Außerordentliche Sitzung vom 17. Fehruar 1917 brauchs der Händler und Bäcker in dem bekannten Umfange, drittens, durch das ſpätere Eintreten der Reichsverteilungsſtelle, die jeder Gemeinde dasjenige Quantum zumeſſen ſoll, das ſie zu verlrauchen be⸗ rechtigt wäre, wenn die beabſichtigte Einſchränkung des Verbrauchs erzielt werden ſoll. In dieſer Verordnung ſind ſowohl für die Gegenwart wie für die Zukunft der Gemeinde eine Reihe von Pflichten verantwortlich auferlegt worden. Um dieſe Pflichten zu erfüllen und die nötigen Kon⸗ trollmaßnahmen zur Durchführung ihrer Beſchlüſſe zu treffen, haben die Gemeinden Groß⸗Berlins von Anfang an einträchtig zuſammengearbeitet, ſchon deshalb, weil eine Trennung des Intereſſengebiets hier noch weniger als bei der Löſung irgend einer andern Aufgabe möglich geweſen wäre. Wir haben uns die Frage vorgelegt, wie groß, wenn der Ver⸗ brauch um ein Viertel eingeſchränkt werden ſolle, die Menge ſein dürfte, wie hoch ſie bemeſſen werden ſollte, die dem einzelnen und der einzelnen Familie zuge⸗ teilt werden muß, um für ſeinen Bedarf als aus⸗ reichend zu erſcheinen. Wir ſind auf Grund ein⸗ gehender Erwägungen nach verſchiedenen Geſichts⸗ punkten zu dem Ihnen kekannten Wochenmaß von 2 kKg gekommen. Sollte durch dieſes Maß der eine oder andere in ſeinem Bedarf beeinträchtigt er⸗ ſchinen, ſo iſt ja, wie Ihnen auch aus den Zeitungen und Verhandlungen bekannt geworden iſt, ein Aus⸗ gleich dadurch möglich, daß wir keinen Unterſchied nach dem Alter der einzelnen Familienmitglieder ge⸗ macht, ſondern die Kinder den körperlichArbeitenden gleichgeſtellt haben. Das Maß, das wir in den Ver⸗ handlungen Groß⸗Berlins feſtgelegt haben, iſt ein für den geſunden Menſchen durchrus zureichendes Nor⸗ malmaß, und man kann der Bevölkerung ruhig ver⸗ ſichern, daß ihr Not und Entbehrung durch das ihr zugewieſene Maß in keiner Beziehung auferlegt werden. Sollten da und dort in einzelnen Fällen Härten eintreten, ſo ſtehen uns Mittel zur Ver⸗ fügung, ſie auszugleichen. Um aber die Kontrolle darüber, daß ſich die Be⸗ völkerung und die Händler den gegebenen Ein⸗ ſchränkungen anpaſſen, durchzuführen, war — das war uns allen von Anfang an klar — ein weiterer Schritt notwendig, zu deſſen Einleitung einige Zeit erforderlich war. Von der nächſten Woche ab wird die Brotkarte eingeführt werden, deren Einzelheiten eingehend erwogen ſind. Wenn im Anfange da und dort eine kleine Schwierigkeit mit Sicherheit zu er⸗ warten ſein wird, ſo wird es möglich ſein, ihr durch ſpätere Maßnahmen entgegenzutreten. Auch hier halte ich mich an den Anruf des Herrn Bürger⸗ meiſters, nach dem wir von der Bevölkerung er⸗ warten, daß ſie ſich in den Schwierigkeiten, die mit Notwendigkeit bei einer ſo neuen Einrichtung ent⸗ ſtehen wer den, vertrauensvoll und entaegenkommend verhalten, ſich mit ihnen abfinden und ſich nicht gleich keklagen, ſondern erwarten möge, daß etwa ein⸗ tretende Härten allmählich beſeitigt werden. Ein kleiner Uebelſtand wird ſich allerdings anfangs kaum vermeiden laſſen. Dadurch, daß dieſe vielen, vielen Millionen Karten nur wenigen Buchdruckern über⸗ geben werden konnten, iſt in ihrer Aushändigung leider eine Verzögerung von 24 Stunden eingetreten. Es werden deshalb bei der Abgabe an die Hauswirte und die einzelnen Familien möglicherweiſe da und dort trotz der von uns eingeſetzten Brotverteilungs⸗ kommiſſionen einige Verzögerungen eintreten, denen 19 wir durch Einſtellung vor Kilfskräfrer enrgegen⸗ 92 Rer und D möglich ſein, durch die Eſthi die am Montag etwa/ 1 Karten zu beſchaffen. getreten, die die Bevölke Zuſchriften an die Preſſe mbr5 etwas beunruhigt haben. D Ferorönung vom 25. Jannar ſieht die Beſchlagnahme der in den ein⸗ zelnen Kommunalverbänden liegenden Mehlvorräte — auch der Getreidevorräte, die für die Kommunen nicht in Betracht kommen — am Stichtage vor. Die Abgabe der Beſtände aus einem Kommunalverband an den andern kann nur geſchehen, wenn der an⸗ fordernde Kommunalverband an den beſitzenden den Antrag auf Uebernahme ſtellt. Dadurch ſind zahl⸗ reiche Mehlhändler in die Schwierigkeit gelangt, nicht die nötigen Vorräte zur Verfügung zu haben, die ſie an die Bäcker abgeben können. Schon jetzt ſind die Gemeinden Groß⸗Berlins eifrig bemüht, durch eilige Anforderungen an diejenigen Kommunalverbände, in denen das von den hieſigen Händlern gekaufte Mehl liegt, die ſchleunigſte Uelereignung zu erzielen: in einer Reihe von Fällen mit Erfolg, in anderen Fällen mit Zeitverluſt, in einem dritten Teil dieſer Fälle ſchließlich ſind wir auf Ablehnung geſtoßen, da der betreffende Kommunalverband die Vermah⸗ lung der Getreidemengen oder die Abgabe des Mehls nicht glaubte zugeſtehen zu können. In der Tat haben infolgedeſſen viele Bäcker von den Händlern das erforderliche Mehl nicht bekommen können. Das gilt nicht nur für Charlottenburg, ſondern auch für Berlin und alle anderen Nachbarorte. Die Gemein⸗ den ſind da, wo es möglich war, dazu geſchritten, mit den von ihnen vorher eingekauften Mehlvorräten ſelbſt die Bäcker zu verſehen, und auch wir waren in der Lage, mehrere hundert Zentner an ſolche Bäcker abzugeben, deren Verhältniſſe wir vorher geprüft haben und die am meiſten in einer Notlage waren. Ganz ſind dieſe Schwierigkeiten noch nicht behoben; aber es iſt anzunehmen, daß ſie in verhältnismäßig kurzer Zeit, vielleicht ſchon in der nächſten Woche, eingeſchränkt ſein werden. Wir erbitten auch für dieſe augenblicklich ſchwierigen Zuſtände die Geduld der Bevölkerung, die noch nicht Not gelitten hat und auch nicht Not zu leiden braucht. Denn es handelt ſich keineswegs um einen Mangel an dem zur Er⸗ nährung notwendigen Brot oder Getreide, ſondern um Schwierigkeiten in der Zuteilung, Schwierig⸗ keiten, die überwindbar ſind und vorausſichtlich in verhältnismäßig kurzer Zeit überwunden werden. Viel empfindlicher noch war der Mangel an Kartoffeln, der in den letzten 10 Tagen nicht bloß bei uns und in den anderen weſtlichen Vororten, ſondern auch im Süden und Südoſten Groß⸗Berlins merklich hervortrat. Auch da handelt es ſich nicht um ein dauerndes Fehlen dieſes wichtigen Nahrungsmittels, ſondern um eine vorübergehende Schwierigkeit in der Zufuhr nach Groß⸗Berlin. Das Zuſammen⸗ treffen einer ganzen Reihe von Zufälligkeiten und Umſtänden, die Ihnen allen aus der Preſſe bekannt ſind und auf die ich hier nicht näher eingehen will, hat dazu geführt, daß der Markt faſt ganz verarmt war und viele Händler überhaupt nicht genüsnd Kartoffeln zur Ablieferung an das Publikum hatien.