämtlich ge⸗ leiſtet. Es liegt mir heute nur ob, Sie auf dieſen Eid noch einmal zu verpflichten und Ihnen die Be⸗ ſtätigungsurkunde zu überreichen, die die Königliche Regierung für Sie ausgefertigt hat. (Die Ueberreichung erfolgt mit Handſchlag.) Vorſteher Dr. Frentzel: Meine ſehr geehrten Herren Stadträte! Nachdem Sie ſoeben durch den Herrn Bürgermeiſter wieder feierlichſt in Ihr altes und gleichzeitig neues Amt eingeführt worden ſind, iſt es mir als Vorſteher dieſer Verſammlung, die Sie durch ihr Votum wieder auf Ihre Plätze berufen hat, eine ganz beſondere Freude, Sie in unſerem Kreiſe aufs neue begrüßen zu dürſen. Es verbin⸗ det Sie, meine verehrten Herren, mit uns Stadtver⸗ ordneten zunächſt das Band langer gemeinſamer Arbeit, und ſo iſt es denn nicht verwunderlich, daß die Beziehungen zwiſchen Ihnen und uns nicht nur, wie das in unſerer Stadt traditionell iſt, gute, ſon⸗ dern im einzelnen ſogar recht herzliche und freund⸗ ſchaftliche geweſen ſind und dementſprechend blei⸗ ben werden. Unter dieſen Umſtänden, glaube ich, bedarf es bei dieſer Neueinführung, die ich eigentlich nur mit einem Wiederſehen mit alten guten Freunden ver⸗ gleichen kann, vieler Worte nicht. Sie werden mir auch ohnedies glauben, daß wir Ihre Arbeitskraft, Ihre Fähigkeiten und Ihre Erfahrungen, die der Herr Bürgermeiſter eben in ſo ausgezeichneter und treffender Weiſe charakteriſiert hat, vollauf zu wür⸗ digen und zu ſchätzen wiſſen und daß wir insbe⸗ ſondere den Eigenwert des einzelnen genau ſo hoch⸗ halten, wie dies von dem Herrn Bürgermeiſter und von Ihren Kollegen geſchehen iſt und geſchehen wird. Ich glaube, ich verrate Ihnen auch kein beſonderes Ge⸗ heimnis, wenn ich Ihnen mitteile, daß die Verhand⸗ lungen, die ſich vor Ihrer Wahl abſpielten, außer⸗ ordentlich kurz und einfach waren, weil von allen Seiten dieſes Hauſes der Wunſch und die Abſicht beſtand, lediglich Sie, meine Herren, zu bitten, wieder die alten Poſten einzunehmen. Ich danke Ihnen, und ich freue mich, daß Sie es alle haben über ſich gewinnen können, die Bürden und Laſten des Amtes wieder für eine neue Amtsperiode zu übernehmen. Von dem Zeitpunkt, als jene Verhandlungen ſtattfanden, trennen uns nur wenige Monate, aber Ereigniſſe von ſo grundlegender Bedeutung, von ſo ungeheurer Wichtigkeit, daß es mir kaum möglich iſt, das, was heute iſt, zu vergleichen mit dem, was damals war und beſtanden hat. Gerade wegen der Wandlungen, die ſich inzwiſchen vollzogen haben, freue ich mich, daß die Wahl ſo ausgefallen iſt, wie ſie das Wahlreſultat ergeben hat. Heute leben wir im Kampf und im Drange des Tages, ganz ſicher überzeugt, daß vielleicht bereits der nächſte ein ganz anderes Geſicht zeigen und uns zu ganz anderen Maßnahmen nötigen wird. Aber auch der Unruhe und der Unraſt des Krieges wird dereinſt — wir hoffen alle, bald, und wir alle ſind deſſen ſicher — ein würdiger und vor allen Dingen ein dauernder Frieden folgen, und dann wird es gelten, manches aufzubauen und manches in andere Bahnen zu len⸗ ken, als es vordem geweſen iſt. Dieſe Bahnen wer⸗ den in ſehr vieler Beziehung andere ſein wie die⸗ jenigen, die die Entwicklung bisher genommen hatte, und die Maßnahmen, die wir treffen müſſen, werden ſich ſehr weſentlich von denen unterſcheiden, die wir früher von vornherein als gut und richtig an⸗ nahmen. Manches von dem, was uns als unum⸗ ſtößlich feſt und ſicher erſchien, wird dieſen Platz aufgeben müſſen, andere Ideen, die ſich früher viel⸗ leicht nur ſchüchtern hervorgewagt haben, werden den erſten Rang behaupten, und neue Gedanken, die überhaupt noch nicht ausgeſprochen wurden, werden ernſthaft zu behandeln und zu überlegen ſein. Deswegen begrüße ich es, wenn ſolche Wand⸗ lungen auch in unſerer Verwaltung, auch in unſerem Staat und in unſerem Leben eintreten werden, als beſonders glücklich, daß wir in Ihnen, meine Herren, Mitarbeiter haben, die auf dem Boden umfaſſender und erprobter Kenntniſſe ſtehen und die auch das Neue und Werdende an dem Maßſtab der gereiften und geſicherten Erfahrung zu meſſen wiſſen werden. In dieſem Sinne begrüße ich Ihren Wiedereintritt in die ſtädtiſche Verwaltung von ganzem Herzen und mit beſonderer Freude. (Lebhafter Beifall.) Stadtrat Meyer: Hochverehrter Herr Bürger⸗ meiſter! Hochverehrter Herr Stadwerordnetenvor⸗ ſtcher! Als das an Jahren dienſtälteſte Mitglied möchte ich nicht nur in meinem Namen, ſondern im Namen aller Herren, die heute eingeführt worden ſind, Ihnen, ſehr verehrter Herr Bürgermeiſter, und Ihnen, ſehr verehrter Herr Stadtverordnetenvorſteher, herzlich und innig danken für die ſo ſchönen, ſo wohl⸗ tuenden, ſo warm empfundenen und anderſeits auch ſo ernſten Worte, die Sie an uns gerichtet haben. Und nun noch einige Worte an Sie, meine ſehr verehrten Herren Stadtverordneten! Es iſt uns allen ein Herzensbedürfnis, Ihnen aufrichtig Dank zu ſagen für das große Vertrauen, das Sie uns durch die Wiederwahl, durch die wiederholte Wiederwahl erwieſen haben. Ein jeder von uns wird ſich dieſes Ihres Vertrauens würdig zeigen. Mit ſeinem beſten Können und Wiſſen, mit ſeiner ganzen Kraft wird ein jeder für das Wohl unſerer geliebten Stadt vor wie nach tätig ſein. In dieſer ſo ſchweren und ernſten Zeit, die wir alle jetzt durchleben, wird ein joder von uns mit verdoppelter Energie, mit vollſter Hingabe, in treueſter Pflichterfüllung ſeines Amtes walten. Nochmals herzlichen Dank Ihnen, meine ſehr ver⸗ ehrten Herren! (Allſeitiges lebhaftes Bravo.) Vorſteher Dr. Frentzel: Wir kommen zu Punkt 4 der Tagesordnung: Wahl der Mitglieder der ſtändigen Ausſchüſſe, und zwar: 2) Wahlausſchuß — 15 Mitglieder. Vorgeſchlagen ſind die Stadtverordneten Bade, Bollmann, Dr. Byk, Gersdorff, Gredy, Jolenberg, Kantzenbach, Mottek, Neumann, Protze, Dr Roth⸗