24 Punkt 4: —— Bericht des Ausſchuſſes über den Antrag der Stadtv. Meyer und Gen. betr. Säuglingsklinit. Druck⸗ ſache 34. 0 Berichterſtatter Stadtv. Meyer: Meine Herren! Ich habe das Vergnügen, heute einen einſtimmigen Ausſchußbeſchluß vor Ihnen zu vertreten, und darf mich infolgedeſſen wohl recht kurz faſſen. Wie Ihnen erinnerlich ſein wird, iſt die Ein⸗ ſetzung des Ausſchuſſes dadurch verurſacht worden, daß der Magiſtrat gelegentlich ſeiner Etatsberatung beſchloſſen hat, den der Säuglingsklinik in der Chriſt⸗ ſtraße bisher gewährten Zuſchuß vom 1. April dieſes Jahres ab nicht mehr zu gewähren, ein Beſchluß, deſſen Folge für den Fall, daß die Stadtverordneten⸗ verſammlung ihm beiträte, die wäre, daß die Säug⸗ lingsklinik in der Chriſtſtraße zu beſtehen aufhören würde. Da eine rechtzeitige Klärung aus praktiſchen Gründen unabweislich war, hatte die Stadwerord⸗ netenverſammlung den Ausſchuß erſucht, mit dem Magiſtrat die Frage zu erörtern, ob es notwendig oder angezeigt iſt, die Säuglingsklinik aufzugeben, oder ob es vielmehr wünſchenswert iſt, ſie auch ferner⸗ hin zu unterſtützen. A 2* Im Ausſchuß hat der Magiſtrat für ſeinen Standpunkt im weſentlichen folgende Gründe ange⸗ geben. Die Entwicklung der Säuglingsklinik habe in den lerten Jahren Bahnen eingeſchlagen, die nicht zweckmäßig wären. Die Bettenzahl ſei auf 45 er⸗ höhr worden; dieſe Erhöhung beruhe auf einer falſchen Vorausſetzung, nämlich auf einer Ueber⸗ ſchätzung der Aufenthaltsdauer der Patienten in dieſer Klinik. Nun ſei die Klinik nur lebensfähig, wenn die Stadt 34 Betten ſtändig belegte. Das ſei aber kaum vorauszuſehen, zumal ſich in ganz Deutſch⸗ land gegenwärtig die Erſcheinung zeige, daß die Hospitaliſierung überhaupt im Rückgange begriffen ſei. Schon vor dem Kriege ſei die Stadt nicht in der Lage geweſen, alle Betten zu belegen, obwohl die Armendirektion dauernd die Praxis gehabt habe, ſie in erſter Linie in Anſpruch zu nehmen, und nach Ausbruch des Krieges ſei es notwendig geworden, monatlich 500 ℳ über den allgemein bewilligten Zu⸗ ſchuß hinaus zu gewähren, um der Klinik aus ihren Verlegenheiten herauszuhelfen. Nun ſei früher, als die Klinik gegründet worden ſei, ſie für die Stadt erforderlich geweſen, weil es damals an ſonſtigen kliniſchen Einrichtungen gleichen Zweckes fehlte. Unterdeſſen ſei aber das Krankenhaus Weſtend derart ausgebaut worden, daß es die Säuglinge aufnehmen könne, und außerdem ſei in der Säuglingsanſtalt des Auguſte⸗Vittoria⸗Hauſes eine Reſerve vorhanden, die für alle Fälle durchaus genügen würde. Es komme hinzu, daß, wenn auch das Krankenhaus in der Chriſtſtraße ſeinen Zweck in völlig befriedigender Weiſe erfüllt habe, immerhin ein großes Kranken⸗ haus vor einer ganz ſelbſtändig beſtehenden Klinik den Vorzug verdiene; denn dieſes verfüge auch über andere mediziniſch allgemein wertwolle Abteilungen: chirurgiſche Abteilung, bakteriologiſches Inſtitut und dergleichen, die natürlich in einer ſelbſtändigen Klinik fehlen müßten. Die Mitglieder des Ausſchuſſes haben die Gründe des Magiſtrats nicht für durchſchlagend er⸗ achtet. Es iſt eingewendet worden, daß die Klinik ſeit dem Jahre 1908 ſegensreich gewirkt habe und die Säuglingsklinik in der Chriſtſtraße zum min⸗ wachſene 5 %, in der Außerordentliche Sitzung vom 3. März 1915 gerade jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt ſei, dieſe Säuglingsklinik eingehen zu laſſen. Sei auch die Hospitaliſierung aus Gründen, die mit den Zeit⸗ verhältniſſen zuſammenhängen, gegenwärtig im Rück⸗ gang begriffen, ſo ſei doch vorauszuſehen, daß dieſe Entwicklung nach dem Kriege wieder aufhören werde, und dann werde es unter Umſtänden ſehr wichtig ſein, wenn der Stadt außer dem Krankenhauſe Weſtend und dem Auguſte⸗Viktoria⸗Haus noch eine Reſerve zur Verfügung ſtände. Dieſe Reſerve, die zu beſeitigen, ſei aber um ſo weniger angezeigt, als die Koſten für die Klinik in der Chriſtſtraße für die Stadt geringe ſeien, als ſich ſogar die Aufnahme von Säuglingen dort billiger ge⸗ ſtalte, als das vorausſichtlich im Weſtender Kranken⸗ haus der Fall wäre. Im Weſtender Krankenhaus betragen zurzeit die Verpflegungskoſten für Er⸗ Chriſtſtraße für jeden Säugling einſchließlich der Koſten für die Verpflegung des Perſonals 3,85 ℳ. Nun ſei zwar die Verpflegung von Kindern nicht ſo teuer wie die Verpflegung Er⸗ wachſener; auf der anderen Seite ſeien aber die Koſten für Bewachung, Wäſche und dergleichen mehr bei Kindern wieder höher. Von einer Seite iſt im Ausſchuß auch geltend gemacht worden, daß die Säuglingsklinit in der Chriſtſtraße dadurch, daß ſie im Arbeiterviertel liege, für große Teile der Be⸗ völkerung Charlottenburgs beſonderen Wert habe. Einig, meine Herren, waren Magiſtrat und Stadtverordnetenverſammlung in drei Punkten: einmal, daß die Säuglingsklinik in der Chriſtſtraße ſich in der vergangenen Zeit durchaus bewährt habe und gute Einrichtungen beſitze, die ihr nicht nur in den Kreiſen des Publikums, ſondern auch in ärät⸗ lichen Kreiſen Achtung verſchafft habe; ferner, daß die aufgenommenen Säuglinge zu mindeſtens 75% Charlotenburger Kinder ſeien, und endlich auch darin, daß im Weſtender Krankenhauſe zwar Ränme für Säuglinge verfügbar ſeien, daß aber durch die Richtbelegung mit Säuglingen dieſe Räume nicht etwa jetzt brach ſtänden, ſondern eine anderweitige zweckmäßige Verwendung fänden. Das Endergebnis darf ich dahin zuſammen⸗ faſſen, daß der Ausſchuß zum mindeſten den gegen⸗ wärtigen Zeitpunkt für ungeeignet hielt, die Klinik eingehen zu laſſen. Die Fürſorge für die Säuglinge wird nach dem Kriege mehr denn je eine wichtige Aufgabe der Kommune ſein, und es liegt kein Anlaß vor, dieſe Klinik, deren Erhaltung uns nicht erheb⸗ liche Koſten verurſacht, eingehen zu laſſen, beſonders nicht, bevor der dreijährige Vertrag, den ſie zurzeit noch mit ihrem Hauſe hat, abgelaufen iſt. In der Gewährung eines Zuſchuſſes in etwa der Höhe, wie er beantragt iſt, nämlich 8000 ℳ., ſieht der Ausſchuß kein Bedenken. Sollte es ſich ergeben, daß trotz des Zuſchuſſes die Klinik nicht lebensfähig iſt, dann wird immer noch Zeit ſein, hieraus die Folgerung zu ziehen und die Säuglinge nach Weſtend zu bringen, zumal es nach der Erklärung des Magiſtrats möglich ſein würde, alsdann unter Umſtänden in kurzer Zeit auch die Ueberführung der Sänglinge von der Chriſt⸗ ſtraße in das Weſtender Krankenhaus zu veranlaſſen. Der Ausſchuß empfiehlt Ihnen deshalb, ſeinem Beſchluſſe beizutreten. deſten bilden könnte, SDie Verſammlung beſchließt mit großer Mehr⸗ heit nach dem Antrage des Ausſchuſſes: